Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG stellt fest:
"Vom Mobilisierungsritual der Warnstreiks kurz nach Ablauf der Friedenspflicht lässt die IG Metall nicht ab, obwohl nicht nur die Autohersteller der Branche wirtschaftlich sehr zu kämpfen haben. Zudem hatten die Arbeitgeber als Zeichen ihrer Kompromissbereitschaft schneller als sonst ein erstes Angebot gemacht. Das liegt mit 3,6 Prozent mehr Lohn für 27 Monate zu Recht weit unter den geforderten sieben Prozent für zwölf Monate, die sich jenseits ökonomischer Ratio bewegen. Schließlich ist die Inflationsrate unter zwei Prozent gefallen. Es gibt auch keinen Nachholbedarf der gut verdienenden Metaller, denen die Tarifrunde 2022 in zwei Stufen 8,5 Prozent plus Inflationsausgleichsprämie brachte. Daher ist das Angebot eine realistische Basis, auf der aus Rücksicht auf die Krise ein schneller Abschluss möglich sein sollte."
Mit Blick auf die Tarifgespräche bei Volkswagen bemerkt ZEIT ONLINE:
"Mit Maximalforderungen schaden die IG Metall und der Betriebsrat denen, die sie vertreten – das gilt derzeit für die deutsche Industrie im Allgemeinen und für VW im Besonderen. Wollen sie möglichst viele Arbeitsplätze und Werke längerfristig erhalten, müssen sie im Gegenzug Abstriche bei ihren Lohnvorstellungen machen. Alles andere ist Realitätsverweigerung."
Das HANDELSBLATT hebt hervor, es sei normal, dass sich
"Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer laufenden Tarifrunde einig sind, dass sie uneinig sind. Doch Volkswagen läuft die Zeit davon. In China hat der Konkurrent BYD den Wolfsburger Konzern mit all seinen Marken inzwischen komplett überholt. Die Probleme von VW sind ein bisschen wie Zahnschmerzen: Je länger es dauert, sie zu beheben, desto schmerzhafter und teurer wird die Wurzelbehandlung."
Die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, spricht von einem gewachsenen Wohlstand für alle durch die Autoindustrie:
"Dass Gewerkschaften glauben, diesen Wohlstand weiter für ihre Klientel vermehren zu müssen, ist klar. Die Warnstreiks der IG Metall wurden zu einem Zeitpunkt ausgerufen, an dem die Autoindustrie und mit ihr die Spitze unserer Wirtschaft am Scheideweg steht. Zurückhaltung stünde den Gewerkschaften im Moment gut zu Gesicht."