06. November 2024
Die Wirtschaftspresseschau

In den Wirtschaftskommentaren geht es um den fränkischen Automobil-Zulieferer Schaeffler, der massiv Personal reduzieren will.

Fahnen mit dem Schriftzug der Schaeffler AG wehen am Rande der Hauptversammlung des Unternehmens in Herzogenaurach.
Kommentiert wird der angekündigte Stellenabbau beim Automobilzulieferer Schaeffler. (Daniel Karmann / dpa / Daniel Karmann)
Die BÖRSEN-ZEITUNG erläutert:
"4.700 Stellen in Europa, davon 2.800 in Deutschland, sind gefährdet. Das Unternehmen beschäftigt nach dem Zusammenschluss mit dem Zulieferer Vitesco 120.000 Menschen. Die Begründung von Schaeffler gleicht denen der Konkurrenten hierzulande: die flaue Konjunktur, die die Produktion von Autos mit Benzin- oder Dieselmotor trifft, das stark verlangsamte Hochlaufen der Elektromobilität und der verschärfte Wettbewerb. Doch all diese Entwicklungen sind längst bekannt. Die Vermutung drängt sich auf, dass der Vorstand von Schaeffler den Vollzug der Übernahme von Vitesco abgewartet hat. Gut einen Monat danach folgt nun die kalte Dusche."
In dem Abbauprogramm von Schaeffler zeige sich noch ein anderes strukturelles Problem, meint die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
"Die 4.700 wegfallenden Stellen werden durch Verlagerungen auf 3.700 begrenzt, und das geht zu Lasten der deutschen Standorte. Hier werden 2.800 Arbeitsplätze an zehn Standorten abgebaut, hier werden zwei Fabriken - eine in Homburg, eine in Hameln - dicht gemacht. Einziger Grund: Die heimischen Standorte sind zu teuer. Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig."
Dass bei einer Fusion wie der von Schaeffler und Vitesco Stellen wegfallen, sei nicht ungewöhnlich, betont die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG:
"Das wurde übrigens auch offen angekündigt, hat nur vor ein paar Wochen kaum jemanden interessiert. Gleichwohl bildet sich das Grundproblem der Autobauer längst auch bei den Zulieferern ab: Mit Verbrenner-Teilen wurde bislang das Geld verdient, mit Elektroantrieben soll es künftig verdient werden. Das erfordert nicht nur entsprechende Investitionen, sondern mindestens für eine Übergangszeit auch eine teure zweigleisige Strategie."
Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hebt hervor, der Wechsel vom Verbrennungsmotor auf die neue Elektroauto-Technologie sei für die
"Autohersteller und deren Großzulieferer ein gewaltiger finanzieller Kraftakt. Umso mehr ist es das für kleinere Unternehmen. Und wer den Umbau trotz aller Hindernisse geschafft hat, ist noch längst nicht auf der sicheren Seite. Denn in Europa werden weitaus weniger E-Autos verkauft als geplant. Weil Europas Hersteller unter dem Druck vor allem chinesischer Wettbewerber stehen, werden sie ihre Autos oft nicht mehr los, und die Zulieferer bleiben auf ihren Komponenten sitzen. Dies ist ein Teufelskreis."