27. November 2024
Die Wirtschaftspresseschau

In den Wirtschaftskommentaren der Zeitungen dreht sich heute alles um die vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zölle auf Importe aus Mexiko, Kanada und China.

Donald Trump tritt aus einem blauen Vorhang auf eine Bühne hervor.
Donald Trump hat schon vor seinem Amtsantritt hohe Zölle angekündigt. (imago / ZUMA Press Wire / Matias J. Ocner)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt dazu:
"Vielleicht hat mancher in Deutschland gedacht, dass Donald Trumps Handelspolitik nicht so drastisch ausfalle wie im Wahlkampf versprochen. Sein jüngster Vorstoß, am Tag eins im Weißen Haus hohe Zölle auf die Einfuhren der wichtigsten Handelspartner zu verhängen, signalisiert seine Entschlossenheit. Sie zeigt überdies, dass Trump auf Verträge pfeift. Denn es scheint ziemlich klar, dass die Zölle mit dem von ihm selbst ausgehandelten nordamerikanischen Freihandelsabkommen nicht zu vereinbaren sind."
Die WIRTSCHAFTSWOCHE meint zu den angekündigten Zöllen:
"Das trifft nicht nur die drei genannten Staaten hart, sondern indirekt auch die europäische Industrie. Sie hat in Mexiko viele Fertigungsstätten errichtet, um von dort aus mit Komponenten oder kompletten Produkten den US-Markt zu bedienen, schließlich bilden die USA, Kanada und Mexiko eine riesige Freihandelszone. Aber mit dieser Errungenschaft will Trump offenbar abschließen – ein ökonomisch wie politisch folgenreicher Entschluss. Vor diesem Hintergrund tun die Europäer gut daran, sich auf absehbare 'Strafaktionen' gegen deutsche Autos, französische Cognacs oder Aluminium und Stahl aus EU-Hochöfen vorzubereiten."
In der FRANKFURTER RUNDSCHAU heißt es:
"Optimisten mögen die Drohung als unkonventionellen Hebel für Verhandlungen interpretieren. Doch die Forderungen sind so maximal, dass die drei Länder sie unmöglich erfüllen können – schon gar nicht bis zum 20. Januar. Noch beunruhigender ist, dass Trump die Zölle nicht für den Ausgleich von Handelsungleichgewichten einsetzt, sondern als imperialistisches Druckmittel gegen politische Entscheidungen fremder Regierungen. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was das für Europa bedeutet. Die Zeiten gemeinsamer Werte und Regeln im transatlantischen Verhältnis sind vorbei."
Die BÖRSEN-ZEITUNG erläutert:
"Für die Automobilindustrie, die auf lange Planungszyklen blickt, ist die neue Unsicherheit Gift. Womöglich erzielt Trump damit dennoch den erwünschten Effekt. Denn die Vereinigten Staaten sind einer der beiden größten Automärkte weltweit. Die Branche kann auf diesen kaum verzichten. Insbesondere, da im weltgrößten Markt China einheimische Automarken sukzessive Anteile gewinnen. Neue Investitionen dürften schon zur Risikosenkung in den USA erfolgen. Die Zeit der Planbarkeit im globalen Handel läuft am 20. Januar ab. Denn dann verlässt Joe Biden das Weiße Haus."