
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG analysiert:
"Zum einen fürchtet die Wirtschaft natürlich nichts so sehr wie Unsicherheit. Wenn hohe Zölle angekündigt, diese kurz danach für einige Zeit ausgesetzt, darauf wieder neue Ausnahmen gemacht werden – dann ist das Gift. Wenn Verlässlichkeit fehlt, wird niemand investieren und neue Fabriken bauen. Zum anderen ist es ökonomisch unbestritten, dass Handel zu mehr Wohlstand führt. Wenn jeder das produziert, worin er besser ist als der andere, und man dann diese Güter austauscht, sind am Ende alle besser dran. Natürlich braucht es dazu Regeln, auch gegen unlauteren Wettbewerb. Allgemeine Zölle und Abschottung sind aber der falsche Weg."
Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg kritisiert die jüngsten Angriffe des US-Präsidenten auf die US-Notenbank Fed:
"Eine Notenbank kann ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie über Glaubwürdigkeit verfügt. US-Präsident Trump unternimmt jedoch mit seinen Drohungen in Richtung von Notenbankchef Powell alles, um dieses kostbare Gut zu zerstören. Schon jetzt bröckelt das Vertrauen in die Stabilität der Weltleit- und Reservewährung Dollar, was der hohe Goldpreis zeigt. Kehren dem Dollar die Anleger massenweise den Rücken zu, ist eine Finanzkrise nicht auszuschließen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG unterstreicht:
"Die IWF-Volkswirte finden es positiv, dass Deutschland die Schuldenbremse suspendiert hat, um viel Geld in Infrastruktur und Verteidigung zu stecken. Aber eine der großen Schwächen, die unadressiert bleibt, ist das mangelnde Wachstum in der Produktivität. Offensichtlich wird in Deutschland zu wenig investiert in Maschinen und Verfahren, die Arbeitnehmer produktiver machen."
Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf stellt fest:
"Schon jetzt ist die anfängliche Euphorie der Anleger über das deutsche Schuldenpaket der Ernüchterung gewichen. Die künftige Bundesregierung gebe kurzfristig zu wenig Wachstumsimpulse, zudem sei unklar, ob die Schulden tatsächlich in die Modernisierung des Landes fließen, so die Kritik. Der wohl neue Bundeskanzler Merz und sein wahrscheinlicher Vizekanzler Klingbeil müssen hier schnellstmöglich für Klarheit sorgen, um zumindest diese Unsicherheit zu beseitigen. Aber auch das wird nicht ausreichen, um die deutsche Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Genauso wenig wie das, was Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart haben. Dieser kann nur ein Startpunkt sein, aber auf der Strecke braucht es eine deutlich ambitioniertere Wirtschaftspolitik. Wenn Union und SPD den Fehler der Ampel wiederholen, droht auch die neue Bundesregierung schnell zu scheitern."