
Die BÖRSEN-ZEITUNG stellt fest:
"Die Frage nach Gewinnern im Streit der beiden führenden Wirtschaftsnationen sollte man sich tunlichst ersparen. Beide stehen auf der Verliererseite, allerdings in einem komfortableren Maße, als man es zuletzt befürchten musste. China wähnt sich in einem atmosphärischen Vorteil, der im eigenen Land gut ankommt. Man hat sich nicht eingeschüchtert gezeigt, mit exakten Gegenmaßnahmen geantwortet. Die unerschrockene Haltung dürfte dazu beigetragen haben, dass sich das ärgste Strafzollgewitter schneller als erwartet wieder verzogen hat. Es herrscht allerdings weiter eine ungemütliche Wetterlage."
Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf analysiert:
"US-Präsident Trump bildet sich ein, seine Handelspartner und -rivalen würden in vorauseilendem Gehorsam Zugeständnisse machen, weil die USA in bilateralen Verhandlungen ihre ganze 'erpresserische' Stärke ausspielen könnten. Weit gefehlt – insbesondere China, dessen Regierung handelspolitisch viel langfristiger, rationaler und strategischer agiert als Washington, hat sich mit aller Kraft zur Wehr gesetzt – und die gewünschte Wirkung erzielt. Denn der Anführer der freien Welt handelt – anders, als er glaubt – nicht aus einer Position der Stärke. Vielmehr offenbart er eine eklatante Schwäche im Handelskonflikt, nicht nur mit der Volksrepublik, sondern auch mit dem Rest der Welt."
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER sieht die vorübergehende Einigung als erheblichen Fortschritt:
"Mit einem Satz hat US-Finanzminister Bessent bemerkenswert weit vorgewagt: Keine der beiden Seiten wolle eine 'wirtschaftliche Entkopplung', sagte er in Genf. Das klang in Washington bisher anders und wäre eine echte Kurskorrektur. Die Frage ist nur, ob sie Bestand hat. Es wird davon abhängen, welche chinesischen Zugeständnisse Bessent in den nächsten drei Monaten meldet. Noch herrscht kein Frieden im Handelskrieg, sondern befristeter Waffenstillstand."
Der SÜDKURIER aus Konstanz blickt auf die Zollkrise zwischen den USA und der Europäischen Union:
"Schon im Juli läuft die von US-Präsident Trump verhängte Frist gegen die EU ab. Gibt es bis dahin keine Einigung, will er flächendeckend Zölle von 25 Prozent erheben. Bei all den Drohungen und Kraftproben macht Brüssel bislang eine bemerkenswert gute Figur. Statt in Panik zu verfallen, gibt sich die EU selbstbewusst, lässt sich nicht einschüchtern und spricht mit einer Stimme. Auf diese Einigkeit und die Besinnung auf das Recht als Handlungsgrundlage sollten sich die EU-Staaten aber auch dann besinnen, wenn gerade kein Zollkrieg tobt."