19. Mai 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft arbeiten die Menschen hierzulande im internationalen Vergleich weniger Stunden pro Jahr als in vielen anderen Ländern. Mehrere Zeitungen fragen, was die Zahlen zu bedeuten haben.

Ein Beschäftigter erfasst seine Arbeitszeit digital an einem Terminal.
Ein Beschäftigter erfasst seine Arbeitszeit digital an einem Terminal. (Sina Schuldt / dpa / dpa-tmn / Sina Schuldt)
Die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, glaubt:
"Studien, wer wie viel arbeitet, sind mit Vorsicht zu genießen. Auch diese. Angeblich, so sagen es die Forscher des Instituts der Deutschen Wirtschaft, arbeiten Italiener und Griechen viel mehr als wir Deutschen. Wie aber passen diese Zahlen mit den Meldungen von immer mehr Burnout-Fällen und Krankmeldungen aufgrund anderer psychischer Erkrankungen zusammen? Untersucht haben die Forscher schlicht, wie viel Arbeit von allen Erwerbsfähigen zwischen 15 und 64 Jahren geleistet wird. Die Zahlen sagen also eher etwas darüber aus, wie Arbeit verteilt ist. In Deutschland jedenfalls ungleicher als in anderen Ländern."
Die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN aus Münster analysieren:
"Hauptgrund für das geringe Arbeitsvolumen in Deutschland ist neben dem frühen Eintritt in die Rente die hohe deutsche Teilzeitquote. Im Jahr 2023 arbeiteten in der Bundesrepublik 30 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit, in Italien waren es zur gleichen Zeit nur rund 18 Prozent, in Polen lediglich sechs Prozent. Doch was macht die Teilzeitjobs hierzulande vor allem in Doppelverdiener-Haushalten so attraktiv? Oftmals ist es insbesondere die steile Steuerprogression, die den Arbeitswillen der Paare bremst."
Die neue Bundesjustizministerin Hubig von der SPD will die geplante Verlängerung der Mietpreisbremse schnell auf den Weg bringen. Die STUTTGARTER NACHRICHTEN halten die Maßnahme für richtig - denn:
"Das Ende der Mietpreisbremse würde eine rasant beschleunigte Steigerung der Preise zur Folge haben. Und zwar genau dort, wo die Lage heute schon angespannt ist: in Großstädten, deren Umland und in vielen Universitätsstädten. Doch eine dauerhafte Lösung ist die Mietpreisbremse nicht. Sie ist nur ein Anzeichen dafür, dass die Politik an einem kaputten System herumdoktert. Dabei braucht es grundsätzlichere Lösungen."
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG kommentiert eine Umfrage, wonach gut ein Drittel der Verbraucher in Deutschland wegen der Politik von US-Präsident Trump öfter auf amerikanische Produkte und Dienstleistungen verzichtet:
"Der Konsumstreik ist eher Selbstberuhigung als Systemkritik. Was bleibt, ist das gute Gefühl der moralischen Überlegenheit. Sobald der tugendhafte Impuls mit dem nächsten Rabattcode kollidiert, wird der Boykott abflauen. Über 36 Prozent der Befragten glauben ohnehin, dass Dienste wie Whatsapp oder Amazon längst unverzichtbar sind. Der Boykott muss selektiv bleiben – radikal kann er kaum sein."