20. Mai 2025
Die Wirtschaftspresseschau

In Deutschland haben im vergangenen Jahr so viele Menschen in Teilzeit gearbeitet wie noch nie. Bei den berufstätigen Frauen war es nach Zahlen des Statistischen Bundesamts sogar fast die Hälfte. Ein Thema in unserer Wirtschaftspresseschau.

Teilzeitarbeitsvertrag
Fast die Hälfte der berufstätigen Frauen in Deutschland arbeitet in Teilzeit. (IMAGO/Rüdiger Wölk)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG findet:
"Zunächst einmal ist es keine schlechte Nachricht, dass heute viel mehr Frauen berufstätig sind als vor zwanzig Jahren. Und die Tatsache, dass diese Entwicklung mit einem überproportionalen Anstieg von Teilzeitarbeit einherging, ist es zumindest nicht ohne näheren Beleg. Denn zweifellos hat eine größere Vielfalt an Teilzeitmöglichkeiten in der Arbeitswelt dazu beigetragen, dass sich Mütter heute seltener als früher genötigt sehen, ihren Beruf aus Rücksicht auf die Familie ganz aufzugeben. Das ist vorteilhaft, nicht nur arbeitsmarktpolitisch. Auch daran sollte man erinnern, bevor die gewohnten Interessenvertreter mit dem Begriff 'Teilzeitfalle' wieder die alleinige Debattenregie übernehmen."
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm sieht Handlungsbedarf, um Vollzeitarbeit zu erleichtern:
"Mehr und flexiblere Betreuungs- und Pflegeangebote sind der erste Baustein. Danach braucht es weitere Anreize für Mehrarbeit – attraktivere als die geplanten steuerfreien Überstundenzuschläge für Vollzeitler. Vielmehr sollte die Regierung am Steuersystem ansetzen, das es immer noch unattraktiv macht, Stunden aufzustocken."
In der Rentenpolitik kritisiert die STUTTGARTER ZEITUNG die aus ihrer Sicht zu zögerliche Haltung der neuen Regierung:
"Bei der Rente geht Schwarz-Rot nicht ausreichend voran. Die SPD hat durchgesetzt, dass das Rentenniveau weiter gesetzlich gesichert wird, die CSU darauf bestanden, die Mütterrente auszuweiten. Beides hilft vielen Menschen, ist aber teuer. Umso unverständlicher ist es da, dass die Koalition sich von einer fortschrittlichen Idee verabschiedet hat, die noch auf der Agenda der Ampel stand: Dank eines Generationenkapitals sollten Rentner künftig von Gewinnen am Aktienmarkt profitieren."
Der WESER-KURIER aus Bremen hält es für denkbar, auch Beamte in die Rentenversicherung einzubeziehen:
"Die Überlegungen von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) stellen keine sozialistischen Folterwerkzeuge dar, sondern könnten Ansätze sein, die Rentenversicherung auf ein solideres Fundament als bisher zu stellen. Heute schon stellt sich in vielen Stadtverwaltungen oder Lehrerkollegien die Gerechtigkeitsfrage: Obwohl sich Tätigkeit und Qualifikation in vielen Fällen nicht erheblich unterscheiden, sind Beamte deutlich komfortabler abgesichert als Angestellte. Daher ist es dringend geboten, das System der gesetzlichen Rentenversicherung auf den Prüfstand zu stellen. Die Debatte ist keineswegs beendet. Im Gegenteil, sie fängt jetzt erst richtig an."