10. Juli 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Zentrales Thema in den Kommentaren ist die italienische Bank Unicredit, die erneut ihre Anteile an der deutschen Commerzbank aufgestockt hat.

Das Logo und der Schriftzug der UniCredit Bank an einer Hausfassade
Die italienische UniCredit Bank hat ihre Anteile an der deutschen Commerzbank erneut aufgestockt (Archivbild). (picture alliance / NurPhoto / Michael Nguyen)
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt fest:
"Die Italiener halten jetzt rund 20 Prozent der Aktien und sind damit größter Aktionär der Commerzbank – noch vor dem deutschen Staat. Natürlich spricht erst einmal nichts dagegen, wenn Investoren aus Italien sich für deutsche Unternehmen oder Geldinstitute interessieren – oder umgekehrt. Zu Unicredit gehört ja bereits seit 2005 die Münchner Hypovereinsbank. Zusammen mit der Commerzbank sollen künftig Synergien realisiert werden, so der Plan. Doch so einfach ist das nicht. Zum einen ist eine Übernahme gegen den Willen der Mitarbeitenden und der Politik kompliziert und schwer umzusetzen. Zum anderen würde mit Unicredit in Europa eine ziemlich große Bank entstehen, die im Fall etwa einer Finanzkrise zu einem unkalkulierbaren Risiko werden könnte."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG meint, Unicredit-Vorstandschef Orcel gehe mit der Verdoppelung des direkten Anteils an der Commerzbank offenkundig aufs Ganze:
"Künftig schwankt nun jeder Quartalsgewinn Unicredits mit dem Commerzbank-Aktienkurs. Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Denn so viele Commerzbank-Aktien, wie Unicredit nun besitzt, kann man nicht einfach mal eben wieder verkaufen, ohne an der Börse den Kurs zu drücken und damit seiner eigenen Position als Aktionär zu schaden. Nein, Orcel will Großaktionär der Commerzbank bleiben. Die seit seinem Einstieg im September 2024 erreichte Gewinnverdoppelung mit den Aktien genügt ihm nicht. Er will die ganze Commerzbank."
Die BÖRSEN-ZEITUNG vermutet:
"Eine feindliche Bank-Übernahme wäre ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Denn es gibt keine Produktionsanlagen, die Kostenvorteile versprechen und die einhergehenden Nachteile womöglich kompensieren würden. Wie bei allen Dienstleistern ist das wichtigste Asset von Banken ihre Belegschaft und deren Beziehungen zur Kundschaft. Um Mehrwert zu stiften, braucht es daher die Unterstützung der Beschäftigten – möglichst auf allen Managementebenen. Gelingt dies nicht, drohen die Vorzüge des Zielunternehmens in den Händen der Käuferin zu zerrinnen wie Eis in der Sonne."
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER beobachtet:
"Verglichen mit den US-Großbanken ist der europäische Bankensektor immer noch stark fragmentiert. Europa steht sich in diesem Punkt mit seinen nationalen Egoismen häufig im Weg. Eine feindliche Übernahme und mangelnde Aufrichtigkeit sind aber keine Lösung. Damit verspielt man das Vertrauen der Politik, der Mitarbeiter und letztlich auch der Kunden."