
Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf findet, der Vorstoß verkenne das Prinzip der Rentenversicherung:
"Die umlagefinanzierte Rente basiert auf Vertrauen und dem Generationenvertrag - nicht auf nachträglicher Bestrafung jener, die jahrzehntelang viel eingezahlt haben. Die Boomer-Generation, von der es viele beim Berufseinstieg nicht leicht hatten, haben das System mitgetragen und Leistungsausweitungen ermöglicht. Ihnen nun den Schwarzen Peter zuzuschieben mag populär sein, ist aber weder ein nachhaltiges noch ein überzeugendes Finanzierungskonzept."
Der MÜNCHNER MERKUR konstatiert:
"In kaum einem Bereich ist Verlässlichkeit und langfristige Planung so wichtig wie in der Rentenpolitik. Schon 35- und 40-Jährige überlegen sich, wie viel sie fürs Alter sparen und vorsorgen: in berufsständischen Modellen, in Lebensversicherungen, in Immobilien, in ETF-Sparplänen. Statt hier zusätzlich abzugreifen, sollte der Staat solche Modelle fördern, so wie er es einst bei der misslungenen Riester-Rente mal geplant hatte. Es muss gerecht bleiben: Wer lange in die Rentenkasse einzahlt, muss mehr bekommen. Und wer gerade angesichts der wachsenden Rentenlücke privat vorsorgt, darf nicht der Dumme sein."
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN schreiben hingegen:
"Irgendwann muss man endlich anfangen, unsere Sozialsysteme, die in Zeiten entwickelt wurden, als es noch Schwarzweiß-Fernseher gab, an die gegenwärtigen Verhältnisse anzupassen. Und weil die Zeiten sich radikal geändert haben und sich die Politik viel zu lange im Weiter-so gesonnt hat, braucht es radikale Reformen. Die werden mit Zumutungen verbunden sein – was aber immer noch besser ist, als weiter nichts zu tun und alle Lasten den folgenden Generationen aufzubürden."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG geht auf die Haushaltskrise in Frankreich ein:
"Seit einem halben Jahrhundert ist der Staatshaushalt Jahr für Jahr im Minus. Ein Verständnis für die Notwendigkeit einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft fehlt einem nicht geringen Teil der politischen Elite wie der Öffentlichkeit. In den frühen Achtzigerjahren stand Frankreich nach wirtschaftspolitischen Irrfahrten von Sozialisten und Kommunisten kurz vor einem Hilferuf an den Internationalen Währungsfonds. Damals verhinderte eine unpopuläre Sanierungspolitik die Schmach. Heute sind in Paris Stimmen zu hören, die externe Hilfen nicht ausschließen wollen, sofern der finanzpolitische Zug in den Abgrund nicht anhält. Eine politische Mehrheit in der Nationalversammlung, die endlich die Notbremse zieht, ist anders als vor gut 40 Jahren aber nicht zu sehen."