
Das HANDELSBLATT kritisiert die Verhandlungsführung der EU:
"Aus der selbstbewussten Handelsmacht ist im Verlauf der vergangenen vier Monate eine Bittstellerin geworden. Der jüngste Kompromissvorschlag, den die Unterhändler der EU der US-Seite präsentiert haben, um den angedrohten Pauschalzoll von 30 Prozent im letzten Moment noch abzuwenden, ist kein Deal auf Augenhöhe. Er ist ein Gnadengesuch. Um Schlimmeres abzuwenden, ist die EU bereit, eine einseitige Zollerhöhung der Amerikaner hinzunehmen. Was Europa als Gegenleistung dafür erhält? Das Wort des notorisch wortbrüchigen US-Präsidenten."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG führt aus:
"Trump gibt kaum nach. Seine Zugeständnisse in den wenigen 'Deals' sind überschaubar. Die EU muss sich von der Illusion verabschieden, Trump werde einknicken, nur weil seine Wähler leiden. Im Gegenteil, ihr Leid kann ihn sogar stärken und das Narrativ vom unfairen Handel befruchten. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass diese Dynamik Grenzen hat. Wenn für Amerika nachteilige Handelsabkommen Aktienkurse sinken lassen und die Altersvorsorge vieler Amerikaner entwerten, könnten sich auch Trump-Wähler fragen, ob es wirklich die bösen Handelspartner sind, die Schuld an der Misere haben. Oder vielleicht doch Trump."
Thema in den WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN aus Münster ist die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Leitzins bei zwei Prozent zu belassen.
"Die EZB geht einen Mittelweg. Sie wartet ab und senkt die Leitzinsen erstmals seit vielen Monaten nicht weiter. Das ist gut so. Denn letztlich ist die Eindämmung von Preissteigerungen – zumindest oberhalb des selbstgesetzten Ziels von zwei Prozent – die Kernaufgabe der Währungshüter. Außerdem ist ohnehin fraglich, ob weiter sinkende Zinsen, die Unternehmer animieren, zu investieren. Vermutlich bremst ja nicht das Zinsniveau das Engagement der Investoren, sondern vielmehr die ungewisse Zukunftsperspektive."
Und der KÖLNER STADT-ANZEIGER meint zur EZB-Entscheidung:
"Unter den Verfechtern einer strammen Geldpolitik, Falken genannt, macht sich Erleichterung breit. Sie hatten schon befürchtet, dass die Zinsen jetzt ungebremst nach unten durchrauschen und eine neue Phase der Mini-Zinsen einsetzt. Mit einer Teuerung im Euro-Raum von 1,9 Prozent im Mai und 2 Prozent im Juni lässt sich das Zins-Stoppschild gut rechtfertigen. Damit hat die EZB die Inflation in die vorgeschriebene Zielzone gedrückt."