
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG bemerkt zur Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg:
"Die Begründung ist so nüchtern, wie sie in der aufgeheizten Auseinandersetzung zwischen Bahn, dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart nur sein kann: Die Verträge sind eben so. Schlecht verhandelt, liebe Bahn, so ließe sich die Sache achselzuckend abtun. Viele täten dies auch gerne, gehört die Endlos-Baustelle Stuttgart 21 doch zu den unbeliebtesten Großprojekten der Republik. Ungerecht ist das Ergebnis trotzdem, schließlich spielte die Politik sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene eine unrühmliche Rolle. Sie hat das Projekt aus Imagegründen gegen alle Widerstände durchgedrückt, bis es Dimensionen angenommen hat, die für die Deutsche Bahn nicht mehr zu stemmen waren."
DIE RHEINPFALZ aus Ludwigshafen stellt fest:
"Bei Stuttgart 21 stehen finanzieller Aufwand und Nutzen in einem eklatanten Missverhältnis. Dabei ist der Preis, der für das Stuttgarter Milliardengrab zu zahlen ist, noch gar nicht klar. Er hängt vor allem davon ab, wie die DB jetzt die fehlenden über 6 Milliarden Euro aufbringt. Die allerschlechteste Lösung wäre der Versuch, sich das Geld durch erhöhte Trassenpreise indirekt von den Bahnkunden zu holen."
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN finden:
"Das Urteil zu Stuttgart 21 ist eigentlich belanglos: Am Ende geht es immer zulasten der Steuerzahler. Schließlich ist die Bahn ein Staatsunternehmen. Was der Steuerzahler aber trotz einer Investition von knapp 12 Milliarden Euro nicht bekommt, ist ein besseres Bahnnetz. Stuttgart 21 steht für das Scheitern der Bahnpolitik der vergangenen drei Jahrzehnte – über alle Parteigrenzen hinweg."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG geht auf die von Union und SPD im Koalitionsvertrag vereinbarte Reform des Staatskonzerns ein:
"Richard Lutz hat die Deutsche Bahn in eine beispiellose Krise gelenkt. Er hat von großen Gewinnen im Ausland geträumt und dabei das Geschäft zu Hause vernachlässigt. Er hat die Verwaltung gnadenlos aufgebläht, parallel aber das Zugpersonal verbrannt. Und er hat die Infrastruktur verrotten lassen, weil der Bund nur kaputte Schienen ersetzte, nicht aber halb-kaputte instand setzte. Die Politik hat bei alldem viel zu lange zugeschaut. Der Bund muss wieder die Bahn steuern – nicht umgekehrt."