26. August 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Thema in den Zeitungen ist die Commerzbank. Die Großbank Unicredit aus Italien verkündete, bereits 26 Prozent aller Commerzbank-Aktien zu besitzen und ihren Anteil auf 29 Prozent erhöhen zu wollen. Bisher gehörten Unicredit 20 Prozent.

    Das Logo des Commerzbank ist an einer Filiale in Sichtweite der Zentrale des Geldinstituts angebracht.
    Thema in den Zeitungen: Die Großbank Unicredit will ihren Anteil an der Commerzbank weiter erhöhen. (dpa / Frank Rumpenhorst)
    Die WIRTSCHAFTSWOCHE schreibt dazu:
    "Der Schritt dürfte insbesondere die schwarz-rote Bundesregierung in Berlin weiter verärgern: Sie hatte zuletzt mehrfach verlautbart, nichts von einer Übernahme durch die Unicredit zu halten. So schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz in einem Brief an Commerzbank-Mitarbeiter, ein 'unabgestimmtes und unfreundliches Vorgehen' wie das der Italiener sei nicht akzeptabel."
    Die LAUSITZER RUNDSCHAU meint:
    "Der Bund hatte mit einem ungeschickten Aktien-Verkauf 2024 Unicredit regelrecht eingeladen, nach der Macht zu greifen. Dass die Commerzbank-Spitze und die Bundesregierung die feindliche Übernahme ablehnen, ist den Italienern offensichtlich egal. Wer die nationale Brille absetzt könnte sagen: Da sich Europa ja gerade auch wirtschaftlich auf sich selbst besinnen möchte, ist eine erstarkte Großbank aus Italien sogar sinnvoll."
    Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG stellt fest:
    "Es wirkt absurd, dass es ein Fehler sein soll, wenn eine europäische Bank in einem bewusst offengehaltenen Verfahren eine andere europäische Bank erwerben will. Angesichts der angespannten geopolitischen Lage wird oft der Begriff von europäischer Wehrhaftigkeit bemüht. Sie ist auch für die Finanzwirtschaft und ihre Kunden existenziell. Der Traum der Commerzbank, eigenständig zu bleiben, darf nur davon abhängen, ob sie im Fall eines Übernahmeangebots ihre Eigentümer überzeugen kann. Auch Unicredit ist ihren eigenen Aktionären verpflichtet. Eine Übernahme muss auch für sie einen Sinn ergeben. Am Ende siegt allein die wirtschaftliche Logik. Hoffentlich!"
    Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG folgert:
    "Wenn ein börsennotiertes Unternehmen ein anderes übernimmt, ist das erst mal kein Skandal. Aber wer sich an die Finanzkrise erinnert, versteht, warum Politiker und Politikerinnen bei so etwas nicht einfach zuschauen sollten. Die entscheidende Frage dabei ist weniger die Versorgung des Mittelstands mit Krediten, der Erhalt von Arbeitsplätzen oder gar Befindlichkeiten am Finanzplatz Frankfurt. Viel wichtiger ist: Banken sind schlichtweg keine Unternehmen wie jedes andere. Es ist ihnen weiterhin erlaubt, sich deutlich stärker zu verschulden als Industrieunternehmen. Gerät ein großes Kreditinstitut in Schwierigkeiten wie vor zwei Jahren die Credit Suisse, dann droht es das gesamte Finanzsystem mitzureißen – und der Staat muss einspringen. Trotz aller Reformen nach 2008 ist dieses 'Too big to fail'-Problem nicht gelöst."