28. August 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird die neue Zolldrohung von US-Präsident Trump gegen Länder mit Gesetzen zur Regulierung von Digitalkonzernen – und das weniger als eine Woche nach einer gemeinsamen Erklärung der USA und der EU zur Einigung im Zollstreit.

US-Präsident Donald Trump neben einer EU-Fahne.
Obwohl US-Präsident Trump die EU mit erhöhten Zöllen überzieht, verzichtet Brüssel bisher auf Gegenmaßnahmen. (picture alliance / AP / Jacquelyn Martin)
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG analysiert:
"Trump spielt den Erpresser im Sinne der 'großartigen US-Tech-Firmen', und der mühsam erreichte Waffenstillstand im Handelskonflikt steht wieder komplett infrage. Damit erinnert er die EU an zweierlei: Erstens, man kann diesen Mann nicht per Deal zähmen, und zweitens, es hat sich an der Erpressbarkeit Europas nichts geändert. In Brüssel erklärt die Kommission wieder einmal, die Digitalgesetze seien nicht verhandelbar, und EU-Parlamentarier fordern erneut harte Gegenmaßnahmen. Es sollte aber niemanden wundern, wenn am Ende das Gegenteil geschieht. Die Verhandlungsposition der Europäer war und ist schwach, und die Lust auf eine Eskalation ist nicht gewachsen. Der US-Präsident wird das weiterhin schamlos ausnutzen."
Die BÖRSEN-ZEITUNG geht auf die Vereinbarung aus der vergangenen Woche ein und fordert, dass die EU-Kommission nun robust nachverhandeln müsse:
"Das fordern auch die Wirtschaftsverbände. Nur so können die Unternehmen am Ende Planungssicherheit erhalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen. In letzter Konsequenz bedeutet das allerdings auch: Trump könnte einen neuen Handelskrieg vom Zaun brechen. Darauf sollten sich die Europäer einrichten."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG merkt an:
"Die EU hat mit dem Deal nur eins erreicht: einen Handelskrieg zu verhindern. Was das wert ist, ob es etwas wert ist, wird sich zeigen. Was folgt daraus? Die EU muss zu ihren Zusagen stehen. Wenn Trump aber den Waffenstillstand peu à peu aufkündigt, muss sie handeln. Jeder weitere Schritt zurück wird ihn nur bewegen, zwei Schritte voranzugehen."
Zum allgemeinen Verhältnis zwischen Europa und den USA in der Zollfrage schreibt die WIRTSCHAFTSWOCHE:
"Bis jetzt hat man in Brüssel gekuscht und gehofft, alles wird gut. Für diese Zuversicht – man kann es auch Blauäugigkeit nennen – gibt es nun keinen Grund mehr. Europa mit 450 Millionen Konsumenten ist gegenüber den USA mit 347 Millionen Einwohnern nicht machtlos. Vielleicht sollte man sich ein Beispiel an China nehmen. Die konsequente Gegenwehr in Peking war erfolgreicher als die Unterwerfung Europas. Auch Trump ist abhängig von einer funktionierenden Wirtschaft, auch er braucht florierende Märkte, um seine horrenden Staatsschulden bedienen zu können. Ein Handelskrieg hilft keinem, auch Trump nicht. So wie sich die Dinge im Zollstreit entwickeln, darf die EU den Gang in die Waffenkammer nicht mehr scheuen. Die Chancen, dann zu einem besseren Ergebnis zu kommen, sind besser als das fortgesetzte Nachgeben."