
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG findet:
"Im entscheidenden Verfahren hat ein Richter die Chance vergeben, für mehr Wettbewerb im Tech-Sektor zu sorgen. Zwangsverkäufe des Browsers Chrome oder des Betriebssystems Android sind vom Tisch. Dabei sind beide in erster Linie dazu da, um Nutzer in Googles System gefangen zu halten – und Konkurrenten kleinzuhalten. Das Urteil irritiert auch, weil derselbe Richter vergangenes Jahr ein Monopol von Google festgestellt hatte. Aber es fehlte offensichtlich der Mut, die Konsequenzen daraus zu ziehen."
Das HANDELSBLATT ist sich sicher, der iphone-Hersteller Apple sei der eigentliche Gewinner der Entscheidung und argumentiert:
"Das Gericht stellte Leitplanken auf, mit denen der Suchmarkt künftig weniger stark von Google dominiert sein soll. Der Suchriese muss seine Daten teilen. Plötzlich ist der Vorsprung des Konzerns nicht mehr uneinholbar. Die Datenhoheit, ein großer Trumpf von Google, verliert an Exklusivität und damit an Schrecken. Das Urteil könnte Apple nicht nur Zugang zu wertvollen Daten verschaffen. Im Wettrennen um Künstliche Intelligenz ist Zeit die vielleicht knappste und zugleich wertvollste Ressource. Während Google gebremst wird, darf Apple in Ruhe aufholen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG stellt fest:
"Die US-Wettbewerbsbehörden haben in den vergangenen Jahren eine neue Aggressivität im Umgang mit den Techgiganten an den Tag gelegt, sowohl unter Präsident Trump als auch unter seinem Vorgänger Biden. Das milde Google-Urteil ist für sie eine schwere Niederlage - und ein schlechtes Vorzeichen für ihre Kartellverfahren gegen andere Konzerne wie Meta, Amazon und Apple. Ähnlich wie Google kann etwa auch Meta auf verschärften Wettbewerb verweisen, vor allem durch Tiktok. Die größte Gefahr scheint den Unternehmen derzeit aus dem Markt zu drohen, nicht von Kartellbehörden."
Der US-Internetkonzern ist auch Thema in der FRANKFURTER RUNDSCHAU:
"Die EU-Kommission hat in letzter Minute den Schlag gegen Googles Monopol bei Online-Werbung gestoppt – aus Angst vor Donald Trump. Brüssel zeigt damit eine alarmierende Schwäche. Die Kommission knickt vor einem US-Präsidenten ein, der auf Erpressung statt Partnerschaft und auf Machtpolitik statt auf Recht und Gesetz setzt. Es ist eine Entscheidung, die Europas Unfähigkeit offenbart, dem gefährlichen Duo aus US-Präsident und Big Tech die Stirn zu bieten und europäische Gesetze durchzusetzen."