
"Die IAA war einmal das Schaufenster deutscher Ingenieurskunst, der PS-Tempel des Exportweltmeisters. Inzwischen wirkt sie wie ein Spiegel der Unsicherheit. Zwar präsentieren die hiesigen Hersteller wichtige neue Elektromodelle. Doch reicht das, um die deutsche Autoindustrie wieder in die Erfolgsspur zu bringen? Die Lage ist dramatisch. Der Heimatmarkt ist schwach, und im wichtigsten Exportland China bricht die Nachfrage für deutsche Marken ein. Dort bestimmen inzwischen heimische Anbieter den Takt – sie bieten E-Autos zu Preisen, die deutsche Hersteller nicht annähernd erreichen."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG erinnert an Zeiten, zu denen die deutsche und chinesische Autoindustrie in einer - Zitat "Symbiose" existierten:
"Die Deutschen durften den chinesischen Markt bespielen und verdienten dabei Milliarden: Im Gegenzug zwangen die Chinesen die Deutschen in ihre landesüblichen Joint-Ventures und gaben ihnen für eine Weile das gute Gefühl, wichtig zu sein. Dabei mussten die Deutschen das eine oder andere Know how preisgeben. Inzwischen ist die Symbiose aufgekündigt. Neue, chinesische Hersteller können jetzt selbst Autos bauen, und die Deutschen sitzen bereits in der nächsten Falle: Denn um es mit den neuen Rivalen aufnehmen zu können, brauchen sie hochmoderne Elektroautos mit großer Reichweite. Dafür wiederum brauchen sie die besten Batterien – und die kommen zu einem nicht unerheblichen Teil aus China. Es ist daher nicht völlig abwegig, wenn führende Automanager das Batteriezellen-Dilemma als Argument hinzuziehen, wenn sie auf längere Fristen für Verbrenner pochen. Zur Wahrheit gehört aber auch: In Hybris vereint, hatten die Autokonzerne wie auch ihre Zulieferer die Bedeutung der Batteriezellen lange unterschätzt."
"In China sollen Elektroautos bis 2035 die Mehrheit der Neuwagen ausmachen", bemerkt das HANDELSBLATT:
"Deutschland und Europa dagegen wirken, als würden sie noch immer die Spielregeln ausknobeln, obwohl das Turnier schon lange läuft. Umso fahrlässiger ist es, wenn Söder jetzt fordert, das EU-weite Verbrennerverbot 2035 zu kippen. Er suggeriert damit, der Verbrenner habe mit E-Fuels noch eine Zukunft. Allein Chinas Zehnjahresplan zeigt, dass an der Elektromobilität langfristig kein Weg vorbeiführt."
"Söders Ausbremsversuch ist aber auch aus einem anderen Grund kontraproduktiv", meint der KÖLNER STADT-ANZEIGER:
"Denn die lange schleppende Nachfrage nach E-Autos steigt inzwischen auch in Deutschland. Jetzt kommt es darauf an, nicht für neue Unsicherheit zu sorgen – weder in der Branche noch bei jenen, die ein Auto kaufen wollen."