07. November 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Bundeskanzler Merz sieht die deutsche Stahlindustrie in einer Existenzkrise und will die Branche auch mit Schutzzöllen unterstützen. Dazu schreiben die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN:

In einem Stahlwerk schaut sich ein Mitarbeiter große Spulen aus Stahl an.
Die Bundesregierung will der deutschen Stahlindustrie helfen. (picture alliance / dpa / Roland Weihrauch)
"Da ist nicht von ein paar Prozent die Rede. Nein, von bis zu 50 Prozent Zöllen spricht man. Die Menge an Stahl, die zollfrei nach Europa kommen kann, soll fast halbiert werden. Euphemistisch nennt man das Schutzzölle. Doch eigentlich ist es Abschottung. Es ist dem Kanzler schwer gefallen, sich dazu zu bekennen. Friedrich Merz ist doch im tiefsten Herzen ein Neoliberaler, einer, der den Marktkräften freien Lauf lassen will, weil er annimmt, das helfe allen am meisten. Aber nun zwingen ihn die Zeiten zum Verrat an seinen Idealen."
Die BÖRSEN-ZEITUNG meint:
"Den Wettbewerbsnachteil bei den Energiepreisen werden die deutschen Stahlkocher so schnell nicht los. Was der Branche langfristig wirklich helfen würde, wäre, die Rahmenbedingungen für die grüne Transformation zu verbessern. Und da wären wir beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft, bei der Schwarz-Rot bislang wenig Ambitionen an den Tag gelegt hat. Im Gegenteil: Mit ihrer Kraftwerksstrategie, die den Schwerpunkt in Richtung Gaskraftwerke verschoben hat, hat die Koalition das Tempo beim Wasserstoff-Hochlauf eher herausgenommen."
Der WESER-KURIER aus Bremen blickt auf die Konkurrenz aus China:
"Wer glaubt, dass die gegenwärtige Stahlüberproduktion mit Dumpingpreisen ewig andauern wird, ist mehr als schief gewickelt. Nein, sie dient allein dazu, unliebsame – in diesem Fall europäische – Konkurrenz mit geballter Macht aus dem Markt zu drängen, um nachher umso kräftiger abkassieren zu können."
Die Commerzbank hat die Gewinnerwartungen im dritten Quartal verfehlt, hält aber an ihren Zielen für das Gesamtjahr fest. Dazu bemerkt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
"Die Commerzbank-Chefin weiß, was ihr gern unterstellt wird: Bettina Orlopp erhöht jedes Quartal Prognosen für einzelne Geschäfte leicht. Da liegt es nahe zu vermuten, dass es ihr darum geht, den Aktienkurs als Schutz gegen die drohende Übernahme durch Großaktionär Unicredit nach oben zu treiben. Aber klar ist auch: Mit jeder erhöhten Prognose werden die Ziele schwerer erreichbar und eine Strafe der Börse im Fall des Verfehlens wahrscheinlicher."
Und auch die WIRTSCHAFTSWOCHE ist skeptisch:
"Bettina Orlopp feierte sich selbst. Die Bankerin pries die vorgelegten Zahlen als 'das beste operative Neun-Monats-Ergebnis in der Geschichte der Bank'. Damit hat Orlopp zwar ganz gewiss recht. Die Sache ist aber die: Bei genauer Analyse entpuppen sich derlei Aussagen als notdürftiges Zukleistern eines öffentlich bisher kaum beachteten Problems. Und das tut sich im Heimatmarkt auf: Das Frankfurter Geldhaus wächst hier nicht mehr. Das Deutschland-Geschäft stagniert."