22. Dezember 2025
Die Wirtschaftspresseschau

Der Aufschub des Mercosur-Handelsabkommens ist Thema in den Wirtschaftskommentaren. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schreibt dazu:

Das Logo des Mercosur ist an einer Wand hinter Flaggen der Mercosur-Mietglieder am Rande des Gipfels des Wirtschaftsbündnisses zu sehen
Die Unterzeichnung des Mercosur-Abkommens wurde erneut verschoben. (picture alliance/dpa | Santiago Mazzarovich)
"So wirklich überrascht war in Brasilien und Uruguay, in Paraguay und Argentinien wohl niemand. Allzu oft haben die Europäer das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten schon verzögert, gar an den Rand des Scheiterns gebracht – mal wegen umweltpolitischer Bedenken, mal wegen der Ängste französischer Bauern. Trotzdem sind die Umstände, unter denen die Staats- und Regierungschefs der EU die Unterschrift unter den Handelspakt soeben ein weiteres Mal aufgeschoben haben, peinlich für Europa – ihre Anführer wie Bundeskanzler Friedrich Merz hatten ja den Eindruck erweckt, alles sei längst entschieden. Der Aufschub in letzter Minute ist zugleich eine enorme Kränkung für die angeblichen südamerikanischen Wunschpartner – und bringt einen Abschluss auf törichte Weise in Gefahr."
Die TAGESZEITUNG - TAZ kommentiert:
"Bei diesem vierteljahrhundertealten Abkommen mag es um Symbolik gehen für die EU-südamerikanischen Beziehungen und wohl auch um ein Zeichen gegen Trumps Protektionismus. Aber es geht auch um eine Entscheidung, wie Handelsbeziehungen der Zukunft aussehen sollen. Und das ist wichtig in dieser Ära des Stärkeren, der Militarisierung, des Rückgangs von Verpflichtungen für gemeinsame globale Güter wie Gesundheit oder Klimaschutz. Während sich die EU-Kommission redlich bemüht hat, die industrielle Agrarlobby, die mit dem Export verdient, zu besänftigen, spielen die Sorgen von Kleinbauern, Umweltschützern, Klimaexpertinnen oder Menschenrechtlerinnen kaum eine Rolle. Eine Handelspolitik der Zukunft aber sollte sie ins Zentrum rücken."
Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz geht auf die schlechte Stimmung in der Wirtschaft ein:
"Nun ist die Wirtschaft derart enttäuscht von der Merz-Regierung, dass sich manche im Mittelstand abgewendet haben, um sich der rechtsextremen Alternative zuzuwenden, eine fatale Entwicklung. Doch das Ruder herumzureißen, ist nicht einfach nur die Aufgabe der Bundesregierung, des Kanzlers oder des Staates. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Alle müssen dabei mitmachen, die Unternehmen, die Gewerkschaften, die demokratischen Parteien, die Interessenverbände. Da die Lage so ernst ist, es nicht mehr 'nur' um den Erhalt des Wohlstands, sondern auch um den von Frieden und Freiheit geht, braucht es von allen Seiten eine konstruktivere Grundhaltung und endlich mehr Verantwortung fürs Ganze."