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Die Wissenschaft vom Wasser

Integrated Water Resources Management oder, auf Deutsch, Integriertes Wassermanagement, ist seit kurzem ein Studiengang - initiiert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Verantwortlich sind das Institut für Technologie in den Tropen an der Fachhochschule Köln und das Zentrum für Wasser und Umweltforschung an der Jordanischen Universität Amman.

von Mona Naggar |
    15 Studenten sind im neueingerichteten Studiengang Integriertes Wassermanagement eingeschrieben. Einige haben vorher Sozial- oder Wirtschaftswissenschaften, andere Ingenieurwissenschaften, wie Mustafa Nassir ad-Din. Um diesen Masterstudiengang aufnehmen zu können, hat Nassir ad-Din sogar seine Arbeit in der Wasserwirtschaft in der jordanischen Hauptstadt Amman aufgegeben:

    "Dieses Studium wird meine Erfahrungen bereichern und meine Kenntnisse im akademischen Bereich erheblich erweitern. Ich denke, dass ich mich damit sehr gut weiter qualifizieren werde. Ich war auch sehr darauf gespannt wie es sein wird mit Kommilitonen aus verschiedenen Ländern zu studieren. In den vergangenen Monaten habe ich durch meine Mitstudenten aus dem Irak, Syrien, Deutschland oder Jemen sehr viel über die Wasserprobleme in anderen Ländern lernen können."

    Mustafa Nassir ad-Din kommt aus Jordanien, einem Land, das zu den wasserärmsten der Erde zählt. Das hohe Bevölkerungswachstum in den letzten Jahren hat das Wasserproblem weiter verschärft. Hinzu kommen der verschwenderische Umgang der Jordanier mit dem wertvollen Element, der Raubbau den die Landwirtschaft betreibt und Konflikte mit den Nachbarn um die Nutzung des Jordanflusses. Die Situation in anderen Ländern des Nahen Ostens sieht ähnlich aus. Es sind stets mehrere Ursachen, die hinter der Wasserknappheit in Syrien, Irak oder Ägypten stecken. Um dieser Komplexität gerecht zu werden, ist der Studiengang interdisziplinär angelegt. Auf dem Semesterplan stehen ein breites Spektrum an Fächern: Wasserkreislauf, Bewässerung, Projektmanagement, politische Hintergründe der Wasserproblematik und viele praktische Übungen in Jordanien und in Deutschland. Die Studentin Eileen Maternowski:

    "Praktisch lief es ganz oft darauf hinaus, dass wir eben ins Feld gefahren sind, oft zum Jordanfluss und verschiedene Projekte der Entwicklungszusammenarbeit der GTZ und anderen Durchführungsorganisationen ablaufen uns anschauen konnten, mit den Leuten reden und spezielle Aufgaben hatten das zu evaluieren. ( ... ) Wir werden auch ein Training haben bei Sachsenwasser und es gibt auch hier Möglichkeiten hier Abwasseranlagen anzugucken."

    Das Besondere an diesem Studiengang, der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung initiiert wurde, ist die konsequente deutsch-jordanische Kooperation. Verantwortlich sind das Institut für Technologie in den Tropen an der Fachhochschule Köln und das Zentrum für Wasser und Umweltforschung an der Jordanischen Universität. Die Studenten verbringen ein Semester in Jordanien und das andere in Deutschland. Im dritten Semester wird die Masterarbeit vorbereitet. Die Lehrinhalte werden gemeinsam von deutschen und jordanischen Dozenten ausgearbeitet, die auch im Tandem unterrichten. Unterrichtssprache ist Englisch. Module zur interkulturellen Kommunikation helfen den Studenten sich an die andere Kultur und Sprache anzunähren und eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Der Student Mark Heering hat die interkulturellen Trainings zu schätzen gelernt:

    "Der Umgang mit Kritik hat sich in unserem Studiengang im Laufe der Monate grundlegend geändert. Am Anfang war das schon ein Potential für das Auslösen eines Streites, wenn wir versucht haben Kritik zu üben in unserer Art und Weise und der arabische Freund sich beleidigt gefühlt hat und dann unter der Gürtellinie zurückgeschossen hat aufgrund seiner Verletztheit. Das hat glaube ich sehr gut geklappt das jetzt über die Zeit mit verschiedenen interkulturellen Trainings und Einheiten, doch ein bisschen so ins Licht zu rücken, dass es verstanden wird wie man Kritik übt und das es eben keine Verletzungen der anderen Person ist und mittlerweile üben wir relativ offen Kritik ohne dass etwas passiert danach, ohne dass ein Streit entfacht."

    Professor Hartmut Gaese, Direktor des Instituts für Technologie in den Tropen an der Fachhochschule Köln, ist davon überzeugt, dass seine Studenten gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werden. Arabische Wasserverwaltungen und internationale Organisationen brauchen gut ausgebildete Experten mit der Fähigkeit zu ganzheitlichem Denken, so Gaese. Aber bevor es soweit sein wird, müssen die zukünftigen Wasserfachleute ihre Masterarbeit vorbereiten. Eileen wird dafür in den Libanon reisen, Mark nach Tunesien und Mustafa zurück nach Jordanien.

    Mehr zum Masterstudiengang "Integriertes Wassermanagement" finden Sie hier