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Die Wölfe sind zurück

Seit einigen Jahren bereits ist der Wolf in Deutschland wieder heimisch geworden, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass man ihn beim Spaziergang trifft, aber er ist da im Wald. Was ist zu tun, damit frei lebende Wölfe sich hierzulande wieder dauerhaft ansiedeln und von den Menschen akzeptiert werden? Mit dieser Frage hat sich der Naturschutzbund Deutschland, kurz NABU beschäftigt und dazu soeben in Berlin einen Aktionsplan vorgestellt.

Von Dieter Nürnberger | 17.05.2005
    Aus der Sicht der Naturschützer sollte man ganz einfach stolz darauf sein, dass der Wolf sich in Deutschland auch wieder heimisch fühlt – wie in anderen Ländern übrigens auch. Zudem sei der Wolf ein ganz interessantes Tier, welches durch Vorurteile hierzulande allerdings eher einen schlechten Ruf habe. Aber der Wolf gehöre zum Erbe der Tierwelt nun einmal dazu – und deswegen der Aktionsplan des Naturschutzschutzbundes, der auch Unterstützer aus der Wirtschaft findet. Der Automobilkonzern VW aus Wolfsburg unterstützt diese Aktion ebenso wie der Kleidungshersteller Jack Wolfskin. Man ist also stolz darauf, dass der Wolf so langsam in Deutschland wieder heimisch wird, Lutz von der Arbeitsgemeinschaft Pro Wolf in Sachsen.

    "Eingewandert ist er aus West-Polen. Es sind natürlich schon über mehrere Jahre lang immer wieder durchziehende Wölfe bekannt gewesen, aber es ist das erste Mal, dass sich in der Muskauer Heide ein Rudel niedergelassen hat: Und somit wurden auch das erste Mal in Deutschland wieder frei lebende Wölfe geboren."

    Der Naturschutzbund will nun diese positive Entwicklung aktiv begleiten – man schaut sich die Lebensräume an. Man will aber auch Vorurteile abbauen – und man will damit Landwirte und Förster überzeugen, dass der Wolf zwar ein reißerisches Tier ist, aber, dass er eben auch sehr scheu ist – gegenüber dem Menschen. Aber ganz klar, mit Schäfern beispielsweise müsse geredet werden, sagt Olaf Tschimpke, der Präsident des Nabu.

    "Der Wolf ist sicherlich kein unproblematisches Tier. Nichts desto trotz ist er aber von allein wieder nach Deutschland gekommen, er hat somit ein Anrecht darauf, hier wieder heimisch zu werden. Und mit unseren geplanten Maßnahmen, beispielsweise dem Betreuersystem wollen wir Akzeptanz erzielen. Und gleichzeitig wollen wir für die, die mal betroffen sein könnten, einen Entschädigungsfonds einrichten. Für die Schäfer beispielsweise – das muss unbürokratisch passieren, hier ist auch die Landesregierung gefordert. Und dann wird sich auch die Akzeptanz und auch die Bewunderung für dieses wirklich hervorragende Tier schnell wieder einstellen."

    Ziel ist es, ein Netzwerk von Wolfsbetreuern aufzubauen, die in den betroffenen Bundesländern wie Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aktiv werden sollen. Diese Betreuer sollen ehrenamtlich arbeiten – und das Tier dabei auch beobachten. Keine allzu leichte Sache übrigens, weil das Tier sehr scheu ist. Wissen zu vermitteln – über ein hierzulande fast vergessenes Tier – das sollte der erste Schritt sein, sagt Lutz Runge aus Sachsen.

    "Es braucht niemand vor den Wölfen Angst haben. Andere Länder in Europa wie beispielsweise Italien, Spanien oder auch Portugal haben uns das schon vorgemacht. Das sollten wir in Deutschland auch können. Die Angst rührt doch eher aus alten Märchen, dieses grimmige Tier, welches dort dargestellt wurde. Da wollen wir künftig Öffentlichkeitsarbeit betreiben, um den Menschen die Angst zu nehmen. Er braucht sie wirklich nicht haben."

    Information also an erster Stelle, damit aber auch verbunden ein paar Forderungen an die Politik, die Lebensräume für den Wolf in Deutschland wieder zu schaffen. Nabu-Chef Olaf Tschimpke denkt da an folgendes:

    "Wir brauchen große und unzerschnittene Rückzugsräume für den Wolf. So etwas muss man schützen. Und es geht hier auch um die vielen ehemaligen Truppenübungsplätze. Wir haben auch noch viele BVVG-Flächen, die immer noch nicht übergeben worden sind. Und auch die Privatisierung der Wälder ist ein Thema – aber entscheidend wird sein, dass die Wölfe ungestörte Lebensräume haben. Dann sind sie Tiere, mit denen der Mensch gut auskommen kann. "

    Ein Hauptproblem dürften dabei die Jäger sein, nicht die organisierten, sondern eher die freien Jäger. Davon gibt es in Sachsen recht viele. Die sind nicht auf die Trophäen aus, sondern sie sehen im Wildhund eher eine Konkurrenz, denn genauso wie die Jäger hat es auch der Wolf ganz natürlich auf Rot- und Rehwild abgesehen. Da könnten also künftig die Konflikte liegen .