Von Volker Mrasek
Verglichen mit dem, was es einst war, ist unser Land heute nur noch wie ein kranker, bis auf das Skelett abgemagerter Körper.
So beschrieb der griechische Philosoph Platon vor rund 2.400 Jahren den Zustand der Böden in Attika. Schon in der Antike, so scheint es, war Ackerland "degradiert", das heißt: übernutzt, nährstoffverarmt und ausgelaugt oder gänzlich unfruchtbar geworden. Vor Jahrhunderten mag das noch ein regionales Problem gewesen sein. Doch was würde Platon heute sagen, bei einer Weltbevölkerung von sechs Milliarden Menschen und einem Bodenverlust, der längst globale Ausmaße angenommen hat? Wahrscheinlich würde er warnend den Finger erheben. So wie das Sekretariat der "UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung". Sie kam vier Jahre nach dem Umweltgipfel in Rio zustande, getragen von über 160 Staaten der Erde. Die aktuelle Diagnose:
In vielen Ländern hat aufgrund des Bevölkerungswachstums der Siedlungsdruck enorm zugenommen. Überweidung und Übernutzung führen dort zu Erosion, fruchtbarer Boden wird vom Wind davongetragen. Übrig bleibt lediglich Staub, auf dem nichts mehr wächst. Aber auch die Entwaldung großer Flächen und Klimaänderungen begünstigen die Degradierung des Bodens. Schätzungsweise 24 Milliarden Tonnen Oberboden gehen so jedes Jahr verloren - die Menge entspricht der landwirtschaftlichen Nutzfläche der USA.
UN-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete Wüstenbildung und Bodenentwertung jüngst als universelle Bedrohung:
Die Konsequenzen sind bereits auf allen Kontinenten zu spüren. In den nächsten 20 Jahren wird erwartet, dass mehr als sechs Millionen Menschen in der Sahel-Zone in weniger lebensfeindliche Gebiete ziehen müssen, wenn die Wüstenbildung nicht gestoppt wird. Im Nordosten Asiens haben Staub- und Sandstürme menschliche Siedlungen unter sich begraben. Auch in Südeuropa war die Landschaft einst grün, jetzt ist sie unfruchtbar und braun.
Am dramatischsten verläuft die Entwicklung in Afrika. Das dokumentieren Satellitenaufnahmen. Am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat man die Messreihen aus dem All ausgewertet - und festgestellt. Binnen 15 Jahren ist die Wüste in Afrika zuletzt um 580.000 Quadratkilometer gewachsen. Das ist eine Fläche größer als Frankreich. Der fortschreitende Bodenschwund war auch schon ein Thema für den Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung. Das Expertengremium kam zu dem Schluss, es bestehe "dringender Handlungsbedarf":
Der Schutz der Böden ist von weltweiter Bedeutung. Bodenzerstörung kann zur Erderwärmung beitragen, verstärkt den Verlust biologischer Vielfalt und bedroht die globale Nahrungsproduktion.
Reiche Industrienationen können überstrapazierte Böden vielleicht vorübergehend wieder auffrischen. "Meliorieren" nennt man das. Das geschieht durch Verbesserung des Wasser- und Nährstoffhaushaltes oder der Bodenstruktur. Arme Länder jedoch haben nicht die Mittel dazu. Dort hilft nur Hilfe zur Selbsthilfe, wie sie die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in verschiedenen Pilotprojekten leistet. Im zentralasiatischen Turkmenistan etwa leitet die GTZ die Bevölkerung dazu an, ihren Lebensraum gegen die Karakum-Wüste zu behaupten. Dazu werden Bäume gepflanzt, Nutzgärten, Terrassen und Weiden angelegt. Das grüne Mosaik soll vorrückende Wanderdünen aufhalten. Doch solche Initiativen sind nur ein Tropfen auf den heißen Sand. Bisher fließt kaum Geld in die Bekämpfung der Wüstenausbreitung. Deshalb ist auch die UN-Konvention vorerst bloß ein Papiertiger. Darin verpflichten sich die Vertragsstaaten zwar, vor allem dem dürregeplagten Afrika zu helfen. Doch die Umsetzung stockt. Kofi Annan nahm das erst neulich zum Anlass, den reichen Staaten der Erde die Leviten zu lesen - so gut er das als UN- Diplomat kann:
Ich rufe die Industrienationen auf, sich an die Vereinbarungen zu halten, die sie gemeinsam vor zehn Jahren in Rio de Janeiro beschlossen haben. Dies beinhaltet auch die finanzielle Unterstützung.
Verglichen mit dem, was es einst war, ist unser Land heute nur noch wie ein kranker, bis auf das Skelett abgemagerter Körper.
So beschrieb der griechische Philosoph Platon vor rund 2.400 Jahren den Zustand der Böden in Attika. Schon in der Antike, so scheint es, war Ackerland "degradiert", das heißt: übernutzt, nährstoffverarmt und ausgelaugt oder gänzlich unfruchtbar geworden. Vor Jahrhunderten mag das noch ein regionales Problem gewesen sein. Doch was würde Platon heute sagen, bei einer Weltbevölkerung von sechs Milliarden Menschen und einem Bodenverlust, der längst globale Ausmaße angenommen hat? Wahrscheinlich würde er warnend den Finger erheben. So wie das Sekretariat der "UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung". Sie kam vier Jahre nach dem Umweltgipfel in Rio zustande, getragen von über 160 Staaten der Erde. Die aktuelle Diagnose:
In vielen Ländern hat aufgrund des Bevölkerungswachstums der Siedlungsdruck enorm zugenommen. Überweidung und Übernutzung führen dort zu Erosion, fruchtbarer Boden wird vom Wind davongetragen. Übrig bleibt lediglich Staub, auf dem nichts mehr wächst. Aber auch die Entwaldung großer Flächen und Klimaänderungen begünstigen die Degradierung des Bodens. Schätzungsweise 24 Milliarden Tonnen Oberboden gehen so jedes Jahr verloren - die Menge entspricht der landwirtschaftlichen Nutzfläche der USA.
UN-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete Wüstenbildung und Bodenentwertung jüngst als universelle Bedrohung:
Die Konsequenzen sind bereits auf allen Kontinenten zu spüren. In den nächsten 20 Jahren wird erwartet, dass mehr als sechs Millionen Menschen in der Sahel-Zone in weniger lebensfeindliche Gebiete ziehen müssen, wenn die Wüstenbildung nicht gestoppt wird. Im Nordosten Asiens haben Staub- und Sandstürme menschliche Siedlungen unter sich begraben. Auch in Südeuropa war die Landschaft einst grün, jetzt ist sie unfruchtbar und braun.
Am dramatischsten verläuft die Entwicklung in Afrika. Das dokumentieren Satellitenaufnahmen. Am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat man die Messreihen aus dem All ausgewertet - und festgestellt. Binnen 15 Jahren ist die Wüste in Afrika zuletzt um 580.000 Quadratkilometer gewachsen. Das ist eine Fläche größer als Frankreich. Der fortschreitende Bodenschwund war auch schon ein Thema für den Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung. Das Expertengremium kam zu dem Schluss, es bestehe "dringender Handlungsbedarf":
Der Schutz der Böden ist von weltweiter Bedeutung. Bodenzerstörung kann zur Erderwärmung beitragen, verstärkt den Verlust biologischer Vielfalt und bedroht die globale Nahrungsproduktion.
Reiche Industrienationen können überstrapazierte Böden vielleicht vorübergehend wieder auffrischen. "Meliorieren" nennt man das. Das geschieht durch Verbesserung des Wasser- und Nährstoffhaushaltes oder der Bodenstruktur. Arme Länder jedoch haben nicht die Mittel dazu. Dort hilft nur Hilfe zur Selbsthilfe, wie sie die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in verschiedenen Pilotprojekten leistet. Im zentralasiatischen Turkmenistan etwa leitet die GTZ die Bevölkerung dazu an, ihren Lebensraum gegen die Karakum-Wüste zu behaupten. Dazu werden Bäume gepflanzt, Nutzgärten, Terrassen und Weiden angelegt. Das grüne Mosaik soll vorrückende Wanderdünen aufhalten. Doch solche Initiativen sind nur ein Tropfen auf den heißen Sand. Bisher fließt kaum Geld in die Bekämpfung der Wüstenausbreitung. Deshalb ist auch die UN-Konvention vorerst bloß ein Papiertiger. Darin verpflichten sich die Vertragsstaaten zwar, vor allem dem dürregeplagten Afrika zu helfen. Doch die Umsetzung stockt. Kofi Annan nahm das erst neulich zum Anlass, den reichen Staaten der Erde die Leviten zu lesen - so gut er das als UN- Diplomat kann:
Ich rufe die Industrienationen auf, sich an die Vereinbarungen zu halten, die sie gemeinsam vor zehn Jahren in Rio de Janeiro beschlossen haben. Dies beinhaltet auch die finanzielle Unterstützung.