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Die Zahl der Krankenkassen sinkt

Die deutsche Krankenkassenlandschaft ist in Bewegung. Bereits im vergangenen Januar fusionierten zum Beispiel die AOK Sachsen und die AOK Thüringen, die Kaiser´s Betriebskrankenkasse und die Siemensbetriebskrankenkasse, im Juli schlossen sich die Hamburgische Zimmererkrankenkasse und die Gmünder Ersatzkasse zusammen.

Von Melanie Hinter |
    Und auch zu Beginn des Jahres standen Fusionen an. Zum Beispiel die der Techniker Krankenkasse und der IKK-Direkt. Diese Fusion lässt die größte deutsche Krankenkasse entstehen mit rund 7,1 Millionen Versicherten. Die Barmer Ersatzkasse rutscht damit auf Platz zwei.

    Der Fusionszug rollt weiter - zum 1. April 2009 entsteht die KKH Allianz durch einen Zusammenschluss der viertgrößten bundesweiten Kasse, der Kaufmännischen Krankenkasse und der Betriebskrankenkasse der Allianz.

    Das dürfte nach Einschätzungen von Experten erst der Anfang sein - im ersten Jahr des Gesundheitsfonds seien 30 bis 40 Fusionen möglich, heißt es.

    Der Grund: Der Gesundheitsfonds verändert die Spielregeln für den Wettstreit zwischen den gesetzlichen Krankenkassen. Sie sollen in Zukunft nicht mehr um den niedrigsten Beitragssatz, sondern um Qualität und Angebote für die Versicherten konkurrieren.

    Kassen, die bisher mit einem günstigen Beitragssatz und einem abgespeckten Service um Versicherte buhlten, müssen jetzt, wie alle anderen, den einheitlichen Beitragssatz von 15,5 Prozent erheben. Das wichtigste Argument, zu ihnen zu wechseln, fällt damit weg.

    Zudem verändert sich der Finanzausgleich. Bislang warben Krankenkassen vor allem gesunde Mitglieder - die zahlten Beiträge und kosteten wenig. Mit dem neuen Finanzausgleich ändert sich das. Das Geld der Versicherten fließt zunächst in den Gesundheitsfonds, dieser verteilt das Geld dann an die Krankenkassen. Für jeden Versicherten erhalten sie eine monatliche Pauschale. Sie richtet sich nach dem Alter, dem Geschlecht und dem Gesundheitszustand der Versicherten. Dieser neue Ausgleich soll das System gerechter machen. Wer viele kranke, und damit teure Versicherte hat, bekommt auch mehr Geld. Kommt eine Kasse mit dem ihr zugewiesenen Geld nicht aus, kann sie einen Zusatzbeitrag erheben. Doch mit dem Finanzausgleich steigt der Aufwand, der zur Dokumentation nötig ist. Das könnte vor allem kleine Kassen belasten.

    Hinzu kommt, dass Krankenkassen seit 2003 mit Ärzteverbänden, Pharmaherstellern und Krankenhäusern direkte Verträge abschließen dürfen. Hier sind große Kassen im Vorteil, da sie den Anbietern günstige Preise abhandeln können. Kleine Versicherer müssten sich dazu erst zu Verbünden zusammenschließen.

    Die Zahl der Krankenkassen dürfte somit weiter sinken. Der Wunsch der sozialdemokratischen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt scheint sich zu erfüllen. Sie möchte, dass es langfristig statt heute wie gut 200 nur noch 30 bis 50 Kassen geben soll.