Die berühmtesten Pfälzer der näheren Zeitgeschichte sind Fritz Walter und Helmut Kohl. Sie finden sich, allerdings nur als Pappmaschee, in einer Art Walhalla großer Söhne (und einiger Töchter) der Pfalz am Ende der Ausstellung. Dort sieht man auch Max Slevogt und Ernst Bloch, den BASF-Gründer Friedrich Engelhorn und Henry John Heinz, der als Kind pfälzischer Einwanderer in den USA die segensreiche Ketchupsoße erfand.
Diese doch eher virtuelle Versammlung pfälzischer Persönlichkeiten macht auch schon das Grundproblem der Ausstellung deutlich: Es war unheimlich schwer, Exponate zu finden. Eigentlich soll die Zeit der Wittelsbacher bebildert werden, also jenes Jahrhundert zwischen 1816 und 1918, in dem die linksrheinische Pfalz von Bayern aus regiert wurde. Das als "Königreich Pfalz" zu titulieren, ist kuratorisch natürlich ein bisschen frech. Maximilian I. Joseph war ein in Schwetzingen geborener Pfälzer auf dem Bayern-Thron; dorthin gelangte er von Napoleons Gnaden 1806. Er liebte Frankreich und trug Chapeau claque. Die bayerischen Könige, die nebenbei die Pfalz beaufsichtigten, haben sich insgesamt für die vom revolutionären Freiheitsdenken infizierte Provinz aber nie sonderlich interessiert. Umso heftiger die Aufmärsche, Tänze, Musiken, Reden und sonstige Inszenierungen, wenn mal der König zu Besuch kam.
Für die Kuratorin der Ausstellung, Simone Heimann, bestand der Job nun darin, diese Personen fassbar zu machen.
"Es hat einen großen Reiz ausgeübt auf uns, in der Pfalz zu schauen, was gibt es denn eigentlich noch aus bayerischer Zeit, von Zweibrücken bis Kaiserslautern und Kirchheim-Bolanden bis Speyer. Das ist die eine Seite. Und natürlich waren wir auch bei den Kolleginnen und Kollegen in den großen bayerischen Museen zu Gast."
Es gibt aber auch in bayerischen Museen nicht allzu viel zur Pfalz. Man behilft sich mit Prunkuniformen, Helmen, Herrscherbildnissen, die die unfassbare Eitelkeit der Epoche deutlich machen. Joseph Karl Stieler malte Ludwig I. im Jahr seiner Krönung 1825 - da wusste Ludwig noch nichts von Lola Montez und dem Wahnsinn des Begehrens. Immerhin ließ er, von Napoleon inspiriert, die pfälzische Landschaft vermessen – die Lithographiesteinplatten für die Landkarten sind wirklich beeindruckend präzis. Und er baute bei Edenkoben die italianisierte Villa Ludwigshöhe, um königliche Präsenz zu zeigen; die Rheinschanze (gegenüber Mannheim) wurde von ihm handels-technisch gefördert und in Ludwigshafen umbenannt. "In dankbarer Erinnerung" bauten ihm die Bürger den Ludwigsbrunnen - ein Modell in Silber ist in der Ausstellung zu sehen, ebenso ein "Raupenhelm".
Das ist schön, aber, trotz eines wunderbaren Ausstellungsdesigns, nicht genug. Man sieht Exponate wie die Nachtkerze des durchreisenden Napoleon oder einen bei Krähenberg 1869 eingeschlagenen Meteoriten, der von dem späteren Pfälzer Polarforscher Georg von Neumayer untersucht wurde. Viel wichtiger aber ist es den Ausstellungsmachern, schnell weiterzuschreiten zu Hambacher Fest und 48er-Revolution, zu den vielen Auswanderern, zur Industrialisierung, zur Badischen Anilin- und Sodafabrik, zu der Nähmaschinenfirma Pfaff, die vorher Blechblasinstrumente fertigte, zur Rheinbegradigung, der Pfälzer Weinwirtschaft und den letzten Goldwäschern, die im Rhein tatsächlich noch Gold schürften.
Also, ein Schnelldurchgang durch die pfälzische Geschichte, ein Strauß Buntes zum Wittelsbacherjahr. Für die Kuratorin Simone Heimann ist sowieso die Grenzsituation der Pfalz am wichtigsten, die Nähe zu Frankreich, die, jenseits von Weißwein und Saumagen, für Offenheit sorgt.
"Das geht bis hin zur Sprache, wo sich viele französische Begriffe in der Pfälzer Mundart überliefert haben. Ich glaube, diese Grenzlandsituation ist in der Geschichte der Region, aber auch heute viel prägender als der Wein oder die BASF."
Das Historische Museum der Pfalz in Speyer ist übrigens selber das größte Exponat der Ausstellung: 1869 wurde es im Realgymnasium in Speyer als Museum für den bayerischen Regierungsbezirk Pfalz gegründet. Und als es 1910 ein eigenes Gebäude bekam, war die Pfalz immer noch bayerisch.
Diese doch eher virtuelle Versammlung pfälzischer Persönlichkeiten macht auch schon das Grundproblem der Ausstellung deutlich: Es war unheimlich schwer, Exponate zu finden. Eigentlich soll die Zeit der Wittelsbacher bebildert werden, also jenes Jahrhundert zwischen 1816 und 1918, in dem die linksrheinische Pfalz von Bayern aus regiert wurde. Das als "Königreich Pfalz" zu titulieren, ist kuratorisch natürlich ein bisschen frech. Maximilian I. Joseph war ein in Schwetzingen geborener Pfälzer auf dem Bayern-Thron; dorthin gelangte er von Napoleons Gnaden 1806. Er liebte Frankreich und trug Chapeau claque. Die bayerischen Könige, die nebenbei die Pfalz beaufsichtigten, haben sich insgesamt für die vom revolutionären Freiheitsdenken infizierte Provinz aber nie sonderlich interessiert. Umso heftiger die Aufmärsche, Tänze, Musiken, Reden und sonstige Inszenierungen, wenn mal der König zu Besuch kam.
Für die Kuratorin der Ausstellung, Simone Heimann, bestand der Job nun darin, diese Personen fassbar zu machen.
"Es hat einen großen Reiz ausgeübt auf uns, in der Pfalz zu schauen, was gibt es denn eigentlich noch aus bayerischer Zeit, von Zweibrücken bis Kaiserslautern und Kirchheim-Bolanden bis Speyer. Das ist die eine Seite. Und natürlich waren wir auch bei den Kolleginnen und Kollegen in den großen bayerischen Museen zu Gast."
Es gibt aber auch in bayerischen Museen nicht allzu viel zur Pfalz. Man behilft sich mit Prunkuniformen, Helmen, Herrscherbildnissen, die die unfassbare Eitelkeit der Epoche deutlich machen. Joseph Karl Stieler malte Ludwig I. im Jahr seiner Krönung 1825 - da wusste Ludwig noch nichts von Lola Montez und dem Wahnsinn des Begehrens. Immerhin ließ er, von Napoleon inspiriert, die pfälzische Landschaft vermessen – die Lithographiesteinplatten für die Landkarten sind wirklich beeindruckend präzis. Und er baute bei Edenkoben die italianisierte Villa Ludwigshöhe, um königliche Präsenz zu zeigen; die Rheinschanze (gegenüber Mannheim) wurde von ihm handels-technisch gefördert und in Ludwigshafen umbenannt. "In dankbarer Erinnerung" bauten ihm die Bürger den Ludwigsbrunnen - ein Modell in Silber ist in der Ausstellung zu sehen, ebenso ein "Raupenhelm".
Das ist schön, aber, trotz eines wunderbaren Ausstellungsdesigns, nicht genug. Man sieht Exponate wie die Nachtkerze des durchreisenden Napoleon oder einen bei Krähenberg 1869 eingeschlagenen Meteoriten, der von dem späteren Pfälzer Polarforscher Georg von Neumayer untersucht wurde. Viel wichtiger aber ist es den Ausstellungsmachern, schnell weiterzuschreiten zu Hambacher Fest und 48er-Revolution, zu den vielen Auswanderern, zur Industrialisierung, zur Badischen Anilin- und Sodafabrik, zu der Nähmaschinenfirma Pfaff, die vorher Blechblasinstrumente fertigte, zur Rheinbegradigung, der Pfälzer Weinwirtschaft und den letzten Goldwäschern, die im Rhein tatsächlich noch Gold schürften.
Also, ein Schnelldurchgang durch die pfälzische Geschichte, ein Strauß Buntes zum Wittelsbacherjahr. Für die Kuratorin Simone Heimann ist sowieso die Grenzsituation der Pfalz am wichtigsten, die Nähe zu Frankreich, die, jenseits von Weißwein und Saumagen, für Offenheit sorgt.
"Das geht bis hin zur Sprache, wo sich viele französische Begriffe in der Pfälzer Mundart überliefert haben. Ich glaube, diese Grenzlandsituation ist in der Geschichte der Region, aber auch heute viel prägender als der Wein oder die BASF."
Das Historische Museum der Pfalz in Speyer ist übrigens selber das größte Exponat der Ausstellung: 1869 wurde es im Realgymnasium in Speyer als Museum für den bayerischen Regierungsbezirk Pfalz gegründet. Und als es 1910 ein eigenes Gebäude bekam, war die Pfalz immer noch bayerisch.