Es leuchtet nachts - in schönstem blau-grünem Licht.
Nicolai Alaadin, Zoologe an der Universität St. Petersburg in Russland, kann das immer wieder beobachten. So unheimlich es auch erscheinen mag - das Glimmen hat natürliche Ursachen: Dahinter steckt ein neu zugezogener Einwanderer im Kaspischen Meer:
Ende der 90er Jahre ist hier erstmals eine kleine Rippenqualle aufgetaucht, mit dem lateinischen Namen Mnemiopsis. Dieser Organismus macht nur drei Sachen: schwimmen, fressen und sich vermehren. Das gelingt ihm noch dazu sehr erfolgreich. Auf jeden Quadratmeter Wassersäule im See kommen inzwischen mehrere Kilogramm dieser Rippenqualle.
Für Biologen und einheimische Fischer ist das ein Alarmsignal! Denn im nicht viel weiter westlich gelegenen Schwarzen Meer brachte die Rippenqualle das Ökosystem völlig aus dem Gleichgewicht. Dort brach die Anchovis-Fischerei zeitweilig zusammen, weil sich der ungebetene Gast als rücksichtsloser Futter-Räuber entpuppte. Dieses Schicksal, fürchtet Zoologe Alaadin, droht nun vielleicht auch dem Kaspischen Meer:
Die Rippenqualle grast das Plankton ab - Wasserflöhe und andere kleine Tiere. Fische, die auch darauf angewiesen sind, verhungern. So ergeht es einigen kleineren Hering-Arten im Kaspischen Meer. 90 Prozent der Fischer hier jagen nicht nach Stören und ihrem Kaviar. Oder nach Karpfen. Sie fangen diese Heringe. Ihr Bestand ist stellenweise auf ein Fünftel zusammengeschmolzen. Auch Störe und Seehunde ernähren sich von diesen Beutefischen, die stark abnehmen. Die ganze Nahrungspyramide im Kaspischen Meer gerät ins Wanken.
Ein vor knapp 50 Jahren gebauter Kanal zwischen den Flüssen Wolga und Don - das war der Türöffner für die Rippenquallen. Die Wolga mündet ins Kaspische Meer. Und durch den Kanal ergab sich eine Wasser-Verbindung bis zum Schwarzen Meer im Westen. Durch diese Pforte ist die fremde Leuchtqualle letztlich geschlüpft, vermutlich als blinder Passagier im Ballast-Wasser von Schiffen.
Dem Schwarzen Meer ist das nächtliche Leuchten inzwischen wieder vergangen, die Fischbestände erholen sich. Zu verdanken ist das einer anderen Rippenquallen-Art. Auch sie wurde eingeschleppt, ist aber hochwillkommen. Denn der Spätankömmling ernährt sich ausschließlich von Rippenqualle Nummer eins und konnte deren Invasion stoppen. Mittlerweile gehen beide Bestände wieder zurück.
Nun gibt es Überlegungen, den zweiten Einwanderer auch im Kaspischen Meer auszusetzen:
Einzelne Exemplare wurden bereits im See nachgewiesen. Auch sie müssen im Ballast-Wasser von Schiffen gekommen sein. Das genügt aber nicht! Wir müssen ihren Bestand vergrößern, durch zusätzliche Aussetzungen.
Es gibt nur ein Problem: Die Art fühlt sich im Kaspischen Meer nicht recht wohl. Denn es ist in weiten Teilen nicht so salzhaltig und auch nicht so warm wie das Schwarze Meer.
Binnensee-Experte Alaadin hält die Devise ''Gleiches mit Gleichem bekämpfen'' dennoch für die einzig sinnvolle:
Wir werden diese erste Art Mnemiopsis niemals ganz wieder loswerden. Aber wir gehen davon aus: Wenn beide Rippenquallen im See koexistieren, dann wird der Schaden für die Umwelt geringer sein als heute.
Vorerst breitet sich Rippenqualle Nummer eins aber noch munter weiter aus. Denn Alaadins Projekt existiert bisher nur als Idee. Am Kaspischen Meer sind gleich fünf Staaten Anrainer: neben Russland der Iran, Aserbaidschan, Turkmenistan und Kasachstan. Da dauert es seine Zeit, bis sich alle einig werden.
Nicolai Alaadin, Zoologe an der Universität St. Petersburg in Russland, kann das immer wieder beobachten. So unheimlich es auch erscheinen mag - das Glimmen hat natürliche Ursachen: Dahinter steckt ein neu zugezogener Einwanderer im Kaspischen Meer:
Ende der 90er Jahre ist hier erstmals eine kleine Rippenqualle aufgetaucht, mit dem lateinischen Namen Mnemiopsis. Dieser Organismus macht nur drei Sachen: schwimmen, fressen und sich vermehren. Das gelingt ihm noch dazu sehr erfolgreich. Auf jeden Quadratmeter Wassersäule im See kommen inzwischen mehrere Kilogramm dieser Rippenqualle.
Für Biologen und einheimische Fischer ist das ein Alarmsignal! Denn im nicht viel weiter westlich gelegenen Schwarzen Meer brachte die Rippenqualle das Ökosystem völlig aus dem Gleichgewicht. Dort brach die Anchovis-Fischerei zeitweilig zusammen, weil sich der ungebetene Gast als rücksichtsloser Futter-Räuber entpuppte. Dieses Schicksal, fürchtet Zoologe Alaadin, droht nun vielleicht auch dem Kaspischen Meer:
Die Rippenqualle grast das Plankton ab - Wasserflöhe und andere kleine Tiere. Fische, die auch darauf angewiesen sind, verhungern. So ergeht es einigen kleineren Hering-Arten im Kaspischen Meer. 90 Prozent der Fischer hier jagen nicht nach Stören und ihrem Kaviar. Oder nach Karpfen. Sie fangen diese Heringe. Ihr Bestand ist stellenweise auf ein Fünftel zusammengeschmolzen. Auch Störe und Seehunde ernähren sich von diesen Beutefischen, die stark abnehmen. Die ganze Nahrungspyramide im Kaspischen Meer gerät ins Wanken.
Ein vor knapp 50 Jahren gebauter Kanal zwischen den Flüssen Wolga und Don - das war der Türöffner für die Rippenquallen. Die Wolga mündet ins Kaspische Meer. Und durch den Kanal ergab sich eine Wasser-Verbindung bis zum Schwarzen Meer im Westen. Durch diese Pforte ist die fremde Leuchtqualle letztlich geschlüpft, vermutlich als blinder Passagier im Ballast-Wasser von Schiffen.
Dem Schwarzen Meer ist das nächtliche Leuchten inzwischen wieder vergangen, die Fischbestände erholen sich. Zu verdanken ist das einer anderen Rippenquallen-Art. Auch sie wurde eingeschleppt, ist aber hochwillkommen. Denn der Spätankömmling ernährt sich ausschließlich von Rippenqualle Nummer eins und konnte deren Invasion stoppen. Mittlerweile gehen beide Bestände wieder zurück.
Nun gibt es Überlegungen, den zweiten Einwanderer auch im Kaspischen Meer auszusetzen:
Einzelne Exemplare wurden bereits im See nachgewiesen. Auch sie müssen im Ballast-Wasser von Schiffen gekommen sein. Das genügt aber nicht! Wir müssen ihren Bestand vergrößern, durch zusätzliche Aussetzungen.
Es gibt nur ein Problem: Die Art fühlt sich im Kaspischen Meer nicht recht wohl. Denn es ist in weiten Teilen nicht so salzhaltig und auch nicht so warm wie das Schwarze Meer.
Binnensee-Experte Alaadin hält die Devise ''Gleiches mit Gleichem bekämpfen'' dennoch für die einzig sinnvolle:
Wir werden diese erste Art Mnemiopsis niemals ganz wieder loswerden. Aber wir gehen davon aus: Wenn beide Rippenquallen im See koexistieren, dann wird der Schaden für die Umwelt geringer sein als heute.
Vorerst breitet sich Rippenqualle Nummer eins aber noch munter weiter aus. Denn Alaadins Projekt existiert bisher nur als Idee. Am Kaspischen Meer sind gleich fünf Staaten Anrainer: neben Russland der Iran, Aserbaidschan, Turkmenistan und Kasachstan. Da dauert es seine Zeit, bis sich alle einig werden.