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Die Zukunft des Wissenschaftsstandorts Bonn

Mit dem Umzug der Bundeshauptstadt kam der Strukturwandel, der mit Mitteln aus dem Bonn-Berlin-Ausgleich tatkräftig unterstützt wurde. Von den 2,8 Milliarden DM, die der Bund als Ausgleichsmaßnahme zur Verfügung stellte, bekam die Wissenschaft in der Region 1.600 Millionen. In einem Jahr laufen die Zuschüsse aus, allmählich wird man nervös.

    Ein Beitrag von Antje Allroggen

    Die Wissenschaftsnacht gibt es in Bonn seit drei Jahren. 2000 war die Premiere, und von Jahr zu Jahr ist die Veranstaltung erfolgreicher geworden, hat immer mehr Menschen angelockt, bis zuletzt dann im vergangenen Jahr über 30 000 Menschen hier im Uni-Hauptgebäude waren. Die Stimmung war eine ganz außerordentliche. Hier im Gebäude haben sich ja alle Wissenschaftseinrichtungen vorgestellt, und bis nachts um zwei hingen die Menschen in Trauben um die Stände, um sich erklären zu lassen, wie man mit moderner Medizintechnik ins Gehirn hineinschauen kann, wie elektrische Fische funktionieren und warum die Erde so rund ist wie sie ist.

    Andreas Archut leitet die Pressestelle der Bonner Uni. Mit der Wissenschaftsnacht gab es für die Region eine Veranstaltung, die äußerst erfolgreich für den Wissenschaftsstandort Bonn geworben hatte. 300 000 Euro hatte man aus Mitteln des Bonn-Berlin-Ausgleichs investiert, dann kam das Aus. Man wolle die Veranstaltung in diesem Jahr nicht mehr wie erwartet finanziell unterstützen. Dadurch wird die Wissenschaftsnacht in diesem Jahr komplett ausfallen. Weil weder der Bund, noch die Gebietskörperschaften der Region einen Versuch unternommen hätten, die Veranstaltung zu retten, sei die Politik am Erhalt des Wissenschaftsstandortes Bonn nicht ernsthaft interessiert, meint Klaus Borchard, Rektor der Bonner Uni.

    Ich fürchte eben, und viele Anzeichen sprechen auch dafür, dass die handelnden Akteure den Wert dieser Wissenschaftseinrichtungen und dieses Alleinstellungsmerkmal, das diese Region hat, dass durch den Bonn-Berlin-Beschluss hier in Bonn beheimateten großen Wissenschaftsorganisationen nicht wahrgenommen wird, nicht erkannt wird. Und das Potential, was vorhanden ist, wird nicht genutzt.

    Seit Anfang der neunziger Jahre war vorgesehen, neue wissenschaftliche Einrichtungen in Bonn als Ausgleichsmaßnahme für den Regierungsumzug anzusiedeln. Die Umsetzung dieser Pläne dauerte Jahre, einige Einrichtungen wie das Forschungsinstitut Cäsar werden erst jetzt eröffnet. Andere Projekte wie die IT-Akademie für internationale Nachwuchskräfte standen immer wieder auf der Kippe oder wurden immer wieder verschoben. Obwohl bereits im kommenden Jahr die Gelder des Bonn-Berlin-Ausgleichs auslaufen, ist die Anschlussfinanzierung für die Forschungsstandorte noch nicht gesichert. Bärbel Dieckmann, Oberbürgermeisterin der Stadt.

    Wir müssen jetzt im Jahr 2003, da der Ausgleich 2004 ausläuft, Konzepte entwickeln, wie wir in einer Kontinuität Maßnahmen entwickeln können, auch ohne Mittel des Bundes.

    Um neue Investoren in die Bonner Wissenschaftsregion zu locken, muss vor allem das Marketing verbessert werden. Die Federführung für diesen Aufgabenbereich liegt beim Rhein-Sieg-Kreis. Der hat bislang vier Messebesuche im Laufe dieses Jahres geplant. Weitere Marketingstrategien, wie zum Beispiel Anreize für Wissenschaftssponsoring geschaffen werden können, sind nicht vorgesehen. Dem Landrat des Kreises, Friedjof Kühn, sind solche Instrumentarien anscheinend auch nicht bekannt.

    Sponsoren weiß ich nicht. Wir können es gerne versuchen. Aber ob große Firmen bereit und in der Lage sind, für das Wissenschaftsmarketing Sponsoring zu betreiben, wag ich zu bezweifeln, weil sie davon nicht den unmittelbaren Mehrwert schöpfen. Wie private Standort-Entscheidungen in dem Sektor getroffen werden, diese Mechanismen, die sind mir nicht ganz geläufig, das muss ich offen gestehen. Wenn ich das wüsste, wie das funktioniert, würd ich mich da gern einklinken, aber ich vermute, dass diese Standortentscheidungen auch sehr spezifisch sind nach den Gegebenheiten.

    Um nicht noch mehr Zeit verstreichen zu lassen, sind die Forschungseinrichtungen nun selber aktiv geworden: Institute und Hochschulen der Region haben sich zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen und haben der Politik vorgeschlagen, eine zentrale Gesellschaft zu gründen, die die Marketingaktivitäten der wissenschaftlichen Einrichtungen professionalisieren und bündeln soll. Doch der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises möchte das Geld lieber sparen. Die Attraktivität des Standortes spreche doch einfach für sich.

    Ich kann nur eins sagen: wir haben hier eigentlich eine Vielfalt an Forschung wissenschaftlicher Tätigkeit, die für viele auch neue Gründungen durchaus attraktiv wäre, wenn man sich das mal genauer anguckt. Und wir haben auch genug Platz dafür.

    Links zum Thema:

    Selbstdarstellung Wissenschaft in Bonn