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Dienstbare Schutzengel für die Benzin-Droschke

Technik. - Das Sitzen hinter dem Volant artet mitunter in harte Arbeit aus: Gerade in überfüllten Großstätten will eine eroberte, meist spärlich dimensionierte Parklücke erst einmal passgenau und möglichst ohne Kratzer am Gefährt besetzt sein. All jenen, die sich nur ungern Hals und Schulter dabei verrenken, helfen bald neue technische Errungenschaften, denn etwa Lasersysteme geleiten bald die Chauffeure zielsicher in die engen Lücken zwischen anderen Autos. Diese und weitere Neuerungen wurden in dieser Woche auf der Konferenz über Mikrosystemtechnik in Berlin vorgestellt.

    Überschreiten Menschen die Grenzen ihres Wahrnehmungs- und Reaktionsvermögens, dann sind mitunter schwere Unfälle die tragische Folge. Seit rund zwei Jahrzehnten entlasten inzwischen technische Systeme den Fahrer und helfen ihm, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf der vom VDI/VDE-Technologiezentrum Informationstechnik ausgerichteten 6. Internationalen Konferenz "Advanced Microsystems for Automotive Applications", die heute in Berlin zu Ende ging, erörterten Techniker und Ingenieure, welche Aufgaben Fahrzeuge ihren Besitzern zukünftig noch weiter abnehmen könnten. Eine Idee dazu ist etwa eine automatisierte Kommunikation zwischen Auto und Verkehrsschildern, ohne dass der Fahrer davon etwas merkt.

    Immer mehr etablieren sich intelligente Mikrosysteme in vielen Bereichen des Automobils. So sind Antiblockiersysteme inzwischen Standard auch bei Kleinfahrzeugen, und auch quasi das Gegenteil dessen, so genannte Anti-Schlupfsysteme, die das Durchdrehen der Räder bei großem Schub oder schlechtem Untergrund verhindern, sind zumindest als Extra erhältlich. Weitere nützliche elektronische Helfer stehen bereits in den Startlöchern, berichtet Peter Schulenberg, im Volkswagenkonzern zuständig für Fahrerassistenzelektronik: "Neue Systeme helfen etwa beim Einhalten der Spur. Dabei erkennt eine Kamera Abweichungen von der Fahrspur und gibt sofort eine Warnung an den Fahrer heraus." Eine andere Idee sei die Unterstützung des Chauffeurs beim Spurwechsel, wobei wiederum Sensoren den "toten" Winkel des Rückspiegels überwachen und etwaige Fahrzeuge in diesem Bereich über ein Zittern im Lenkrads melden.

    Zukünftige Fahrzeuge stellen sich auch aktiv auf ihre Benutzer ein: So erkennt etwa der Bordrechner über eine Kamera, ob vielleicht ein Kind auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat und justiert entsprechend den Entfaltungsdruck des Airbag, um auch ganz unterschiedliche Körperstaturen im Katastrophenfall sicher abzufangen. Andere, so genannte Pre-Crash-Sensoren berechnen, was genau da möglicherweise auf Kollisionskurs ist und wie groß der erwartete Aufprall sein wird und richten die Sicherheitssysteme, darunter ausfahrbare Stossfänger, darauf ein. Besonders eindrucksvoll war allerdings die Demonstration eines Lasersystems, das jeden Vortragsteilnehmer erfasste und überdies sich bewegende Passanten mit einem Pfeil kennzeichnete. Selbst die Bewegungsrichtung eines anderen Verkehrsteilnehmers kann das wachsame Laserauge kalkulieren. Nützlicher Nebeneffekt: Das System winkt selbst ungeübte Autojongleure sicher in enge Parklücken, ohne dabei über den Bordstein zu holpern.

    [Quelle: Wolfgang Noelke]