Verdacht auf Körperverletzung
Dienststellen und Wohnungen von Polizisten in Frankfurt am Main durchsucht

In Frankfurt am Main sind vier Polizei-Dienststellen und mehrere Wohnungen von Polizisten durchsucht worden. Das teilten die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das hessische Landeskriminalamt mit. Ermittelt werde gegen 12 Polizisten und fünf Polizistinnen zwischen 24 und 56 Jahren. Schon zuvor gab es Ermittlungen gegen das 1. Frankfurter Polizeirevier.

    1. Polizeirevier Frankfurt (Innenstadt)
    17 Polizisten in Frankfurt stehen u.a. unter dem Verdacht der Körperverletzung im Amt (Archivbild). (picture alliance / dpa / Daniel Kubirski)
    Laut Staatsanwaltschaft sollen die Beamten Anfang des Jahres sechs Personen während oder nach deren Festnahmen angegriffen und verletzt haben beziehungsweise dies geduldet und die Taten nicht angezeigt haben. Einer der Geschädigten habe einen Nasenbeinbruch erlitten. Ein anderer Mann sei eine Treppe heruntergestoßen worden. Zwei der Verdächtigen seien Führungskräfte. Kameras im Polizeirevier, an Polizeiuniformen und im öffentlichen Raum sollen einige der Übergriffe dokumentiert haben. 
    Ins Rollen kamen die Ermittlungen, nachdem die sechs geschädigten Männer Anzeige erstattet hatten. Zwei von ihnen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Syrien geboren, aber staatenlos. Zwei haben die deutsche Staatsangehörigkeit, zwei die algerische. Hinweise auf ein extremistisches oder rassistisches Motiv gebe es bislang nicht.
    Wie die Staatsanwaltschaft weiter erklärte, hätten die Beamten in fünf Fällen erfundene Vorwürfe gegen die Opfer vorgebracht und Ermittlungen angestoßen - offenbar zu ihrer eigenen Rechtfertigung.

    Hessens Innenminister verhängt Disziplinarmaßnahmen

    Innenminister Poseck kündigte gegen alle 17 Polizisten Disziplinarmaßnahmen an, gegen sechs von ihnen auch ein Dienstverbot. Zusätzlich werde die Spitze des 1. Polizeireviers ausgewechselt. Zwar gebe es gegen sie keine Vorwürfe, aber der Schritt sei nötig, um die Handlungsfähigkeit des Reviers zu sichern, teilte Poseck mit. 
    Das 1. Polizeirevier liegt in der Frankfurter Innenstadt an der Konstablerwache mit der Einkaufsstraße Zeil, mehreren Nachtclubs sowie einem kleinen Rotlichtviertel. Die Beamten dort sind im Streifendienst täglich mit Gewalt und Prostitution konfrontiert. Die Polizei beklagt seit vielen Jahren, dass Respektlosigkeit und Angriffe auf Uniformierte zunehmen. 
    Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Hessen hofft angesichts des gravierenden Verdachts auf schnelle Ermittlungsergebnisse. Gleichzeitig warnte GdP-Landeschef Mohrherr gegenüber der Deutschen Presse-Agentur vor einem Generalverdacht gegen die gesamte hessische Polizei.

    Schon mehrmals Ermittlungen gegen Beamte des 1. Reviers

    Das 1. Frankfurter Polizeirevier ist schon 2018 einmal in Verruf geraten. Damals wurde bei Ermittlungen zu rechtsextremen Drohschreiben die Chatgruppe "Itiotentreff" entdeckt, an der auch fünf Beamte des Reviers beteiligt waren. Geteilt wurden teils menschenverachtende, beleidigende und rechtsextreme Inhalte, wie das Oberlandesgericht Frankfurt später festhielt. 
    Für einen Strafprozess gegen die Mitglieder der Gruppe reichten die Vorwürfe aber nicht, da es sich nach Ansicht der Juristen um eine kleine, geschlossene Chatgruppe handelte und die Inhalte somit nicht öffentlich verbreitet wurden. Das Land leitete aber Disziplinarverfahren gegen die suspendierten Beamten ein.
    Auch bei den Ermittlungen zu den rechtsextremen Drohbriefen mit der Unterschrift "NSU 2.0" spielte das 1. Frankfurter Polizeirevier eine Rolle. Damals ging es um ein Schreiben an eine Frankfurter Rechtsanwältin, das persönliche Daten enthielt, die nicht öffentlich zugänglich waren und unbefugt von einem Dienstcomputer im 1. Revier abgefragt worden waren.
    Auch diese Ermittlungen gegen einen Polizisten und eine Polizistin des Reviers wurden im Dezember 2023 eingestellt. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Einzeltäter aus, der sich unter Vorspiegelung falscher Identitäten die Daten bei der Polizei erfragt habe. Das hatten unter anderem die Opfer der Drohschreiben angezweifelt und weitere Aufklärung gefordert.
    Diese Nachricht wurde am 10.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.