Wer in diesen Tagen mit dem Schriftsteller Alaa al-Aswani sprechen will, der braucht Glück und eine Menge Geduld. Erst mal muss er an die Handynummer kommen, und falls man al-Aswani überhaupt erreicht, dann mitten unter den Demonstranten auf dem Tahrir-Platz.
"Ich fühle mich großartig, wir alle fühlen uns gut. Dies wird Ägyptens Wiedergeburt. Ägypten ist in fantastischer Form – so wie Deutschland beim Fall der Mauer. Aber unsere Mauer ist noch sturer. Sie will einfach nicht gehen."
Al-Aswani ist schon lange einer der Wortführer der ägyptischen Opposition. Seit 20 Jahren schreibt er Artikel im In- und Ausland, er steht an der Spitze der Bewegung "Kifaya", zu deutsch: "Es reicht", und er hat die Regierung Mubarak mit erstaunlicher Offenheit kritisiert – was bisher durchaus riskant war, denn für offene Kritik landeten viele seiner Kollegen im Gefängnis.
Gegen Mubarak hat sich al-Aswani sowohl in seinen Zeitungsartikeln als auch in seiner Literatur heftig zu Wort gemeldet. In dem Roman "Chicago" zeichnet er ein fürchterliches Bild des alten Diktators als eines widerlichen, kranken, starrsinnig-geriatrischen Falls, ein Mann am Ende – so schrieb al-Aswani schon vor zehn Jahren.
Kaum ein Autor in Ägypten hat das soziale Gefälle, die Ungerechtigkeit und die Ausgrenzung der unteren Schichten aus der Gesellschaft so wortgewandt kritisiert wie al-Aswani. In seinem bekanntesten Buch, "Der Jakubijan-Bau", wird ein talentierter, hoch begabter junger Mann so lange von den privilegierten Vertretern der Mittelschicht gedemütigt, bis er sich radikalisiert, bei den Moslembrüdern landet, schließlich verhaftet und gefoltert wird.
"Die Gründe für den Wandel und die Revolution sind nicht nur ökonomischer Art. Vielen Leuten geht es wirtschaftlich ganz gut. Doch selbst die Reichen fühlen sich schlecht in Ägypten, denn hier gibt es keine Chancengleichheit, keinen Stolz, keine Würde. Die Revolution will nicht unbedingt mehr Wohlstand, sondern Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit."
Die Demokratie, sagt al-Aswani, sei kein Privileg des Westens. Im übrigen gab es im 19. und 20. Jahrhundert zeitweise durchaus demokratische Entwicklungen. Nun holt sich das ägyptische Volk seine Demokratie selbst. Der Westen habe dabei eine traurige Rolle gespielt, weil er den Diktator Mubarak unterstützte und finanzierte. Ohne den Westen hätte sich Mubarak nicht so lange halten können, die brutale Polizei wurde mit westlichem Geld aufgerüstet. Der Westen wolle gar keine Demokratie, sagt al-Aswani, und wenn deutsche, englische oder amerikanische Politiker jetzt ihr Herz für das ägyptische Volk entdecken, dann sei das schlicht Heuchelei.
"Ich glaube, der Westen will keine Demokratie in der arabischen Welt. Auch, wenn er ganz höflich und diplomatisch tut. Der Westen will keine Veränderung, er will das Öl, und im Wesentlichen hat er immer noch die alte Einstellung des Kolonialismus. 80 Jahre lang haben die Engländer Ägypten ausgebeutet und beraubt. Das Argument war immer: Sie können sich nicht selbst regieren, deshalb müssen wir es für sie tun. Und deshalb erwarte ich bis zum heutigen Tag nichts von den westlichen Regierungen."
Demokratie, so sagt Alaa al-Aswani auch bei seinen vielen Reisen nach Europa, Demokratie sei unteilbar. Man müsse den Willen des Volkes berücksichtigen – ganz egal, wie er ausfällt. Vielleicht würden die islamistischen Muslimbrüder freie Wahlen in Ägypten gewinnen. Er glaube nicht, dass die Islamisten die Wahlen gewännen – aber wenn sie es täten, wäre dies keine Katastrophe. Schauen Sie sich die Türkei an, sagt al-Aswani.. Dort regiert eine religiös-konservative Partei, die viel toleranter geworden ist, seitdem sie an der Macht ist. Auch wenn die Islamisten an die Macht kämen – es könne nach dieser Revolution alles nur besser werden.
"Ich fühle mich großartig, wir alle fühlen uns gut. Dies wird Ägyptens Wiedergeburt. Ägypten ist in fantastischer Form – so wie Deutschland beim Fall der Mauer. Aber unsere Mauer ist noch sturer. Sie will einfach nicht gehen."
Al-Aswani ist schon lange einer der Wortführer der ägyptischen Opposition. Seit 20 Jahren schreibt er Artikel im In- und Ausland, er steht an der Spitze der Bewegung "Kifaya", zu deutsch: "Es reicht", und er hat die Regierung Mubarak mit erstaunlicher Offenheit kritisiert – was bisher durchaus riskant war, denn für offene Kritik landeten viele seiner Kollegen im Gefängnis.
Gegen Mubarak hat sich al-Aswani sowohl in seinen Zeitungsartikeln als auch in seiner Literatur heftig zu Wort gemeldet. In dem Roman "Chicago" zeichnet er ein fürchterliches Bild des alten Diktators als eines widerlichen, kranken, starrsinnig-geriatrischen Falls, ein Mann am Ende – so schrieb al-Aswani schon vor zehn Jahren.
Kaum ein Autor in Ägypten hat das soziale Gefälle, die Ungerechtigkeit und die Ausgrenzung der unteren Schichten aus der Gesellschaft so wortgewandt kritisiert wie al-Aswani. In seinem bekanntesten Buch, "Der Jakubijan-Bau", wird ein talentierter, hoch begabter junger Mann so lange von den privilegierten Vertretern der Mittelschicht gedemütigt, bis er sich radikalisiert, bei den Moslembrüdern landet, schließlich verhaftet und gefoltert wird.
"Die Gründe für den Wandel und die Revolution sind nicht nur ökonomischer Art. Vielen Leuten geht es wirtschaftlich ganz gut. Doch selbst die Reichen fühlen sich schlecht in Ägypten, denn hier gibt es keine Chancengleichheit, keinen Stolz, keine Würde. Die Revolution will nicht unbedingt mehr Wohlstand, sondern Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit."
Die Demokratie, sagt al-Aswani, sei kein Privileg des Westens. Im übrigen gab es im 19. und 20. Jahrhundert zeitweise durchaus demokratische Entwicklungen. Nun holt sich das ägyptische Volk seine Demokratie selbst. Der Westen habe dabei eine traurige Rolle gespielt, weil er den Diktator Mubarak unterstützte und finanzierte. Ohne den Westen hätte sich Mubarak nicht so lange halten können, die brutale Polizei wurde mit westlichem Geld aufgerüstet. Der Westen wolle gar keine Demokratie, sagt al-Aswani, und wenn deutsche, englische oder amerikanische Politiker jetzt ihr Herz für das ägyptische Volk entdecken, dann sei das schlicht Heuchelei.
"Ich glaube, der Westen will keine Demokratie in der arabischen Welt. Auch, wenn er ganz höflich und diplomatisch tut. Der Westen will keine Veränderung, er will das Öl, und im Wesentlichen hat er immer noch die alte Einstellung des Kolonialismus. 80 Jahre lang haben die Engländer Ägypten ausgebeutet und beraubt. Das Argument war immer: Sie können sich nicht selbst regieren, deshalb müssen wir es für sie tun. Und deshalb erwarte ich bis zum heutigen Tag nichts von den westlichen Regierungen."
Demokratie, so sagt Alaa al-Aswani auch bei seinen vielen Reisen nach Europa, Demokratie sei unteilbar. Man müsse den Willen des Volkes berücksichtigen – ganz egal, wie er ausfällt. Vielleicht würden die islamistischen Muslimbrüder freie Wahlen in Ägypten gewinnen. Er glaube nicht, dass die Islamisten die Wahlen gewännen – aber wenn sie es täten, wäre dies keine Katastrophe. Schauen Sie sich die Türkei an, sagt al-Aswani.. Dort regiert eine religiös-konservative Partei, die viel toleranter geworden ist, seitdem sie an der Macht ist. Auch wenn die Islamisten an die Macht kämen – es könne nach dieser Revolution alles nur besser werden.