Vor Beginn des Konklaves
Diese Kandidaten werden als neuer Papst gehandelt

Nach dem Tod von Papst Franziskus wird ab dieser Woche ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche bestimmt. Am Mittwoch beginnt im Vatikan das Konklave zur Wahl des neuen Pontifex. Fast täglich treffen sich die wahlberechtigten Kardinäle bereits hinter verschlossenen Türen, um sich vorzubereiten.

    Kardinäle in roten Taleren bei ihrer Teilnahme einer Messe im Petersdom in Rom
    Mehr als 130 Kardinäle wählen beim Konklave einen neuen Papst aus ihren Reihen. (Archivbild) (imago / ZUMA Press Wire / Evandro Inetti)
    Diesmal gilt die Entscheidung als besonders offen, weil Franziskus viele neue Kardinäle aus fernen Ländern berufen hat, die sich nicht besonders gut kennen. Einige Namen hört man aber immer wieder. Schon zu Lebzeiten von Franziskus wurde über seine Nachfolge spekuliert. Der Italiener Pietro Parolin gilt vielen als Favorit. Grundsätzlich gilt aber der alte Spruch: "Chi entra papa ner conclave, ne risorte cardinale" (Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus). Überraschungen sind also möglich.
    Es gibt 135 Männer, die den Papst wählen können: alle Kardinäle, die zum Zeitpunkt seines Todes jünger als 80 Jahre waren. Traditionell bestimmen sie einen Papst aus ihren Reihen, obwohl kirchenrechtlich jeder männliche, unverheiratete Katholik zum Papst gewählt werden dürfte. Unter den Wahlberechtigten sind mit Reinhard Marx, Rainer Maria Woelki und Gerhard Ludwig Müller auch drei Deutsche. Mehr als 100 Kardinäle scheiden aus, weil sie die Altersgrenze überschritten haben. Nur wenige gelten als "papabile", also papsttauglich.
    Die Teilnehmer des Konklaves werden ab dem 7. Mai in der Sixtinischen Kapelle eingeschlossen und streng von der Außenwelt abgeschirmt, um Beeinflussungen zu vermeiden. Das neue Oberhaupt von weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken benötigt mindestens eine Zweidrittelmehrheit der versammelten Kardinäle.
    Hier ein Überblick über die meistgenannten Kandidaten: 

    Pietro Parolin 

    Der 70 Jahre alte Norditaliener aus der Nähe von Venedig ist seit mehr als einem Jahrzehnt die Nummer Zwei im Vatikan. Franziskus erhob den studierten Diplomaten und Doktor des Kirchenrechts schon kurz nach seiner Wahl zum Kardinalstaatssekretär. Seither führte Parolin an seiner Seite die Geschäfte. Er vertrat ihn auch, als Franziskus im Krankenhaus lag. An seiner Loyalität ließ Parolin nie Zweifel aufkommen. 
    Der Italiener gilt als sehr machtbewusst - anders kommt man in der Kurie nicht weit. Beim Konklave wird er jetzt so oder so eine herausragende Rolle haben: Normalerweise wird die Wahlversammlung in der Sixtinischen Kapelle vom Dekan der Kardinäle geleitet. Der aktuelle Dekan und auch dessen Vize sind aber schon über 80 und damit zu alt. Deshalb ist der rangälteste Kardinal an der Reihe: Parolin.

    Pierbattista Pizzaballa 

    Als Patriarch von Jerusalem und somit höchster Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land leitet der Italiener eine der schwierigsten Diözesen der Welt. Im Geburtsland von Jesus Christus stehen die Christen oft zwischen den Fronten. Pizzaballa sieht sich im Nahost-Konflikt als Brückenbauer, allen Schwierigkeiten zum Trotz. 
    Pizzaballa kommt aus der Ordensgemeinschaft der Franziskaner. Mit seinen 60 Jahren ist der Geistliche, der in Italiens Norden in der Nähe von Bergamo geboren wurde, im Kreis der genannten Kandidaten einer der Jüngsten. Das kann für ihn sprechen - aber auch gegen ihn.

    Matteo Zuppi 

    Als Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist der 69-Jährige eine der zentralen Figuren im Vatikan. Der Bischof aus Bologna gilt als bestens vernetzt und sehr einflussreich. Zudem hat er aktuell einen der anspruchsvollsten Posten, die zu vergeben sind: Als Sondergesandter kümmert er sich seit bald drei Jahren darum, im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln - bislang ohne große Erfolge. 
    Mehr als einmal war in jüngerer Zeit sein diplomatisches Geschick gefragt, wenn Franziskus wieder einmal für Schlagzeilen sorgte, etwa mit Äußerungen zum Krieg in der Ukraine.

    Petér Erdö

    Der Primas von Ungarn, Erzbischof von Esztergom-Budapest gilt unter den als "papabile" gehandelten Kardinälen als konservativer Kirchenmann. Der 72-Jährige ist insbesondere für seine traditionelle Haltung in vielen Kirchenfragen bekannt und hatte zu Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. eine gute Beziehung. Franziskus' Reformbemühungen beobachtete Erdö hingegen teils kritisch. Unter den Konservativen im Kardinalskollegium wird eine Abkehr von Franziskus' eher progressivem Kurs erwartet. Sie setzen unter anderem auf den Ungarn.

    Luis Antonio Tagle 

    Der frühere Erzbischof von Manila lebt nun schon seit einigen Jahren in Rom. Der 67 Jahre alte Geistliche aus der katholischen Vorzeigenation in Asien, den Philippinen, wurde 2019 von Franziskus Kardinalpräfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
    Tagle wurde immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt, falls die Wahl im Konklave auf einen Asiaten fallen sollte. Er hat auch chinesische Wurzeln. Wie Papst Franziskus setzt er sich für eine Kirche ein, die an der Seite der Armen steht. Und ebenso wie der Argentinier ist er strikt gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung.

    Fridolin Ambongo Besungu

    Bereits seit geraumer Zeit wird spekuliert, dass der nächste Papst aus Afrika kommen könnte: ein "schwarzer Papst" also. Am häufigsten hört man inzwischen den Namen des Erzbischofs von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo: Fridolin Ambongo Besungu. Der 65-Jährige gilt im Vergleich zu seinen Kardinalkollegen aus Europa und Nordamerika als recht konservativ, vor allem in Fragen der Sexualmoral. Er gehört außerdem zu den wichtigsten Kirchenvertretern Afrikas.
    Die Öffnung für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren sah er - wie viele Katholiken in Afrika - sehr kritisch.

    Jean-Marc Aveline 

    Der Erzbischof von Marseille kam an Weihnachten 1958 in Algerien zur Welt, das damals noch zu Frankreich gehörte. Aufgewachsen ist er in den Vororten von Marseille. Heute ist er Erzbischof der großen Hafenstadt im Süden des Landes. Aveline gilt als volksnah - einer der Charakterzüge, die er mit dem verstorbenen Papst teilt. Auch sonst gilt der Südfranzose als jemand, den in Auftreten und Politik viel mit dem Argentinier Jorge Mario Bergoglio einte. Manche nennen ihn gar einen "Super-Bergoglianer".
    Aveline stünde also dafür, dass das Vermächtnis des toten Papstes fortgesetzt würde. Das spricht aus Sicht mancher gegen ihn. Dass nacheinander zwei ähnliche Pontifexe gewählt werden, ist in der katholischen Kirchengeschichte eher selten. Aber wenn es doch so käme, hätte der Franzose gewiss schon einen Namen parat: Franziskus II.

    Jean-Claude Hollerich

    Der Erzbischof von Luxemburg ist einer der einflussreichsten Männer im Vatikan. Der Jesuit sitzt in mehreren wichtigen Dikasterien. Zudem leitet der 66-Jährige, mehrsprachig wie viele in seiner Heimat, die Kommission der Bischofskonferenzen aller EU-Staaten. Bei der jüngsten Weltsynode war der Vertraute des gestorbenen Papstes Franziskus als "Generalrelator" - eine Art Vermittler, wenn es Meinungsverschiedenheiten gab - eine der zentralen Gestalten.

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    Diese Nachricht wurde am 05.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.