
Josh Shapiro
Shapiro ist Gouverneur von Pennsylvania und hat die Hälfte seines zweiten Jahrs im Amt hinter sich. Bei der Wahl zum Gouverneur vor zwei Jahren habe er Menschen aus der Arbeiterklasse und aus ländlichen Regionen zurückgewonnen, berichtet die US-Korrespondentin des Deutschlandfunks Doris Simon.
Der 51-Jährige hat Erfahrung darin, Attacken gegen Trump zu starten - zunächst als Generalstaatsanwalt und jetzt als Gouverneur. Er betont regelmäßig seine Siege gegen Trump vor Gericht - unter anderem bei dessen Klagen gegen die Wahlergebnisse von 2020. Shapiro schaffe es zudem, seine praktischen Lösungen gut zu erklären und zu verkaufen, sagt Simon. Was auch für Shapiro spricht: Harris müsse Pennsylvania als Swing State gewinnen. Es gebe die Hoffnung, dass Shapiro als Gouverneur Harris dabei helfen könne, sagt Simon.
Shapiro ist ein klarer Befürworter von Abtreibungsrechten. Bei Energiethemen hat sich Shapiro moderat aufgestellt. Erdgas ist in dem Bundesstaat von großer Bedeutung. Der Gouverneur wirbt für Überparteilichkeit in der politisch gespaltenen Regierung des US-Staats.
Shapiro ist Jude und hat sich gegen Antisemitismus gestellt, den er nach eigenen Angaben bei propalästinensischen Demonstrationen ausgemacht hat. Er hat zudem seine Solidarität gegenüber Israel bei dessen Vorgehen gegen die militant-islamistische zum Ausdruck gebracht. Der USA-Experte Josef Braml sieht darin eher einen Nachteil: Die Demokraten müssten in Michigan gewinnen, wo viele arabischstämmige Bürger zur Wahl zugelassen seien, die bereits mit der Nahost-Politik von US-Präsident Biden unzufrieden gewesen seien, sagte Braml ebenfalls im Deutschlandfunk. Der Politikwissenschaftler des Thinktanks "Trilateral Commission" geht davon aus, dass Shapiro nicht als Vizekandidat ernannt wird.
Tim Walz
Der Gouverneur des US-Staats Minnesota ist Militärveteran. Er hat dazu beigetragen, in seinem Staat eine ehrgeizige Agenda umzusetzen - darunter ein umfassender Schutz von Abtreibungsrechten und Hilfeleistungen für Familien. Walz hat bewiesen, dass er ländliche, weiße Wähler anspricht. Als Gouverneur hat er sich unter anderem für kostenlose Schulessen und erweiterten bezahlten Urlaub für Arbeitnehmer eingesetzt.
Der 60-jährige ist seit der Legislaturperiode 2023 landesweit bekannter geworden. Im Dezember wurde er zum Vorsitzenden des Verbands demokratischer Gouverneure gewählt. Walz hat sich häufig für US-Präsident Biden und dessen Vizepräsidentin Harris starkgemacht. Im US-Fernsehen ist er immer häufiger zu sehen.
Walz gewann 2006 erstmals einen Sitz im Kongress. Im Amt setzte er sich für Veteranen-Themen ein. Nach seiner Wahl zum Gouverneur 2018 musste Walz Wege finden, um mit einem zwischen Demokraten und Republikanern geteilten staatlichen Parlament zusammenzuarbeiten. 2022 gewann Walz mit fast acht Prozentpunkten Vorsprung die Wiederwahl.
Zuletzt hatte Walz für Aufsehen gesorgt, indem er Trump und dessen Vizekandidaten als "weird" ("merkwürdig", "schräg") bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das auch Harris seitdem häufiger für die Rivalen anwendet. Der 60-Jährige gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang zu Wählern ohne akademische Bildung findet, wie auch Simon und Braml betonen.
Mark Kelly
Ob Kelly noch zur Verfügung steht, ist unklar. Wie USA-Korrespondentin Simon berichtet, veröffentlichte er einen Tweet, wonach er sich auf seine Arbeit in Arizona konzentrieren wolle. Später löschte er diese Nachricht wieder. US-Medien zufolge hat Harris den Kandidatenkreis auf Shapiro und Walz eingegrenzt.
Mit Hilfe seiner Karriere als Astronaut hat sich der Senator aus Arizona eine Marke als Moderater in einem US-Staat aufgebaut, der lange Zeit als republikanische Hochburg galt. 2020 trat er an, um den Rest der Amtszeit des verstorbenen republikanischen US-Senators John McCain zu übernehmen. Zwei Jahre später kandidierte er für eine ganze Amtszeit.
Der 60-jährige Kelly rückte ins politische Rampenlicht in den USA, als eine Tragödie seine Familie erschütterte. Seiner Frau, der damaligen US-Abgeordneten Gabrielle Giffords, wurde bei einem Treffen mit Wählerinnen und Wählern in Tucson in den Kopf geschossen. Bei dem Schusswaffenangriff wurden sechs Menschen getötet. Giffords überlebte und inspirierte Menschen im ganzen Land. Giffords und Kelly gründeten eine Aktivistengruppe, die sich für Schusswaffengesetze einsetzt.
Im Senat hat sich Kelly auf die Themen nationale Sicherheit und Militär konzentriert. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung eines Gesetzes beteiligt, mit dem die Herstellung von Halbleitern in den USA gestärkt werden soll. Kelly war Testpilot der US-Marine und flog im Golfkrieg 39 Kampfeinsätze. Als Mitglied der US-Raumfahrtbehörde NASA flog er viermal mit einem Spaceshuttle ins All.
Weitere Namen im Spiel
Als weitere Kandidaten wurden zuletzt auch Gouverneur J.B. Pritzker aus Illinois, Gouverneur Andy Beshear aus Kentucky und Verkehrsminister Pete Buttigieg gehandelt. Laut US-Medien sprach Harris am Wochenende allerdings nur mit Kelly, Walz und Shapiro.
Diese Nachricht wurde am 06.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.