Der Ball des Pariser Gesandten von Pontevedro findet in einem kalt-neutralen Spiegelkabinett statt. So etwas wie neubundesdeutsche Staatskanzleiarchitektur rahmt das Bekenntnis der Botschaftersgattin, sie sei "eine anständ'ge Frau". Auf anrührend betuliche Weise sucht die lebensfrohe junge Frau öffentlich zu zeigen, dass sie sich gegen allzu dreiste Aufdringlichkeiten ihres Lovers zu verwahren hat. Und ihren ältlichen Ehemann gibt Peter Nikolaus Kante mit dem leicht antiquiert wirkenden Charme eines emeritierten Museumsdirektors.
Die Inszenierung von Christian Brey und Harald Schmidt an der Deutschen Oper am Rhein rückt, wie es guter Regie-Theater-Brauch ist, die Handlung aus dem späten 19. Jahrhundert um 100 Jahre an unsere Gegenwart heran. Die Klamotten sehen aus, als wären sie nebenan an der Steilküste einer der Zufahrtsstraßen zum Düsseldorfer Opernhaus gekauft worden. Schön bunt, einmal rund herum im Farbkreis.
Und dann schlägt auch schon der Humor des mulitalentierten Herrn Schmidt aus Neu-Ulm zu: Er vergleicht die Zahl der treuen Ehefrauen in Pontevedro mit jener der Minarette in der Schweiz. Hö. Später überbrückt er die Umbaupause zwischen dem zweiten und dritten Akt und sagt an, dass eine 89-Jährige verloren gegangen sei und ihre Eltern gebeten werden, sie an der Kasse abzuholen. Hö, hö. Solche Sternschnuppen des deutschen Fernsehhumors werden noch getoppt von neuerlichen Ausfällen gegen die Regisseurskollegen, die ganz überwiegend - anders als er, der sich in jungen Jahren auf der Orgelbank abmühte - keine Noten lesen könnten.
Im Unterschied zu ihm scheinen freilich Regisseure wie Christoph Marthaler, Peter Konwitschny, Jossi Wieler, Claus Guth, Christof Loy, Michael von zur Mühlen oder Florian Lutz sogar zu verstehen, was sie lesen - und gegen die tatsächlich wenig metierkundigen Kolleginnen Katharina Thalbach, Doris Dörrie oder Katharina Wagner zu stänkern, sollte sich ein Artist wie Harald Schmidt aus Geschmacks- und Quotengründen verkneifen. Übrigens stammen sämtliche besseren Pointen, die in Düsseldorf zum Einsatz kommen, von Victor Léon und Leo Stein - aus dem Originallibretto von 1905.
Der vorlaute Entertainer, der sich selbst im Vorfeld der Düsseldorfer Premiere ein robustes Mandat erteilt hat, brachte nur einen zähen und lauwarmen Musiktheaterabend zuwege. Noch nicht einmal gediegenes Kunsthandwerk. Dafür hätte er mit dem vorzüglichen Sängerdarsteller Will Hartmann als Graf Danilo und der temperamentvollen mediterranen, eingangs vom Bühnenhimmel herunterschwebenden Morenike Fadayomi gar keine so schlechten Voraussetzungen gehabt. Doch Ranküne war noch nie ein guter Ratgeber in Fragen der Kunst.
Den zweiten Akt überbrückt so etwas wie ein albanischer Heimatabend. An seiner Ästhetik hätte der Diktator Enver Hodscha seine helle Freude gehabt - und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident, ein spätberufener Arbeiterführer, könnte gleichfalls goutieren, wie da gesunde Arbeiter- und Bauerntöchter gestemmt werden. Auf der Düsseldorfer Bühne ist, wenn man die groben Kunstfehler übersieht, eine konservative Welt noch in bester Ordnung. Auch, zippel-zap, wenn im letzten Aufzug ein halbes Dutzend überdimensionale Brunnenbecken auf Stilen herumgeschoben werden - überdimensionale Sektschalen, in denen es prickelt. Da verschaffen sich die Reize von Blumenmädchen Geltung.
Doch ist auch das nur bedingt unterhaltsam - so entertaining eben, wie insgesamt das real existierende deutsche Fernsehen in seiner Untertänigkeit gegenüber Kapital, Kanzlerin und Konventionen. Vielleicht sollte das Wachstumsbeschleunigungsgesetz auf die Fernsehunterhalter ausgedehnt werden, damit sie auch zu Bühnenkünstlern heranwachsen können. Oder die bleiben bei ihren Leisten und reißen die grinsenden Klappen nicht gar so weit auf.
Die Inszenierung von Christian Brey und Harald Schmidt an der Deutschen Oper am Rhein rückt, wie es guter Regie-Theater-Brauch ist, die Handlung aus dem späten 19. Jahrhundert um 100 Jahre an unsere Gegenwart heran. Die Klamotten sehen aus, als wären sie nebenan an der Steilküste einer der Zufahrtsstraßen zum Düsseldorfer Opernhaus gekauft worden. Schön bunt, einmal rund herum im Farbkreis.
Und dann schlägt auch schon der Humor des mulitalentierten Herrn Schmidt aus Neu-Ulm zu: Er vergleicht die Zahl der treuen Ehefrauen in Pontevedro mit jener der Minarette in der Schweiz. Hö. Später überbrückt er die Umbaupause zwischen dem zweiten und dritten Akt und sagt an, dass eine 89-Jährige verloren gegangen sei und ihre Eltern gebeten werden, sie an der Kasse abzuholen. Hö, hö. Solche Sternschnuppen des deutschen Fernsehhumors werden noch getoppt von neuerlichen Ausfällen gegen die Regisseurskollegen, die ganz überwiegend - anders als er, der sich in jungen Jahren auf der Orgelbank abmühte - keine Noten lesen könnten.
Im Unterschied zu ihm scheinen freilich Regisseure wie Christoph Marthaler, Peter Konwitschny, Jossi Wieler, Claus Guth, Christof Loy, Michael von zur Mühlen oder Florian Lutz sogar zu verstehen, was sie lesen - und gegen die tatsächlich wenig metierkundigen Kolleginnen Katharina Thalbach, Doris Dörrie oder Katharina Wagner zu stänkern, sollte sich ein Artist wie Harald Schmidt aus Geschmacks- und Quotengründen verkneifen. Übrigens stammen sämtliche besseren Pointen, die in Düsseldorf zum Einsatz kommen, von Victor Léon und Leo Stein - aus dem Originallibretto von 1905.
Der vorlaute Entertainer, der sich selbst im Vorfeld der Düsseldorfer Premiere ein robustes Mandat erteilt hat, brachte nur einen zähen und lauwarmen Musiktheaterabend zuwege. Noch nicht einmal gediegenes Kunsthandwerk. Dafür hätte er mit dem vorzüglichen Sängerdarsteller Will Hartmann als Graf Danilo und der temperamentvollen mediterranen, eingangs vom Bühnenhimmel herunterschwebenden Morenike Fadayomi gar keine so schlechten Voraussetzungen gehabt. Doch Ranküne war noch nie ein guter Ratgeber in Fragen der Kunst.
Den zweiten Akt überbrückt so etwas wie ein albanischer Heimatabend. An seiner Ästhetik hätte der Diktator Enver Hodscha seine helle Freude gehabt - und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident, ein spätberufener Arbeiterführer, könnte gleichfalls goutieren, wie da gesunde Arbeiter- und Bauerntöchter gestemmt werden. Auf der Düsseldorfer Bühne ist, wenn man die groben Kunstfehler übersieht, eine konservative Welt noch in bester Ordnung. Auch, zippel-zap, wenn im letzten Aufzug ein halbes Dutzend überdimensionale Brunnenbecken auf Stilen herumgeschoben werden - überdimensionale Sektschalen, in denen es prickelt. Da verschaffen sich die Reize von Blumenmädchen Geltung.
Doch ist auch das nur bedingt unterhaltsam - so entertaining eben, wie insgesamt das real existierende deutsche Fernsehen in seiner Untertänigkeit gegenüber Kapital, Kanzlerin und Konventionen. Vielleicht sollte das Wachstumsbeschleunigungsgesetz auf die Fernsehunterhalter ausgedehnt werden, damit sie auch zu Bühnenkünstlern heranwachsen können. Oder die bleiben bei ihren Leisten und reißen die grinsenden Klappen nicht gar so weit auf.