Was Dietrich Jörn Weder sich vorgenommen hat, ist eine Bestandsaufnahme. Keine schwarze, keine weiße - eine realistische.
"Ich habe zusammengetragen, was jeder wache, um die Umwelt besorgte Zeitgenosse wissen sollte, um von einem höheren Standpunkt über die Tagesereignisse hinaus das Feld zu überblicken und seine Rolle darin zu finden."
In fünf Kapiteln beschreibt der Journalist Weder bunt, faktenreich und anschaulich die Situation, in der sich der Planet Erde befindet. Die Wälder und Weltmeere, die Artenvielfalt und die Erdatmosphäre, die menschliche Gesundheit und das Bevölkerungswachstum - alles wird unter die Lupe genommen, nichts dramatisiert, nichts beschönigt. Das liest sich gut und verdaut sich schwer. Hinter jedem seiner zahlreichen Beispiele tun sich Schicksale auf: Von Landschaften, Tierarten und von den betroffenen Menschen, die mit den Umweltveränderungen leben müssen. Weder trägt Beispiele aus aller Welt zusammen, liefert Zahlen, Geschichte, Hintergründe. Warum brennt der Wald so oft in Indonesien? Woher kommen die Algenteppiche in Nord- und Ostsee? Wer wissen will, wie es zu der Flut-katastrophe in Asien kommen konnte, wird auf Seite 50 fündig:
"Entwaldung in den Quellgebieten tropischer Flüsse beschleunigt heute allenthalben den Oberflächenabfluss und lässt die Wasserführung zwischen Regen- und Trockenzeit extrem schwanken. Durch eine stete Erhöhung des Hochwasserpegels haben die durch Überschwemmung gefährdeten Flächen Indiens seit dem Ende der 60er Jahre um mehr als das Doppelte zugenommen."
Solche Bestandsaufnahmen gab es schon viele. Wozu dann jetzt dieses Buch? Weil es deutlich macht, wie dramatisch sich die Lage in einigen Bereichen zugespitzt hat. Aber auch, dass manch prophezeiter Untergang nicht eingetreten ist: Bereits verloren geglaubte Tierarten sind wieder aufgetaucht, die Erschöpfung der Ölreserven ist ein Stück hinausgeschoben, die Flüsse in Deutschland sind sauberer geworden. Der Autor will zur Tat auffordern, nicht zur Trauer. Deshalb steht am Ende eines jeden Kapitels eine Vision, ein Ausblick darauf, wie es werden könnte. Wenn die Menschen das Richtige täten! Zum Thema Wald liest sich das dann so:
"Die internationale Staatengemeinschaft ächtet den Raubbau am Wald mit Hilfe entsprechender Konventionen. Sie belohnt eine schonende Waldbewirtschaftung mit einschlägigen Gütesiegeln. Bäume können wieder bei voller Gesundheit groß werden und zu Naturdenkmälern für kommende Generationen wachsen."
Dietrich Jörn Weder lässt seine Zielvorstellungen nicht im luftleeren Raum stehen - er weist auch Wege, wie sie zu erreichen sind. Die letzten beiden Kapitel gehören der Politik. Da wird Bilanz gezogen, was 20 Jahre deutsche Umweltpolitik bisher zustande gebracht haben, was inter-national erreicht wurde, und was auf welcher Ebene noch zu tun ist. Und das wird dann schnell ganz aktuell:
"Nichts läuft dem Klimaschutz gegenwärtig so zuwider wie der zunehmende Auto- und Flugverkehr. Gerade in jüngster Zeit haben vermehrt überdimensionierte Großraum- und Geländewagen sowie schnelle Limousinen Käufer gefunden, die von einem hohen Treibstoffverbrauch offenbar nicht abgeschreckt wurden. Sparsame Kleinwagen werden vermutlich erst dann Liebhaber in großer Zahl finden, wenn der Sprit abschreckend teuer wird. Aber werden die vielen begeisterten Autofahrer Politiker wählen und wieder wählen, die ihnen derart den Spaß verderben?"
Weder bietet in seinem Buch einen bunten Strauß an Beispielen. Das macht alles sehr plastisch. Doch manchmal wirkt die Auswahl etwas beliebig. Gelegentlich wünschte man sich eine systematischere Analyse, die als Gebäude stehen bleibt, wenn man das Buch wieder zuklappt. Ein paar klare Grafiken hätten manche verbale Kapriole erspart. Ein kommentiertes Literatur-Verzeichnis würde gezieltes Weiterlesen erleichtern. Doch in 467 gewissen-haft geführten Fußnoten wird der interessierte Leser sicher auch alleine fündig. Das Buch zeigt, wo die Probleme liegen und welche Hand-lungsmöglichkeiten es gibt - und da wird es am Ende für den Leser unbequem: Auf einmal soll er nämlich mitmachen, und tun, was in seiner Reichweite liegt:
"Nur bewusstes persönliches und politisches Handeln hält den fortschreitenden Niedergang unserer natürlichen Um-welt auf, und auch das nur unter günstigen Umständen."
Vor der Lektüre dieses Buches ist also durchaus zu warnen - danach kann man sich nicht mehr damit herausreden, der Überblick habe einem gefehlt.
Jesko Hirschfeld besprach das Buch von Dietrich Jörn Weder: "Noahs Arche heute - Öko-Realismus." Es ist erschienen im Kreuz Verlag, Stuttgart 2000, hat 280 Seiten und kostet 36 Mark.
"Ich habe zusammengetragen, was jeder wache, um die Umwelt besorgte Zeitgenosse wissen sollte, um von einem höheren Standpunkt über die Tagesereignisse hinaus das Feld zu überblicken und seine Rolle darin zu finden."
In fünf Kapiteln beschreibt der Journalist Weder bunt, faktenreich und anschaulich die Situation, in der sich der Planet Erde befindet. Die Wälder und Weltmeere, die Artenvielfalt und die Erdatmosphäre, die menschliche Gesundheit und das Bevölkerungswachstum - alles wird unter die Lupe genommen, nichts dramatisiert, nichts beschönigt. Das liest sich gut und verdaut sich schwer. Hinter jedem seiner zahlreichen Beispiele tun sich Schicksale auf: Von Landschaften, Tierarten und von den betroffenen Menschen, die mit den Umweltveränderungen leben müssen. Weder trägt Beispiele aus aller Welt zusammen, liefert Zahlen, Geschichte, Hintergründe. Warum brennt der Wald so oft in Indonesien? Woher kommen die Algenteppiche in Nord- und Ostsee? Wer wissen will, wie es zu der Flut-katastrophe in Asien kommen konnte, wird auf Seite 50 fündig:
"Entwaldung in den Quellgebieten tropischer Flüsse beschleunigt heute allenthalben den Oberflächenabfluss und lässt die Wasserführung zwischen Regen- und Trockenzeit extrem schwanken. Durch eine stete Erhöhung des Hochwasserpegels haben die durch Überschwemmung gefährdeten Flächen Indiens seit dem Ende der 60er Jahre um mehr als das Doppelte zugenommen."
Solche Bestandsaufnahmen gab es schon viele. Wozu dann jetzt dieses Buch? Weil es deutlich macht, wie dramatisch sich die Lage in einigen Bereichen zugespitzt hat. Aber auch, dass manch prophezeiter Untergang nicht eingetreten ist: Bereits verloren geglaubte Tierarten sind wieder aufgetaucht, die Erschöpfung der Ölreserven ist ein Stück hinausgeschoben, die Flüsse in Deutschland sind sauberer geworden. Der Autor will zur Tat auffordern, nicht zur Trauer. Deshalb steht am Ende eines jeden Kapitels eine Vision, ein Ausblick darauf, wie es werden könnte. Wenn die Menschen das Richtige täten! Zum Thema Wald liest sich das dann so:
"Die internationale Staatengemeinschaft ächtet den Raubbau am Wald mit Hilfe entsprechender Konventionen. Sie belohnt eine schonende Waldbewirtschaftung mit einschlägigen Gütesiegeln. Bäume können wieder bei voller Gesundheit groß werden und zu Naturdenkmälern für kommende Generationen wachsen."
Dietrich Jörn Weder lässt seine Zielvorstellungen nicht im luftleeren Raum stehen - er weist auch Wege, wie sie zu erreichen sind. Die letzten beiden Kapitel gehören der Politik. Da wird Bilanz gezogen, was 20 Jahre deutsche Umweltpolitik bisher zustande gebracht haben, was inter-national erreicht wurde, und was auf welcher Ebene noch zu tun ist. Und das wird dann schnell ganz aktuell:
"Nichts läuft dem Klimaschutz gegenwärtig so zuwider wie der zunehmende Auto- und Flugverkehr. Gerade in jüngster Zeit haben vermehrt überdimensionierte Großraum- und Geländewagen sowie schnelle Limousinen Käufer gefunden, die von einem hohen Treibstoffverbrauch offenbar nicht abgeschreckt wurden. Sparsame Kleinwagen werden vermutlich erst dann Liebhaber in großer Zahl finden, wenn der Sprit abschreckend teuer wird. Aber werden die vielen begeisterten Autofahrer Politiker wählen und wieder wählen, die ihnen derart den Spaß verderben?"
Weder bietet in seinem Buch einen bunten Strauß an Beispielen. Das macht alles sehr plastisch. Doch manchmal wirkt die Auswahl etwas beliebig. Gelegentlich wünschte man sich eine systematischere Analyse, die als Gebäude stehen bleibt, wenn man das Buch wieder zuklappt. Ein paar klare Grafiken hätten manche verbale Kapriole erspart. Ein kommentiertes Literatur-Verzeichnis würde gezieltes Weiterlesen erleichtern. Doch in 467 gewissen-haft geführten Fußnoten wird der interessierte Leser sicher auch alleine fündig. Das Buch zeigt, wo die Probleme liegen und welche Hand-lungsmöglichkeiten es gibt - und da wird es am Ende für den Leser unbequem: Auf einmal soll er nämlich mitmachen, und tun, was in seiner Reichweite liegt:
"Nur bewusstes persönliches und politisches Handeln hält den fortschreitenden Niedergang unserer natürlichen Um-welt auf, und auch das nur unter günstigen Umständen."
Vor der Lektüre dieses Buches ist also durchaus zu warnen - danach kann man sich nicht mehr damit herausreden, der Überblick habe einem gefehlt.
Jesko Hirschfeld besprach das Buch von Dietrich Jörn Weder: "Noahs Arche heute - Öko-Realismus." Es ist erschienen im Kreuz Verlag, Stuttgart 2000, hat 280 Seiten und kostet 36 Mark.