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Digitale Entwicklungshilfe

Telekommunikation.- Was den Nutzen von Handys und Smartphones ausmacht, liegt für jeden Europäer auf der Hand. Einen ganz anderen Nutzwert haben die mobilen Geräte aber für Menschen in Entwicklungsländern. Das hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nun anschaulich klargemacht.

Von Thomas Reintjes | 21.05.2011
    Ein Beispiel wie Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern von digitaler Kommunikationstechnik profitieren können, war die Konferenz "Mobile Know-how for Development” selbst: Mehr als 50 Menschen aus Lateinamerika, Afrika und Asien nahmen online daran teil – die wenigsten hätten wahrscheinlich physisch an einem Konferenzort erscheinen können. Wichtigster Punkt auf der Tagesordnung: Der Start einer Mobilen Website. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ will dort eine Gruppe von rund 1000 Menschen, die bereits früher Bildungsangebote der GIZ wahrgenommen haben, zusammenbringen. Projektleiter Volker Lichtenthäler:

    "Da gab es vor kurzem auch einen Fall, dass sich beispielsweise jemand in Malawi glaube ich, im südlichen Afrika jedenfalls, selbstständig gemacht hatte, ein bestimmtes Projekt im Umweltbereich durchführen wollte und das mit anderen einfach diskutiert hat und auch Perspektiven, Sichtweisen darauf aus Asien mit aufgegriffen hat. Das ist recht ungewöhnlich, so ein internationaler Austausch, aber das ist genau das, was wir damit gerne erreichen würden."

    Im Vordergrund steht das Lernen unterwegs, englisch: Mobile Learning – Die Geräte dafür sind internetfähige Mobiltelefone oder tastaturlose Kleinstcomputer mit berührungsempfindlichem Bildschirm, sogenannte Tablet-Computer. Wenn gerade zwischendurch mal Zeit ist – an der Bushaltestelle, in einer Warteschlange oder im Zug – sollen die Nutzer ihr Wissen über IT, Management oder Marketing vertiefen können – beispielsweise indem sie die Bedeutung von Fachbegriffen ergründen.

    Bankgeschäfte über das Handy erledigen ist ein weiteres Beispiel, wie Informationstechnik Entwicklungs- und Schwellenländer voranbringen kann. Auf der Konferenz hieß es, 2009 habe es eine Milliarde Menschen gegeben, die zwar ein Mobiltelefon besaßen, aber keinen Zugang zu Bankdienstleistungen hatten. Die Handys könnten diesen Menschen den Weg zum ersten eigenen Konto öffnen, und möglicherweise zu mehr finanzieller Sicherheit. Dass das funktionieren kann, bestätigte eine Konferenzteilnehmerin live aus Kenia in ihrem audiovisuellen Vortrag. Millionen Menschen nutzten dort schon heute mobile Bankzugänge.

    Von den Philippinen berichtete Alvin Marcelo. Handyempfang ist auf den mehr als 7000 Inseln seines Staates kein Problem – flächendeckende medizinische Vollversorgung hingegen schon. Mithilfe von Foto-Handys habe sie verbessert werden können. Eine Hautkrankheit beispielsweise könne ein Experte per MMS- und SMS-Kommunikation beurteilen, ohne dass der Patient eine 30-stündige Reise zu ihm auf sich nimmt.

    Die Chancen, die digitale Informations- und Kommunikationstechnik Entwicklungs- und Schwellenländern eröffnet, seien nicht zu unterschätzen, sagt Thorsten Scherf von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.

    "Das sind Technologien, die in anderen Wirtschafts-/Gesellschaftsbereichen für erhöhte Transparenz, Effektivität und Effizienz sorgen und damit auch helfen, unterschiedliche Entwicklungsziele zu erreichen, wie eben wirtschaftliche Entwicklung durch effizientere Warenströme oder Erschließen neuer Märkte. Sie können auch eine Möglichkeit sein, dass Bevölkerungsschichten in ländlichen Gebieten die Möglichkeit haben, an politischen Prozessen teilzunehmen, oder über Online-Plattformen Korruption aufzudecken. Es gibt sehr unterschiedliche Bereiche."

    Beamte in Afghanistan, berichtet er, hätten bei der Umstellung von Bar- auf digitale Bezahlung plötzlich viel mehr Geld ausgezahlt bekommen. Wege, auf denen Gelder veruntreut wurden, waren durch die Digitalisierung abgeschnitten worden.