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Digitale Hasen und Igel

Neuvorstellungen von Chips, die Rechnerherzen schneller schlagen lassen, gehören zum festen Ritual der "CeBIT 99", die vom 18. bis 24. März in Hannover das Mekka für Anbieter und Konsumenten moderner Informationstechnologie aus aller Welt bildet. So setzt Marktführer Intel seine neue Chip-Generation "Pentium III" mit großem Aufwand in Szene. Doch auch die Konkurrenz präsentiert schnelle und preiswerte Prozessoren, die gewinnträchtige Marktanteile erobern sollen.

Manfred Kloiber, Wolfram Koch |
    Intels letzte Kreation wartet mit neuen Merkmalen auf, die Office-Anwendungen, Internet und Spiele in neue Dimensionen führen sollen: 70 neue Befehle und Taktfrequenzen von 450 oder 500 Megahertz zeichnen den "Pentium III" aus. "Die zusätzlichen Instruktionen nutzen die Wege zu und vom Speicher effizienter als bisher", erklärt Hans Jürgen Werner von Intel. Der neue Befehlssatz diene insbesondere der Verarbeitung von dreidimensionalen Grafikfunktionen, der Spracherkennung sowie multimedialer Funktionen für das Internet. So könne der "Pentium III" beispielsweise fehlende Bilder einer gestörten Videoübertragung aus dem globalen Netz interpolieren und rekonstruieren.

    Intel spendierte seinem Prozessor für den gehobenen Endverbraucher-Markt neben der Befehlserweiterung und einer höheren Transistorendichte auch zwei neue Speicherbänke: Sie verschaffen dem Chip die Fähigkeit, mehrere Prozesse parallel abarbeiten zu können. Um die Leistungsmerkmale eines "Pentium III" jedoch ausschöpfen zu können, ist der Anwender auf Software angewiesen, die auf die neuen Befehle auch zugreift. Ohne geeignete Programme erweist sich die neue Prozessorgeneration kaum schneller als ihre Vorgänger der "Pentium II"-Baureihe.

    Eine weitere Neuerung entfachte bereits im Vorfeld der Messe eine Diskussion um den "Pentium III": Eine besondere Seriennummer kennzeichnet jeden Prozessor und kann über das Internet übertragen werden. Damit besteht zwar einerseits die Möglichkeit, zum Beispiel Online-Bankgeschäfte noch sicherer zu gestalten. Andererseits bestehe allerdings die Gefahr eines "gläsernen" Internet-Benutzer, dessen Wege im World Wide Web exakt zurückverfolgt werden könnten, meinen die Kritiker der Identifikationsnummer. Ein von Intel nachträglich bereitgestelltes Programm erlaubt jetzt das Abschalten der Kennung. Intels Mitbewerber um die Gunst der Konsumenten zeigen auf der CeBIT, daß auch sie die Zeit für Neuentwicklungen genutzt haben: So ist AMD mit seinem leistungsstarken "K6-III" dem Marktführer dicht auf den Fersen. Ein größerer interner Speicher im Vergleich zum Intel-Pendant erzielt eine dem "Pentium III" nahezu ebenbürtige Leistung - zu einem deutlich niedrigeren Preis. Weiterer Vorteil: Der AMD-Chip eignet sich zur Aufrüstung vieler der weit verbreiteten "Pentium"-Hauptplatinen mit dem "Sockel 7". Intels "Pentium III" verwendet im Gegensatz dazu den relativ jungen "Slot 1" der "Pentium II"-Hauptplatinen.