Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Digitale Inhalte
Pay-TV brummt trotz Netflix und Amazon

Bezahlfernsehen: Das klingt inzwischen nach einer Vokabel aus einer alten Fernsehzeit. Doch das sogenannte Pay-TV brummt weiterhin über viele Senderfamilien hinweg. Und dass, obwohl die digitale Konkurrenz von Netflix und Amazon mit eigenen Inhalten in den Markt drängt.

Von Daniel Bouhs | 24.01.2015
    Das Logo der Videoplattform Netflix
    Das Logo der Videoplattform Netflix (picture alliance / ZB / Britta Pedersen)
    "Auf Sky läuft dein Lieblingsprogramm. Wann immer du einschaltest. Verführerisch gut. Sky – du willst es doch auch!"
    Fast vier Millionen Film- und Sportfans wollen tatsächlich, was die Werbung ihnen verspricht – so viele Abonnenten hat allein Sky, der Pay-TV-Riese, derzeit in Deutschland. Das Geschäft mit bezahltem Fernsehen boomt seit Jahren. Eigentlich erstaunlich, denn die Zerstreuung im Digital ist groß. Trotzdem: Nicht nur Sky legt zu, sondern auch Bezahlsender, mit denen auch ProSieben, Sat.1 und RTL – eigentlich frei empfangbare Programme – ihr Angebot ergänzen, etwa in den Kabelnetzen oder auf den IP-TV-Plattformen von Telekom und Vodafone.
    "Also, wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahren anschaut, sieht man eigentlich erst mal, dass das Angebot der klassischen linearen Pay-TV-Angebote explodiert ist, ich glaube, sich etwa verdreifacht hat über die letzten Jahre."
    Sagt Frank Giersberg, der den Markt für den Privatsenderverband VPRT beobachtet. 2013 haben Zuschauer hierzulande bereits gut zwei Milliarden Euro für Bezahlsender und Videos im Netz ausgegeben. Für das vergangene Jahr liegen zwar noch keine endgültigen Zahlen vor, die Branche rechnet aber noch einmal mit einem deutlichen Wachstum, nicht zuletzt, weil ein Segment immer größer wird: Videoportale im Netz.
    Netflix startet mit in Deutschland
    "Schau nur, was Du schauen willst – Serien- und Filmempfehlungen, wie für Dich gemacht. Welcome to Netflix!"
    Netflix, das ist die große Konkurrenz aus den USA, die im Herbst auch in Deutschland gestartet ist. Wie viele Abonnenten der Dienst hierzulande bislang gewinnen konnte, behält Netflix für sich. Weltweit waren es aber zuletzt bereits fast 60 Millionen. Die etablierten Anbieter halten allerdings dagegen, auch in Deutschland. Mit Maxdome betreibt ProSiebenSat.1 schon seit Jahren ein eigenes Videoportal, das auch US-Serien und Hollywood-Filme lizenziert. Und auch Sky ist längst mehr als bloß ein Fernsehkanal, der sich hinter einer Bezahlschranke versteckt.
    "Wir haben Sky-On-Demand gelauncht, wir haben Sky Anytime, wir haben Snap by Sky, wir haben Sky Go und wir haben Sky Online", sagt Sky-Sprecher Wolfram Winter. "Einerseits on-demand, andererseits aber auch stationär, dann wiederum mobil. Und all das zusammen führt dann dazu, dass es offensichtlich eine wachsende Schar von Abonnenten sind."
    Nun drängen Anbieter wie Netflix aber nicht nur mit eigenen Plattformen auf den Markt, sondern auch mit eigenen Inhalten. Netflix hat mehrere Serien produziert und zumindest einige für die eigene Plattform reserviert – für Serienfans ein Argument.
    Und auch der Handelsgigant Amazon bietet inzwischen Video-on-demand an. Vieles davon sind zwar abgehangene Serien und Filme, aber auch Amazon will künftig verstärkt selbst produzieren. Altstar Woody Allen ist bereits für eine Serie an Bord. Demnächst will Amazon sogar Kinofilme in Auftrag geben – für die eigene Plattform.
    "Das heißt, wir haben natürlich mehr Wettbewerb", sagt Marktbeobachter Giersberg. Panik müsse sich deshalb bei den Etablierten aber vorerst nicht breit machen, denn eines spiele allen in die Hände: Zuschauer wollen – ob nun im klassischen TV oder im Digitalen – immer mehr bewegte Bilder sehen.
    "Wir haben eine riesige Nachfrage nach den Inhalten. Wir haben eine steigende Nutzung über alle Plattformen. Auch im abgelaufenen Jahr ist das ganz klassische lineare TV sogar noch mal gewachsen."
    Was nicht zuletzt eines beweist: Die Zukunft liegt zwar eindeutig im Netz – bislang zumindest aber eben nicht dort allein.