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Digitales Logbuch: AFK

"IRL – In Real Life?!? Wir mögen diesen Ausdruck nicht, wir sagen lieber AFK - Away From Keyboard."

Von Maximilan Schönherr |
    Auf der Berlinale lief diese Woche der Dokumentarfilm von Simon Klose "TPB AFK: The Pirate Bay Away From Keyboard"

    Um drei Abkürzungen kreist die Dokumentation. Die erste ist TPB: The Pirate Bay, die größte Tauschbörse der Welt. Von den drei Gründern dieses mit Werbeeinnahmen finanzierten halblegalen schwedischen Kleinunternehmens handelt der Film. Genau genommen von dem TPB-Gerichtsverfahren 2008, als die jungen Männer zu Gefängnis und hohen Geldstrafen verurteilt wurden. Der Massenprotest führte zum Durchbruch der Piratenpartei in Schweden und später in anderen Ländern.

    Kommen wir zur zweiten Abkürzung: Zu Beginn des Verfahrens vor fünf Jahren in Stockholm fragt das Gericht Peter von The Pirate Bay, wann er die anderen beiden, Fredrik und Gottfrid "IRL" kennengelernt habe.

    Warum sagt ein Anwalt oder Richter IRL? Weil er damit zu erkennen gibt, dass er sich in die Tauschbörsenszene gut auskennt, bei den Filesharern. Wann also haben Sie Fredrik und Gottfrid IRL kennen gelernt?
    "Wir benutzen den Ausdruck IRL nicht", antwortet Peter. "Wir sagen AFK. Aber das ist ein anderes Thema."

    Ein Mann im Gerichtssaal fragt: "Was bedeutet IRL?"

    "In Real Life", antwortet der kluge Erste.

    Und Peter, der Pirat, erläutert: "Wir mögen diesen Ausdruck nicht, wir sagen lieber AFK, Away From Keyboard." Also: weg vom Computer.

    Zwischen diesen Abkürzungen liegen Welten. Die eine besagt, dass alles, was im Internet passiert, nicht das wahre Leben, das Real Life, ist. Die andere sagt: Natürlich ist auch das Internet Real Life, aber wenn man die Kaffeemaschine anschaltet und dabei die Tastatur kurz beiseite legt, dann ist man eben AFK, Away From Keyboard.

    Auch wenn die Gründer von TPB während der Zeit meist im Gericht oder auf Pressekonferenzen, also AFK waren – TPB war drei Tage nach Abschalten wieder online. Und ist es heute noch.