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Digitales Logbuch: AOL

Wir in Bayern haben ein relativ entspanntes Verhältnis zu den Vereinigten Staaten, und deshalb ist alles, wo "Amerika" draufsteht, für uns gut und positiv besetzt.

Von Maximilian Schönherr |
    "America Online" zum Beispiel ist ein Begriff, den wir Bayern schon von Anfang an sehr gern mochten. Nur ist "America Online" damals, als es irgendwann in den 80er-Jahren nach Deutschland gekommen ist, nach Hamburg gegangen, einer Stadt irgendwo zwischen Fulda und Amsterdam.

    In Hamburg fand das blühende Leben statt. Da hat dann AOL – eigentlich ein ziemlich unbedeutender Laden – gesagt: Ich kaufe jetzt Time Warner! Das ist ungefähr so, als würde ich zu Angie sagen:

    "Angie, kaufe jetzt das Emirat Dubai!"

    "Ich kann doch kein Emirat kaufen. Ich bin doch keine Thronfolgerin", sagt Angie.

    "Für mich, Angie, bist du die Thronfolgerin."

    Jedenfalls hat AOL Time Warner gekauft und anschließend auf das Fußballstadion eines ziemlich unbedeutenden Clubs "AOL Arena" geklebt.

    Ich mochte AOL so gern, weil es als erster, wenn man darüber abends online ging und sich einloggte, die nackten Frauen gezeigt hat. Und damals gab es noch eine Unterversorgung, das Internet war noch nicht so richtig zum World Wide Web geworden mit seinen vielen Softerotikseiten. AOL war da ganz vorn dran. Aber jetzt machen sie den Laden dicht.

    "Angie", sage ich, "die machen jetzt in Hamburg AOL dicht."

    "Ja, war AOL denn am Flughafen?"

    "Warum soll AOL denn am Flughafen gewesen sein, Angie?"

    "Na, weil die doch den Flughafen gehackt haben."

    Angie ist eine wunderbare Person. Ich mag Angie, weil sie Verbindungen herstellt, auf die ich nie käme.

    "Angie, häcken kommt nicht von hacken, sondern von aushecken. Die haben sich etwas ausgeheckt. Aber nicht AOL. Und wenn du willst, Angie, können wir jetzt zusammen etwas aushacken."