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Digitales Logbuch: Fenster-Leben

Au, ich brauche noch ein Bier. Man könnte fast meinen, das verdunstet. Aber so ist es halt, wenn man in der Wirtschaft sitzt und über sein verpfuschtes Leben nachdenkt.

Von Achim Killer |
    Es hätte ja ganz anders kommen können, wenn – ja – wenn das Leben so wäre wie dieses Windows. Das fragt einen wenigstens. Windows fragt immer: Wollen Sie diese Datei wirklich löschen? Wollen Sie wirklich dieses Programm ausführen? Wollen Sie die Browser-Tabs schließen? Wegen jedem Scheiß fragt das, das Windows. Aber wenn es mal wirklich wichtig wäre – im Leben – da fragt keiner.

    Ja, man hätte ja manches anderes gemacht, wenn man gefragt worden wäre: Wollen Sie wirklich diesen Beruf ergreifen, Sie Grasdackel, und ihr Leben lang, für wenig Geld Artikel schreiben, die keinen interessieren? Wollen Sie das wirklich? Wenn man das so gesagt bekommen hätte, dann hätte man es sich vielleicht noch einmal überlegt. Oder: Ja, muss denn das sein? Wieso willst denn du bauen? Willst du den Rest deines Lebens für die Bank arbeiten? Willst du das wirklich? Ja, wenn es um eine Datei geht, wirst du gefragt, wenn es ums Leben geht, nicht. Ich meine, manchmal wird man ja gefragt, aber wie? Willst du dir hier anwesende... zu deiner Frau nehmen?, hat der Pfarrer seinerzeit gesagt.

    Da kannst du dann auch nicht nein sagen. Wenn er aber gesagt hätte: Kerle! Ja, bist du noch recht gescheit? Willst du das wirklich? Jetzt denk einmal nach! Dann wäre es anders geworden, das Leben. Au, ich brauch noch ein Bier. Marga, noch eine Halbe. Wie? Was soll denn das heißen: Willst du das wirklich? Noch ein Bier will ich. Und rede nicht so töricht daher.