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Digitales Logbuch: Fensterklang

Was die im Feuilleton immer so bringen - über Kunst und Kultur, das ist manchmal schon abgehoben. Aber egal, es gehört ja eh nicht dahin. "It must be pop", hat Andy Warhol gesagt. Populär muss es sein. Und: "Making money is art." Und deshalb gehört Kulturkritik ins Computermagazin.

Von Achim Killer |
    Pop, das ist Windows, allein schon weil mit kaum etwas anderem mehr Geld gemacht wird als damit. Nehmen wir nur einmal Windows 95.

    Windows 95, das ist Dadaismus par excellence, ein virtuoses Spiel mit abstrakten Lauten, mit sinnentleerten Worten. "tumba ba- umf/kusagauma/ba – umf", wie's in einem Gedicht des großen Dadaisten Hugo Ball so schön heißt. Das ist abstrakt. Darin steckt nichts von einer schnöden, konkreten Aussage. Noch weniger Sinn steckt nur in den Fehlermeldungen, an die man sich seit Windows 95 gewöhnt hat: "Allgemeine Schutzverletzung" – Dagegen ist "tumba ba- umf" eine höchst banale Konkretisierung. Oder die Fünfte von Microsoft, die fünfte Windows-Linie. Windows 2000.

    Windows 2000 ist allerdings nicht klassisch, wie sich's eigentlich für eine Fünfte gehört, sondern Pop. "Making money is art." Windows 2000 findet sich heute noch in Kontoauszugsdruckern. Und dann erst Windows XP.

    Mit XP hat Microsoft sogar den berühmten Science-Fiction-Autor George Orwell übertroffen. Was ist dessen Teleprompter gegen einen XP-Rechner? Der übermittelt die MAC-Adresse des Ethernet-Controllers an Big Ballmer, die Seriennummern von Prozessor und Festplatte und den CD-Key. Dieser Orwell hat nicht einmal gewusst, was so etwas ist. Das beste Betriebssystem von Microsoft aber ist:

    Nö, bei DOS gibt's keine Startsound. Aber es läuft stabil, generiert keine Fehlermeldungen und schickt keine Daten nach Redmond. In den Ohren von Windows-Usern klingt das doch wie Musik.