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Digitales Logbuch: Zombie-Leiharbeit

Eigentlich unterhalte ich mich ja gerne mit dem Zombie – dem in meinem PC. Weil: Der Zombie, das ist einer wie du und ich.

Von Achim Killer |
    Bevor ich abends den Rechner herunterfahre, kommt er aus dem Systemverzeichnis, und wir plaudern noch ein bisschen vorm Feierabend. Aber gestern, da war er so richtig schlecht drauf. "Scheiß-Maloche!", hat er geschimpft, "Leiharbeit!". Ja, bei ihm in der Firma strukturieren sie gerade um. Serviceorientiert soll das Unternehmen werden. Und deshalb vermieten die jetzt Bot-Netze.

    "Mit dem, was man da verdient, kann man doch keine Familie ernähren", hat der Zombie gejammert. Er hat nämlich geheiratet, eine ganz, eine tolle Frau – eine Trojanerin. Und zwei süße, kleine Würmchen haben sie mittlerweile auch. "Du musst halt flexibel sein", sag ich, "und dich dynamisch an die Erfordernisse des modernen Arbeitsmarktes anpassen. Lebenslanges Lernen, Zombie! Mach doch eine Weiterbildung zur mobile Malware. Das hat Zukunft! Mit iPhones und iPads kann man richtig gut Geld verdienen." Da ist er dann aber erst recht stinkig geworden. "Hör bloß auf", raunzt er mich an, "wollt ich ja. Aber ich hab mich verirrt. Diese Landkarten von Apple sind ein einziger Hoax!" "Wo biste denn gelandet?", frag ich. "Auf Android", sagt er. "Na ist doch prima. Da arbeitest du ja für den Marktführer und hast eine sichere Stelle." Na ja, aber dann hat er mir erzählt, dass es bei Android ja auch ganz komische Apps gibt, diese Kalender-App etwa, wo Dezember fehlt. Und deswegen hängt bei Zombies daheim jetzt auch noch der Haussegen schief.

    Der Papa bringt kein Weihnachtsgeld heim. Überhaupt fällt das Fest aus. Seine Trojanerin schimpft nur noch. Die kleinen Würmer weinen. Und deshalb ist der Zombie derzeit ganz schlecht drauf. Ja, so ist das halt. Man kann ihn ja wirklich gut verstehen. Weil: Der Zombie, das ist halt einer wie du und ich.