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Dioxin in Bio-Eiern

Der Skandal um dioxinbelastete Eier weitet sich aus, vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind Höfe gesperrt worden. Das dioxinbelastete Biofutter ist offensichtlich in größerem Umfang vertrieben worden, als zunächst angenommen.

Von Georg Ehring |
    Belastetes Futter ist nach Angaben des Bundesministeriums für Verbraucherschutz in mindestens acht Bundesländer geliefert worden. Das heißt jedoch nicht, dass in jedem dieser Länder auch Betriebe betroffen sind - die weiteren Lieferketten müssen erst noch überprüft werden. Die Behörden suchen jetzt nach belasteten Eiern. Am Freitag wurden schon mehrere Betriebe gesperrt, die meisten sind inzwischen wieder freigegeben. Beispielsweise in Niedersachsen, hier sind 19 von 150 Öko-Betrieben mit Eierproduktion betroffen, hier wurden alle bis auf zwei wieder freigegeben. Für die betroffenen Unternehmen heißt das, dass sie im Moment keine Eier verkaufen dürfen, schon ausgelieferte Chargen werden aus den Ladenregalen genommen.
    Wie das Dioxin in das Futter kommen konnte, weiß noch niemand.

    Dioxin wird nicht gezielt hergestellt, es entsteht bei vielen Verbrennungsprozessen und bei manchen Prozessen in der Chemie, etwa bei der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln oder bei der Papierherstellung mit Chlorbleiche. Dioxin ist ein Sammelbegriff für sehr viele verschiedene Stoffe unterschiedlicher Gefährlichkeit, es gilt auch als krebserregend. Die Umwelt ist generell damit belastet, allerdings in sehr geringen Dosen.

    Felix Prinz zu Löwenstein, der Vorstandsvorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, vermutet die Ursache entweder in Altlasten im Boden oder in einem Defekt des Trocknungsofens, in dem der Mais verarbeitet worden ist. Nach Informationen des "Spiegel" hat es schon im März erste Erkenntnisse über die Belastung gegeben. Wenn das stimmt, ist das ein zusätzliches Problem für die Biobranche. Auf jeden Fall sind jetzt einige Fragen offen, sagte Prinz zu Löwenstein dem Deutschlandfunk :

    "Es gibt zwei Dinge, denen jetzt nachgegangen werden muss: Das eine ist die Frage: Was haben die Qualitätssicherungssysteme der Futtermittelwerke falsch gemacht? Und die zweite Frage ist tatsächlich: Hat hier jemand früher etwas gewusst, als er Bescheid gegeben hat? Wenn das tatsächlich der Fall ist, dann wäre das ein ziemlich schlimmer Vorgang."

    Das Problem besteht für die konventionelle und für die Bio-Landwirtschaft gleichermaßen - überall kann Dioxin vorkommen. Die Biobranche nimmt allerdings für sich in Anspruch, engmaschiger zu kontrollieren, die Belastung müsste also eher auffallen und hier könnte etwas schief gelaufen sein.
    Belastet ist Mais aus der Ukraine, er ist über ein niederländisches Unternehmen verkauft worden. Verschlungene Handelswege also, die viele Verbraucher eher in konventionellen Großbetrieben vermuten würden und nicht in der Ökobranche. Solche Handelswege gibt es in der ökologischen Lebensmittelherstellung allerdings auch immer häufiger. Prinz zu Löwenstein erklärt dies vor allem mit dem schnellen Marktwachstum:

    "Eine Situation, in der ein ausländischer Mais, wie das in dem Fall war, eingesetzt wird, ist die Situation, wo im Inland nicht ausreichend produziert wird. Das ist eine Situation, die wir die letzten Jahre hatten. Wir haben das ja auch mehrfach thematisiert. Wir brauchen mehr Bioanbau in Deutschland um dieses Marktwachstum bedienen zu können. Dass es einen Austausch über Grenzen hinweg gibt, ist ja per se nichts schlimmes. Auch wir haben schon deutsche Ware in andere Länder geliefert. Aber wenn wir als Biobranche die Chance nicht wahrnehmen können, das Wachstum, das der Markt uns bietet, auch in der Landwirtschaft selber abzubilden, dann ist das traurig. Das hängt aber auch mit politischen Entscheidungen zusammen, die dann falsch gelaufen sind."

    Bei den politischen Entscheidungen geht es um die Förderung des Ökolandbaus, die die Biobranche gern intensiver hätte, um den Markt mehr aus inländischer Produktion bedienen zu können.

    Bleibt die Frage nach Konsequenzen für den Verbraucher: Eine akute Gesundheitsgefährdung gibt es nach Angaben des Bundesamtes für Risikobewertung durch die Belastung derzeit nicht, wegen der Gefährlichkeit des Stoffes sollte die Belastung allerdings möglichst gering gehalten werden. Eier aus Unternehmen, die das belastete Futter bekommen haben, sind inzwischen aus dem Verkauf genommen worden, im Geschäft dürfte man deshalb keine belasteten Produkte mehr bekommen.