68 benotete Scheine hat Dauerstudent Werner Kahmann im Laufe seiner Semester gesammelt. Viel zu viel. Denn letztlich gebraucht hat er für die erfolgreiche Diplomprüfung nur gut die Hälfte. Nach Diplomarbeit und mündlicher Abschlussprüfung hat er jetzt die Diplom-Ingenieursurkunde von der Fachhochschule Köln ausgestellt bekommen – als Versorgungstechniker. Mit dem Studentenleben ist es damit für Werner Kahmann aus – nach 63 Semestern:
"Das Einzige ist: Ich muss jetzt wieder den Bus bezahlen. Im Zoo den vollen Eintritt. Und überall, wo ich Ermäßigung hatte, ist es vorbei."
Statt sich noch einigermaßen pünktlich zur Abschlussprüfung anzumelden, war der heute 61-jährige gelernte technische Zeichner in den letzten Jahrzehnten als Bauleiter unterwegs und hat ein Projekt nach dem Nächsten angenommen – und mit den Honoraren auch immer Steuern gezahlt und seine Familie ernährt. Dabei aber seine Scheine über die erbrachten Studienleistungen im FH-Studiengang "Technische Gebäudeausrüstung" nie weggeworfen, sondern fein säuberlich in einem Aktenordner aufbewahrt.
"Ich hab mich als Student gefühlt, der arbeitet. Immer freiberuflich, 30 Jahre lang. Ich hab Gruppen geleitet, die fertige Ingenieure waren. Aber von der Baustelle nichts verstanden. Und die hab ich dann da rein gearbeitet. Und da hab ich mir immer gedacht: So blöd kann ich doch gar nicht sein, dass die alle fertig sind und – ich hab zum Beispiel anderthalb Jahre die Bauleitung vom Petersberg gemacht, das Gästehaus des Bundes – da hab ich Leute geleitet, die hatten einen Abschluss, aber mussten auf mich hören."
Den letzten prüfungsrelevanten Schein hat Werner Kahmann 1999 erworben. Als es in Nordrhein-Westfalen Studiengebühren gab, war er nicht eingeschrieben – sonst hätte er sogar 77 Semester auf dem Buckel. Geschadet hat ihm das Dauerstudium nicht: Seine Abschlussprüfung hat er immerhin mit Note zwei gemacht. Sein Prüfer, der Physikprofessor Johannes Goeke rät Möglichen weiteren Nachzüglern, noch in diesem Semester mit ihrem Dasein als Dauerstudent abzuschließen:
"Unbedingt sputen! Die Prüfungsordnungen, die haben sich ja insoweit geändert, dass neue Fächer hinzugekommen sind, alte sind aussortiert worden. Deswegen ist es sehr, sehr ratsam, in die Sprechstunden der einzelnen Professoren zu gehen. Aber die Leute müssen dann auch kommen und sich beraten lassen. Ich kann das nur jedem empfehlen."
Das Düsseldorfer Wissenschaftsministerium hat folgende Faustregel herausgegeben: Einen Rechtsanspruch auf eine Diplomprüfung hat man bis zum Ablauf der Regelstudienzeit plus der Hälfte dieser Zeit. Macht bei den meisten technischen Studiengängen acht plus vier gleich zwölf Semester, innerhalb derer das Diplom gemacht werden muss. Jede Hochschule kann nun eigene, auch großzügigere Fristen festlegen. Die FH Köln überlässt das sogar den jeweiligen Prüfungsausschüssen der Fakultäten. Die Prüfer ihrerseits wollen lieber in die Zukunft blicken und den Kopf freibekommen für die Herausforderungen, die der kommende doppelte Abiturjahrgang bringt, anstatt sich noch mit alten Diplomstudienordnungen auseinanderzusetzen. Prüfer Johannes Goeke:
"Wir müssen ja eine Fülle von Klausuren anbieten, damit Scheine nachgeholt werden können. Wenn da zu viel fehlt und da auch noch nachstudiert werden muss, dann ist es ja irgendwann mal unmöglich. Also, wenn jetzt jemand käme, der nur noch die Diplomarbeit schreiben müsste: Ich glaube, da würden wir sicherlich eine Lösung finden. Das Problem sind die ausstehenden Prüfungen."
Heißt gerade für Dauerstudenten: Wer scheinfrei ist, der sollte es unbedingt jetzt wagen und bei seinem alten Prof ein Diplomarbeitsthema verabreden und sich danach der mündlichen Abschlussprüfung stellen. Um eine der letzten Diplomurkunden zu ergattern, die das deutsche Hochschulsystem noch zu vergeben hat. Auch wenn früher erbrachte Studienleistungen generell nicht verfallen oder ungültig werden: Für einen Bachelor im gleichen Fach sind neue Scheine nötig. Für den bekennenden Bummelstudenten Werner Kahmann hätte das sechs weitere Prüfungen bedeutet. Auch deshalb hatte er sich aufgerafft - zur letztlich erfolgreichen Diplomprüfung nach 39 Jahren. Außerdem hat er seinen Studienabschluss an die Deutsche Rentenversicherung gemeldet – und freut sich, dass nun sogar ein Teil seines über 30-jährigen Studentenlebens für die Rente angerechnet wird.
"Das Einzige ist: Ich muss jetzt wieder den Bus bezahlen. Im Zoo den vollen Eintritt. Und überall, wo ich Ermäßigung hatte, ist es vorbei."
Statt sich noch einigermaßen pünktlich zur Abschlussprüfung anzumelden, war der heute 61-jährige gelernte technische Zeichner in den letzten Jahrzehnten als Bauleiter unterwegs und hat ein Projekt nach dem Nächsten angenommen – und mit den Honoraren auch immer Steuern gezahlt und seine Familie ernährt. Dabei aber seine Scheine über die erbrachten Studienleistungen im FH-Studiengang "Technische Gebäudeausrüstung" nie weggeworfen, sondern fein säuberlich in einem Aktenordner aufbewahrt.
"Ich hab mich als Student gefühlt, der arbeitet. Immer freiberuflich, 30 Jahre lang. Ich hab Gruppen geleitet, die fertige Ingenieure waren. Aber von der Baustelle nichts verstanden. Und die hab ich dann da rein gearbeitet. Und da hab ich mir immer gedacht: So blöd kann ich doch gar nicht sein, dass die alle fertig sind und – ich hab zum Beispiel anderthalb Jahre die Bauleitung vom Petersberg gemacht, das Gästehaus des Bundes – da hab ich Leute geleitet, die hatten einen Abschluss, aber mussten auf mich hören."
Den letzten prüfungsrelevanten Schein hat Werner Kahmann 1999 erworben. Als es in Nordrhein-Westfalen Studiengebühren gab, war er nicht eingeschrieben – sonst hätte er sogar 77 Semester auf dem Buckel. Geschadet hat ihm das Dauerstudium nicht: Seine Abschlussprüfung hat er immerhin mit Note zwei gemacht. Sein Prüfer, der Physikprofessor Johannes Goeke rät Möglichen weiteren Nachzüglern, noch in diesem Semester mit ihrem Dasein als Dauerstudent abzuschließen:
"Unbedingt sputen! Die Prüfungsordnungen, die haben sich ja insoweit geändert, dass neue Fächer hinzugekommen sind, alte sind aussortiert worden. Deswegen ist es sehr, sehr ratsam, in die Sprechstunden der einzelnen Professoren zu gehen. Aber die Leute müssen dann auch kommen und sich beraten lassen. Ich kann das nur jedem empfehlen."
Das Düsseldorfer Wissenschaftsministerium hat folgende Faustregel herausgegeben: Einen Rechtsanspruch auf eine Diplomprüfung hat man bis zum Ablauf der Regelstudienzeit plus der Hälfte dieser Zeit. Macht bei den meisten technischen Studiengängen acht plus vier gleich zwölf Semester, innerhalb derer das Diplom gemacht werden muss. Jede Hochschule kann nun eigene, auch großzügigere Fristen festlegen. Die FH Köln überlässt das sogar den jeweiligen Prüfungsausschüssen der Fakultäten. Die Prüfer ihrerseits wollen lieber in die Zukunft blicken und den Kopf freibekommen für die Herausforderungen, die der kommende doppelte Abiturjahrgang bringt, anstatt sich noch mit alten Diplomstudienordnungen auseinanderzusetzen. Prüfer Johannes Goeke:
"Wir müssen ja eine Fülle von Klausuren anbieten, damit Scheine nachgeholt werden können. Wenn da zu viel fehlt und da auch noch nachstudiert werden muss, dann ist es ja irgendwann mal unmöglich. Also, wenn jetzt jemand käme, der nur noch die Diplomarbeit schreiben müsste: Ich glaube, da würden wir sicherlich eine Lösung finden. Das Problem sind die ausstehenden Prüfungen."
Heißt gerade für Dauerstudenten: Wer scheinfrei ist, der sollte es unbedingt jetzt wagen und bei seinem alten Prof ein Diplomarbeitsthema verabreden und sich danach der mündlichen Abschlussprüfung stellen. Um eine der letzten Diplomurkunden zu ergattern, die das deutsche Hochschulsystem noch zu vergeben hat. Auch wenn früher erbrachte Studienleistungen generell nicht verfallen oder ungültig werden: Für einen Bachelor im gleichen Fach sind neue Scheine nötig. Für den bekennenden Bummelstudenten Werner Kahmann hätte das sechs weitere Prüfungen bedeutet. Auch deshalb hatte er sich aufgerafft - zur letztlich erfolgreichen Diplomprüfung nach 39 Jahren. Außerdem hat er seinen Studienabschluss an die Deutsche Rentenversicherung gemeldet – und freut sich, dass nun sogar ein Teil seines über 30-jährigen Studentenlebens für die Rente angerechnet wird.