Romtouristen, die zufällig, durch die Via di Ripetta gehen, halten das Ganze für eine Art urbanen Campingplatz. Mehrere Zelte stehen auf dem Grün von Blumenrabatten unter hohen Palmen. Erst auf dem zweiten Blick sieht man die von Hand bemalten Transparente, die aus den Fenstern des Gebäudes hängen. Über dem Eingangsportal steht "Kunstakademie" geschrieben. Hier studiert auch Mauro Vaghetti im dritten Jahr Kunst. Auch er "wohnt" seit Tagen in einem der Zelte:
"Das hier ist kein sommerliches Capriccio! Seit 12 Jahren verspricht man uns Kunststudenten unseren Studienabschluss endlich dem einer Hochschule anzupassen. Und was ist bisher geschehen? Gar nichts!"
Wenn Mauro seinen Abschluss an der römischen Kunstakademie in der Via di Ripetta macht, wird er keinen Nachweis eines akademischen Grades in seinen Händen halten, wie das in Deutschland der Fall ist. Der Nachwuchskünstler aus Rom erhält lediglich ein "diploma", eine Art Zeugnis. Es wird nach drei, vier oder mehr Jahren, das hängt von der Studienrichtung ab, und einer bestimmten Zahl von Prüfungen vergeben. Ein Abschlusszeugnis, das aber nicht dem Abschluss einer Hochschule entspricht, als keinem akademischen Grad gleichkommt. So kann der Absolvent einer italienischen Kunstakademie sich nicht zu einem Aufbaustudiengang an eine Hochschule einschreiben, weil er, aufgrund seines Abschlusses, dazu nicht die akademische Voraussetzung besitzt. Mauro Vaghetti:
"Uns werden ja keine vollwertigen Hochschulabschlüsse zugestanden. Wir können hier in Italien in Sachen Kunst keine Doktorarbeiten machen oder Masterstudiengänge absolvieren, wie das in den meisten anderen Ländern der Fall ist. Wir können also nicht auswärts von Italien unsere Studien fortsetzen."
Das Studium an Kunsthochschulen in Deutschland führt zu unterschiedlichen Abschlüssen. Neben dem Diplom, Mastergraden und Doktoraten existieren je nach inhaltlicher Ausrichtung auch Abschlussbezeichnungen wie Graduierter Künstler, Akademiebrief und so weiter. In Italien ist das anders. Vor allem deshalb, weil der rechtliche Status von Kunstakademien beträchtlich variiert. In Italien existieren Kunsthochschulen parallel zum Hochschulwesen als eigenständige Einrichtungen. Und: sie unterstehen nicht wie alle anderen Bildungseinrichtungen von der Grund- bis zur Hochschule dem Wissenschafts-, sondern dem Kulturministerium. Und so werden keine akademischen Grade, sondern nur eigene Diplome vergeben.
In Rom und anderswo in Italien protestieren deshalb seit Tagen Kunststudenten, ihre Professoren und bekannte Künstler wie Jannis Kounellis und Arnaldo Pomodoro gegen diese Realität. Sie haben die Kunstakademien besetzt und wollen sie erst wieder verlassen, wenn die Bildungsministerin ein Einsehen hat und sich verpflichtet, einen Studienabschluss zu schaffen, der dem von Hochschulen gleichgesetzt wird. Den Studierenden geht es also nicht um Studieninhalte, die sind in Italien die gleichen wie in Deutschland, sondern um eine vollständige Anerkennung ihres Abschlusses als akademischen Grad.
Die Malerin Claudia Santis lehrt an der römischen Kunsthochschule:
"Wenn die jungen Leute an eine normale Hochschule wechseln möchten, können sie das nicht unbedingt, denn ihre absolvierten Prüfungen an der Kunstakademie werden gar nicht oder nicht voll anerkannt. Meine Studenten können folglich nicht an Ausschreibungen für internationale Kunstpreise, die von Hochschulen vergeben werden, teilnehmen. Ganz zu schweigen von internationalen Projekten im Ausland!"
Die Protestierenden verweisen auf die Tatsache, dass die Institution der Kunstakademie in Italien entstanden ist. 1563 mit der Einrichtung der "Accademia delle Arti del Disegno" in Florenz; die erste Kunstakademie Europas. Dieses Ausbildungsmodell fand europaweit Nachahmung. Trotz dieser altehrwürdigen Geschichte sind die rund 19.000 italienischen Kunststudenten benachteiligt.
In einem Protestschreiben an die Bildungsministerin und den Staatspräsidenten verweisen sie auf Artikel 33 der italienischen Verfassung. Darin heißt es, dass die Akademien wie die Hochschulen die wichtigsten Bildungsinstitutionen des Landes darstellen. Daraus ergebe sich, so die Studierenden und die sie unterstützenden Professoren, das Recht auf einen gleichwertigen akademischen Abschluss.
"Das hier ist kein sommerliches Capriccio! Seit 12 Jahren verspricht man uns Kunststudenten unseren Studienabschluss endlich dem einer Hochschule anzupassen. Und was ist bisher geschehen? Gar nichts!"
Wenn Mauro seinen Abschluss an der römischen Kunstakademie in der Via di Ripetta macht, wird er keinen Nachweis eines akademischen Grades in seinen Händen halten, wie das in Deutschland der Fall ist. Der Nachwuchskünstler aus Rom erhält lediglich ein "diploma", eine Art Zeugnis. Es wird nach drei, vier oder mehr Jahren, das hängt von der Studienrichtung ab, und einer bestimmten Zahl von Prüfungen vergeben. Ein Abschlusszeugnis, das aber nicht dem Abschluss einer Hochschule entspricht, als keinem akademischen Grad gleichkommt. So kann der Absolvent einer italienischen Kunstakademie sich nicht zu einem Aufbaustudiengang an eine Hochschule einschreiben, weil er, aufgrund seines Abschlusses, dazu nicht die akademische Voraussetzung besitzt. Mauro Vaghetti:
"Uns werden ja keine vollwertigen Hochschulabschlüsse zugestanden. Wir können hier in Italien in Sachen Kunst keine Doktorarbeiten machen oder Masterstudiengänge absolvieren, wie das in den meisten anderen Ländern der Fall ist. Wir können also nicht auswärts von Italien unsere Studien fortsetzen."
Das Studium an Kunsthochschulen in Deutschland führt zu unterschiedlichen Abschlüssen. Neben dem Diplom, Mastergraden und Doktoraten existieren je nach inhaltlicher Ausrichtung auch Abschlussbezeichnungen wie Graduierter Künstler, Akademiebrief und so weiter. In Italien ist das anders. Vor allem deshalb, weil der rechtliche Status von Kunstakademien beträchtlich variiert. In Italien existieren Kunsthochschulen parallel zum Hochschulwesen als eigenständige Einrichtungen. Und: sie unterstehen nicht wie alle anderen Bildungseinrichtungen von der Grund- bis zur Hochschule dem Wissenschafts-, sondern dem Kulturministerium. Und so werden keine akademischen Grade, sondern nur eigene Diplome vergeben.
In Rom und anderswo in Italien protestieren deshalb seit Tagen Kunststudenten, ihre Professoren und bekannte Künstler wie Jannis Kounellis und Arnaldo Pomodoro gegen diese Realität. Sie haben die Kunstakademien besetzt und wollen sie erst wieder verlassen, wenn die Bildungsministerin ein Einsehen hat und sich verpflichtet, einen Studienabschluss zu schaffen, der dem von Hochschulen gleichgesetzt wird. Den Studierenden geht es also nicht um Studieninhalte, die sind in Italien die gleichen wie in Deutschland, sondern um eine vollständige Anerkennung ihres Abschlusses als akademischen Grad.
Die Malerin Claudia Santis lehrt an der römischen Kunsthochschule:
"Wenn die jungen Leute an eine normale Hochschule wechseln möchten, können sie das nicht unbedingt, denn ihre absolvierten Prüfungen an der Kunstakademie werden gar nicht oder nicht voll anerkannt. Meine Studenten können folglich nicht an Ausschreibungen für internationale Kunstpreise, die von Hochschulen vergeben werden, teilnehmen. Ganz zu schweigen von internationalen Projekten im Ausland!"
Die Protestierenden verweisen auf die Tatsache, dass die Institution der Kunstakademie in Italien entstanden ist. 1563 mit der Einrichtung der "Accademia delle Arti del Disegno" in Florenz; die erste Kunstakademie Europas. Dieses Ausbildungsmodell fand europaweit Nachahmung. Trotz dieser altehrwürdigen Geschichte sind die rund 19.000 italienischen Kunststudenten benachteiligt.
In einem Protestschreiben an die Bildungsministerin und den Staatspräsidenten verweisen sie auf Artikel 33 der italienischen Verfassung. Darin heißt es, dass die Akademien wie die Hochschulen die wichtigsten Bildungsinstitutionen des Landes darstellen. Daraus ergebe sich, so die Studierenden und die sie unterstützenden Professoren, das Recht auf einen gleichwertigen akademischen Abschluss.