Malte Lück, Architekturstudent an der TU Darmstadt, bekam heute morgen Post von seinem Dekan. Der Brief galt der ungewöhnlichen Diplomarbeit, mit der Lück im Januar des Jahres im Prüfungssekretariat auftauchte. "Ich habe einen Menschen abgegeben, der für zehn Tage - das ist die Frist, in der die Diplomarbeiten bei uns bis zur Benotung gelagert werden - Wasser und Astronautennahrung hat", berichtet Malte Lück, der selbst als die lebende Diplomarbeit fungierte. "Die ursprüngliche Aufgabenstellung war, einen Flughafen zu bauen. Da ich der Meinung bin, dass die Architekten Lebensqualität und Lebensräume langfristig sichern und qualitativ hochwertig gestalten sollten, muss man sich hierbei fragen: Ist heute überhaupt ein Flughafen nötig." Lück beantwortete diese Frage klar mit Nein. Statt sich der Aufgabe zu entziehen, war es ihm jedoch wichtig, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man Strukturen ändern kann. Seine Idee, sich selbst als Diplomarbeit abzugeben, sollte Diskussionen anregen und provozieren. Im Sekretariat war man zunächst fassungslos, erzählt Lück: "Die haben das, glaube ich, als Scherz aufgefasst." Formal korrekt hatte sich Lück aber auch selbst unterschrieben und bekam schließlich auch einen Eingangsstempel auf die Haut gedrückt. "Die Zehntage-Frist, bis die Kommission die Noten festsetzt, ist die abgegebene Arbeit normalerweise nicht öffentlich. Da ich aber lebe, durfte man mich aber auch nicht einsperren. So stand ich dann zehn Tage im öffentlichen Raum, in der Universität zur Verfügung." Am Ende stand Lück jedoch - nicht ganz unerwartet - auch ohne Diplom da. "Ich habe sehr hoch gepokert", so der Student. "Einerseits habe ich etwas gewonnen, nämlich die Erfahrung, dass ich so auch etwas ändern kann, andererseits aber erst einmal nicht das Diplom bekommen." Bei Dekan und Professoren erntete Malte Lück trotz Ablehnung der Prüfungsarbeit Respekt. In ihrem Brief schrieben sie: "Wir sehen in ihrem Vorgehen den unschätzbaren Wert bestätigt, architektonische Aufgaben kritisch zu hinterfragen und dieser Einstellung eine ganz persönliche Ausdruckskraft zu verleihen." Seine Aktion sei ein hoch zu schätzendes Ergebnis der Lehre nach dem Darmstädter Modell - es fehlte jedoch die inhaltliche, konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema.
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