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Diplomatie der Forscher

Gute Wissenschaftler werden abgeworben, Ingenieure und Ärzte verlassen das Land - Schuld ist der so genannte "brain drain" in Deutschland. Deshalb plädiert der Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Georg Schütte, für eine neue Handlungsperspektive in der Außenpolitik. Ziel sei es, im Wettbewerb um die klugen Köpfe konkurrenzfähig zu bleiben.

Moderation: Sandra Pfister | 22.09.2006
    In Deutschland habe man eine Außenwirtschaftspolitik formuliert und unterstütze so deutsche Unternehmen bei ihren wirtschaftlichen Aktivitäten im Ausland. Wenn man die globale Wissenschaftsgesellschaft ernst nehmen wolle, brauche man etwas Ähnliches auch in der Wissenschaft, sagte der Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.

    Es gebe zwar schon vielfältige Aktivitäten wissenschaftlicher Organisationen und einzelner Akteure wie zum Beispiel Auslands-Campuse an Universitäten. Um international mithalten zu können, sei aber eine Unterstützung von der staatlichen Seite notwendig. Dabei könnte man sich noch besser mit den Außenvertretungen Deutschlands in der Welt kurzschließen.

    Dort gebe es Wissenschafts- und Kulturreferenten, die die Arbeit der Mittlerorganisationen unterstützten. Zwischen den einzelnen Bereichen der Bundesregierung, den Ministerien wie Bildungsministerium, Auswärtiges Amt, Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Wirtschaftsministerium könne noch mehr gemeinsam formuliert und gehandelt werden. "So können wir mit einer Stimme Deutschlands in der Welt sprechen", sagte Schütte.

    Der Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung forderte, dass man die internationalen Beziehungen der Wissenschaft als Politikbereich ernst nehmen müsse. Deshalb sollten Gremien geschaffen werden, die zwischen den Ministerien koordinieren und vermitteln. Die Informationen der deutschen Botschaften könne man einfließen lassen, um zu wissen, was andere Länder täten und was man von ihnen lernen könne.

    Ziel dieser Politik sei es, konkurrenzfähig zu bleiben im Wettbewerb um die klugen Köpfe und Talente. Dabei komme den Wissenschafts- und Austauschorganisationen sowie den Universitäten und der Hochschulrektorenkonferenz eine bedeutende Rolle zu. "Sie sind das Scharnier zwischen der Regierungspolitik und den lokalen Akteuren", sagte Georg Schütte. Wissenschaft sei immer lokal und könne nicht über die Köpfe der Akteure hinweg gestaltet werden.

    Das vollständige Gespräch mit Georg Schütte können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-On-Demand-Angebot nachhören.