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Diplomatin in Sachen Klimaschutz

Unter anderem auf ihren Schultern ruhen die Hoffnungen vieler Klimaschützer in diesem Jahr: Connie Hedegaard, Dänemarks Klimaministerin. Denn in Kopenhagen findet in diesem Jahr eine wichtige, wenn nicht gar die wichtigste Verhandlungsrunde der UN-Klimaschutzkonferenz statt. Es geht um die Frage, welche Rolle der Klimaschutz international künftig spielen wird, wenn 2012 der Klimaschutzvertrag von Kyoto ausläuft.

Von Marc-Christoph Wagner |
    Es war eine Überraschung, als Connie Hedegaard 2004 in die Politik zurückkehrte. Einst ein Hoffnungsträger der Konservativen Partei, Parlamentsabgeordnete schon mit 23 Jahren, beendete sie 1990 ihre politische Laufbahn. Hedegaard wechselte in den Journalismus, wurde vier Jahre später Nachrichtenchefin des Dänischen Rundfunks, dann eine der profiliertesten Moderatorinnen des Landes. Als Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen ihr dann aber den Posten der Umweltministerin anbot, schlug sie zu. Jørgen Steen Nielsen, preisgekrönter Umwelt- und Klimaexperte der linksliberalen Tageszeitung Information, hält Hedegaard für eine gute Wahl:

    "Sie ist sehr leidenschaftlich, sehr engagiert. In all den Jahren, in denen ich nun schon über Umwelt- und Klimapolitik berichte, gab es immer wieder Minister, die eine Art Offenbarung hatten, nachdem die Experten sie erst einmal mit der Materie vertraut gemacht hatten. Auch Connie Hedegaard hat verstanden, dass wir vor erheblichen Problemen und Herausforderungen stehen. Aber auch, dass wir etwas tun können, solange der politische Wille vorhanden ist."

    Hedegaard bedeutete eine Zäsur mit der bisherigen Umwelt- und Energiepolitik der rechtsliberal-konservativen Regierung. Hatte Dänemark sich in den 1990er Jahren unter sozialdemokratischer Führung massiv für den Ausbau erneuerbarer Energien engagiert, bedeutete der Regierungswechsel im Jahr 2001 deutliche Einsparungen der Versuchs- und Fördermittel. Drei Jahre später änderte sich das Bild erneut. Connie Hedegaard:
    "In Zukunft wird man hoffentlich auf meine Ministerzeit zurückblicken und sehen, damals wurden erneuerbare Energien nicht nur ausgebaut wie noch nie zuvor, sondern es wurde ein neuer, ganzheitlicher Ansatz geschaffen. Es ist ja keine Kunst, neue Windräder aufzustellen und den Anteil der Biomasse zu erhöhen. Die Kunst besteht darin, ein so effizientes Energiesystem, eine so effiziente Infrastruktur wie möglich zu schaffen."

    Unter Hedegaard bewarb sich Dänemark erfolgreich um die Ausrichtung des UNO-Klimagipfels 2009, jenen Gipfel also, auf dem ein Nachfolgeabkommen für das auslaufende Kyotoprotokoll beschlossen werden soll. Eine enorme Herausforderung, der sich Hedegaard nun gänzlich widmet. Ende 2007 wurde neben dem Umwelt- ein eigenes Ministerium für Klima- und Energie geschaffen. Ein Jahr vor den entscheidenden Verhandlungen zeigt sich Hedegaard optimistisch, der Kopenhagener Gipfel könnte eine Trendwende in der globalen Klimapolitik einleiten:

    "Es gibt fast keinen Tag, an dem man nicht die Zeitung aufschlägt und neue Schreckensmeldungen liest. In diesen Tagen hat die Weltorganisation für Meteorologie gewarnt, noch nie sei die Eisschmelze in der Arktis so groß gewesen wie heute. Dass die Klimaprobleme heute so offensichtlich sind, das schafft bei den Akteuren auch einen größeren Willen, zu handeln und Kompromisse einzugehen – national wie international."

    Insbesondere freut sich Hedegaard über die neuen Töne aus den USA. Im Dezember kündigte der kommende Präsident Barack Obama einen radikalen Kurswechsel in der Umwelt- und Klimapolitik seines Landes an. Mit aller Macht würden sich die USA künftig für den Abschluss einer weltweiten Klimavereinbarung engagieren. Für Obama selbst genieße der Kampf gegen den Klimawandel oberste Priorität.

    "Jetzt gibt es eine Chance des Handelns – eine Chance, die wirklich einmalig ist. Es wäre katastrophal, würden wir uns diese entgehen lassen."