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Diplomthema Biersorten

Die sommerlichen Temperaturen, die wir seit einigen Wochen schon haben, reizen nicht nur zum Faulenzen auf der Wiese, zum alle Viere von sich strecken und Vorlesung per Skript verfolgen. Wenn's auch am Abend dann immer noch angenehm warm ist, trifft man sich pflichtgemäß im Biergarten – zum kühlen Hefeweizen, Pils oder Altbier. Ob man am nächsten Morgen dann aber auch fit und ohne Kopfschmerzen im Seminar sitzt, entscheidet sich meist schon bei der ersten Runde. Denn: Wie stark der Kater am darauffolgenden Tag wird, hängt nicht nur von der Menge des getrunkenen Bieres ab, sondern auch von der Sorte.

    Ein Beitrag von Julia Tzschätzsch

    Siegrun Mohring von der Fachhochschule in Steinfurt hat für ihre Diplomarbeit im Fachbereich Chemieingenieurwesen Kölsch, Altbier und Co. auf ihr Katerpotenzial untersucht...

    Die Idee kam dadurch, dass wir versucht haben, ein Diplomarbeitsthema für mich zu finden – mein Prof hat mir dieses Thema angeboten. Und da ich selber auch manchmal ganz gerne Bier trinke und auch mit meinen Eltern gesprochen habe, die gesagt haben...oder mein Vater der hat gesagt: "Pilsener Urquell ist das beste Bier". Und das musste ich dann mal untersuchen - natürlich.!

    Im weißen Kittel, mit Schutzbrille auf der Nase und Reagenzglas in der Hand stand Siegrun Mohring daraufhin monatelang im Labor und schaute tief ins Glas. Insgesamt 25 verschiedene Biersorten und -marken hat sie mithilfe ihres Professors und der so genannten "einfachen Destilliermethode" unter die Lupe genommen....

    Ich nehme die Flasche Bier und destilliere eine bestimmte Menge. Die Destillation führe ich durch, um Stoffe wie Zucker, Proteine und so weiter, die auch im Bier enthalten sind, abzutrennen...

    Das destillierte Bier spritzt Siegrun Mohring in einen so genannten Gaschromatographen. Darin wird das Bier in seine einzelnen Bestandteile zerlegt – welche das genau sind, steht dann im chemischen Protokoll: dem Chromatogramm...

    Und dieses Chromatrogramm oder die Flächen von diesem Chromatorgramm benutzte ich zur Auswertung, wie viel Fuselalkohol enthalten ist.

    Und genau von dieser Konzentration des Fusels im Bier hängt dann später auch unter anderem das körperliche Wohlbefinden am nächsten Tag ab. Einmal geschluckt, wird Fusel in der Leber zu Giftstoffen umgebaut. Die wiederum führen zu einer Unterversorgung von Sauerstoff im Gehirn – und das tut am nächsten Morgen weh...

    Es hat sich halt herausgestellt, dass obergärige Biere grundsätzlich etwas mehr Fuselalkohole erhalten und untergärige weniger, wobei bei den obergärigen Biere die Weizenbiere offensichtlich noch eine besondere Rolle spielen, was aber wahrscheinlich an dem Rohstoff Weizen liegt und bei anderen Bieren die Gerste.

    Neben Weizen sind auch Kölsch und Altbier echte Schädelspalter. In Pils oder Export befindet sich dagegen in der Regel wenig Fusel. Allerdings spielt auch das Namensetikett auf der Flasche eine wichtige Rolle. Der Anteil von Fusel im Pils zum Beispiel schwankt von Marke zu Marke erheblich. Da kommt es schon mal vor, dass ein bestimmtes Pils in Sachen Fusel sogar das Weißbier toppt...

    Wobei dieses Fuselalkohole natürlich auch Geschmacksträger, also auch für den besonderen Geschmack einer jeden Biersorte verantwortlich sind, und das Bier sonst labberig schmecken würde, wenn sie nicht enthalten wären.

    Über labberiges Bier können sich die beiden Münsteraner Studenten Christian Schiffler, Zahnmedizin, und Tim Brechler, Bauingenieurwesen, derzeit nicht beklagen. Entspannt sitzen sie mit ihren Kommilitonen im Biergarten; der nächste Tag ist vorlesungsfrei – idealer Zeitpunkt, für ihre Fuseldosis...

    Mein Lieblingsbier ist Pils – also das ist lecker herb, schön erfrischend und da kann man ganz viele von an einem Abend trinken ohne dass einem schlecht wird

    ...mein Lieblingsbier ist Pils, aber im Biergarten trinke ich am liebsten Weizen – einfach weil's so urig ist...

    Urig schmeckt es Schiffler und Brechler aber auch nur bis zum vierten Weizenglas – vor dem hohen Fuselgehalt hat selbst ihre Leber schon kapituliert...der praktische Beweis also für Siegrun Mohrings Diplomarbeit:

    Ich muss leider Gottes sagen, wenn man sich mit Weizen richtig abgeschossen hat, dass es einem dann wirklich schlechter geht als mit irgendwie irgendwelchem sehr trockenen Pils oder so was....Ich hatte sehr viel Weizen getrunken, das war in einer bekannten Cocktailbar hier in Münster und dann waren wir noch tanzen und dann habe ich noch ein mit Tequila aromatisiertes Biermischgetränk getrunken, aber ich glaube es war auf die zig Weizen vorher zurückzuführen, dass mir der ganze Abend danach so ein bisschen durch den Kopf ging und der ganze Nächste Tag auch in den Seilen war....

    Ob die Fuselkonzentration im Bier jetzt hoch oder niedrig ist – ab einer bestimmten Menge macht es dann auch nichts mehr aus, ob man sich mit Weizen, Pils oder Dunkelbier den Schwips angetrunken hat. Der Kater ist da fast vorprogrammiert.