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Direktor des Städel-Museums
Max Hollein geht von Frankfurt nach San Francisco

Der Direktor des Frankfurter Städelmuseums, Max Hollein, wird Frankfurt verlassen und nach San Francisco an das Fine Arts Museum gehen. In Frankfurt lässt man ihn ungerne ziehen, denn er lockte zahlreiche Besucher an und machte das Städel zu einem der weltweit bekanntesten Museen. Doch nun wird er sich einer neuen Herausforderung stellen.

Von Stefan Koldehoff |
    Max Hollein am 21.01.2015 in den Räumen des Städel-Museums in Frankfurt am Main.
    Max Hollein - hier noch in den Räumen des Städel-Museums in Frankfurt am Main (picture alliance / dpa / Christoph Schmidt)
    Nicht Berlin, nicht Dresden, nicht München oder Köln – und schon gar nicht Hamburg: Frankfurt war im vergangenen Jahrzehnt die Kunst- und Museumsstadt in Deutschland. Und das war vor allem das Verdienst von Max Hollein. Andere brauchten dafür große Titel wie "Intendant" oder "Generaldirektor".
    Hollein leitete seit 2001 die Schirn-Kunsthalle, 2006 kamen das altehrwürdige Städel-Museum und die Skulpturensammlung im Liebighaus dazu – und für alles genügte ihm der einfache Titel "Direktor". Holleins große Kunst war nämlich das Ermöglichen – das Agieren hinter den Kulissen. Was nicht bedeutet, dass er bei Abendessen und Eröffnungen nicht auch gern selbst präsentierte, was seine großartigen Kuratoren erarbeitet hatten. Ihnen schob er dabei den Erfolg zu, häufig genug, ohne sein eigenes Zutun überhaupt zu beschreiben. Das Geld aber besorgte in Frankfurt Max Hollein. Er hielt die Kontakte zu Sammlern, Unternehmern, Stiftern. Er setzte die Tradition des bürgerlichen, nicht-höfischen Museums fort, als das das Städel vor 200 Jahren gegründet worden war. Und er erweiterte die Sammlung um Fotografie und Kunst der Gegenwart – nicht ausschließlich zur Freude anderer Frankfurter Museen.
    Dürer und Kippenberger, Raffael und Koons, Nolde und Courbet, Yoko Ono und die Frauen des "Sturm": Mit Städel und Schirn hatte Max Hollein in Frankfurt Spielorte, in denen jährlich bis zu 20 Ausstellungen stattfanden. Nicht alle hatten Tiefe, manche streiften bestenfalls an der Oberfläche zeitgenössische Phänomene wie Tourismus oder "Die Jugend". Und trotzdem war Frankfurt unter Hollein die Stadt, in der man mindestens drei-, viermal im Jahr staunte und lernte. Denn neben den publikumswirksamen Blockbustern – aktuell die große Manieristen-Schau – gab es immer wieder auch kleine Forschungsausstellungen zu einzelnen Bildern oder Werkgruppen aus der eigenen Sammlung zu sehen. Hollein schätze die Frankfurter Bestände, und er begriff das Museum immer auch als Ort der Bildung.
    Einen Ruf zurück nach New York, wo er in den 90ern am Guggenheim Museum gearbeitet hatte, hat er vor Jahren ebenso abgelehnt wie den Generaldirektorenposten der Museen in seiner Geburtsstadt Wien. Nun wechselt Max Hollein nach San Francisco– an einen Museumsverbund von zwei Häusern ohne herausragende eigene Sammlung, dafür mit anspruchsvollen und selbstbewussten Mäzenen. In den vergangenen Jahren machten diese Häuser vor allem durch seltsame Arbeitsverträge, zahlreiche Kündigungen und Vorwürfe an Trustees Schlagzeilen, diese Mäzene missbrauchten die Museen nur zur Nobilitierung ihrer privaten Sammlungen. Der letzte Direktor verließ schon nach zwei Jahren das Haus. Herausforderungen allerdings hat Max Hollein schon immer geliebt.