Donnerstag, 25. April 2024

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Diskriminierung in der Filmbranche
"Filme und Serien hängen der Realität hinterher"

Regisseurinnen werden systematisch daran gehindert, in der Filmbranche Erfolg zu haben, sagte Barbara Rohm von der Initiative "Pro Quote Regie" im DLF. Deswegen fordert ihr Verein die Einführung einer Quote. Sie bemängelt zudem, dass Stereotype über Frauen und Männer nicht nur hinter der Kamera vorherrschen.

Barbara Rohm im Gespräch mit Bernd Lechler | 11.02.2016
    Zu viele Männer hinter der Kamera: Die Initiative "Pro Quote Regie" fordert eine Quote für Regisseure.
    Zu viele Männer hinter der Kamera: Die Initiative "Pro Quote Regie" fordert eine Quote für Regisseurinnen. (dpa/picture alliance/Georg Wendt)
    "Im Debütbereich ist es noch ausgeglichen," so Rohm. Aber sobald es darum gehe, sich zu etablieren, "prallen Frauen gegen eine Wand." Und das unabhängig davon, ob sie Kinder hätten. Selbst preisgekrönte Debütantinnen bekämen keine Angebote. Das liege auch am Geschlechterverhältnis in Fernsehsendern: Nur 11 Prozent der Sendeminuten werden laut Rohm von Frauen inszeniert - dementsprechend wenige Regisseurinnen würden von den Sendern angefragt.
    "Qualität ist eine Folge von Geschlechtergerechtigkeit"
    Eine Umfrage der Filmuniversität Potsdam habe ergeben, dass fünf Jahre nach dem Abschluss 100 Prozent der männlichen Absolventen in ihrem Beruf als Regisseur arbeiteten - von den weiblichen nur 25 Prozent. Die Genderforschung zeige, dass auf Stereotype zurückgegriffen wird, so Rohm. So werden etwa einem Mann bestimmte Verhaltensweisen positiv ausgelegt, dieselben Eigenschaften bei einer Frau jedoch negativ. Und das habe Einfluss auf die Vergabe von Filmproduktionen: "Ich beauftrage immer den, dem ich es am meisten zutraue."
    Die Einführung einer Quote würde die Qualität in der Branche steigern, meint Rohm: "Wir können nicht innovativ und modern sein, wenn wir die Hälfte der Geschichtenerzähler ausschließen. Kultur profitiert von Vielfalt. Qualität ist eine Folge von Geschlechtergerechtigkeit."
    Das gesamte Gespräch mit Barbara Rohm können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.