Mittwoch, 24. April 2024

Diskussion
Das Ohr zur Welt

Radio gilt als privates Medium. Heutzutage hört man meist allein oder im kleinen Kreis. Die Stimmen aus dem Studio versuchen Intimität herzustellen, „Hörernähe“. Ausflüge des Radios in den öffentlichen Raum sind zwar erwünscht aber nicht die Regel.

Anke Eckardt, H.W. Koch, Christina Kubisch und Paul Plamper im Gespräch mit Marcus Gammel | 16.03.2019
Marcus Gammel
Seit 2009 betreut Marcus Gammel den Klangkunst-Sendeplatz von Deutschlandradio Kultur (Bettina Straub / Deutschlandradio)
// Samstag, 16. März, 12 Uhr, Foyer
Dabei kann man die Sache auch umgekehrt betrachten: Hören – insbesondere Radiohören – ist per se öffentlich. Es kann ja (fast) immer jemand mithören. Im Grunde wird Öffentlichkeit überhaupt erst dadurch hergestellt, dass mehr als zwei Ohren der gleichen Sache lauschen.
Also liegt es nahe, mit Klang künstlerisch in die Öffentlichkeit einzugreifen. Geschult durch John Cage, Fluxus, Performancekunst und die Folgen praktiziert das seit den 1980er Jahren eine wachsende Zahl von Akteuren in Form von Klanginstallation, Klangbrücken, public interventions, audio walks und vielem mehr.
Während die typische Klangkünstlerin in der Regel Bildende Kunst und/oder Musik studiert hat, kommt der einschlägige Hörspielmacher meist vom Theater. Damit verbunden sind zwar unterschiedliche Konzepte von Öffentlichkeit. Es gibt aber einen gemeinsamen Nenner: das Radio. Also sprechen wir mit prominenten Vertreter*innen beider Welten über Öffentlichkeit mit und in der Hörkunst.
Anke Eckardt, Künstlerin und Forscherin, Professorin an der KHM für Sound, hat auch eine Ausbildung als Toningenieurin gemacht. Sie entwickelt u.a. experimentelle audiovisuelle Materialien im Kontext kollaborativer Forschungsprojekte. Als Künstlerin kombiniert sie im Zusammenhang mit physikalischen und architektonischen Begebenheiten Sound, Licht und Materialien wie Beton und Flüssigkkeiten.
Christina Kubisch begann mit Performances und Videokonzerten in den siebziger Jahren. Es folgten seit Beginn der achtziger Jahre raumbezogene Klanginstallationen, Lichträume und Arbeiten im öffentlichen Raum. Zahlreiche Schallplattenveröffentlichungen, elektro-akustische Kompositionen und Radioproduktionen und Live-Auftritte. 1994 bis 2013 war sie Professorin für Audiovisuelle Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken.
H.W. Koch, Kölner Komponist und Soundkünstler, ist Professor für Sound und Leiter des Klanglabors an der KHM. Als Komponist und Soundkünstler beschäftigt er sich am liebsten mit Offensichtlichem, aber Nichtnaheliegendem. Er versucht er die Dinge beim Wort zu nehmen. Dies kann sich auf den Gebrauch von Haartrocknern als kybernetischen Maschinen wie die sehr wörtlich genommene Verwendungen von Laptops als Musikinstrumente beziehen.
Paul Plamper, Hörspielmacher und Hörspielveranstalter, war während des Studiums der Theaterwissenschaft und Germanistik auch als Regieassistent tätig, und arbeitete später für das Berliner Ensemble und die Volksbühne Berlin. Seine WDR- Hörspiele "Hüttenkäse", "Stopper", "TOP HIT leicht gemacht", "Henry Silber geht zu Ende" u.v.a. sorgten für große Aufmerksamkeit. Plamper kuratierte die Hörspiel-Veranstaltungsreihen "Hörspielzentrale" und "Hörspielpark".