Kriminalität
Diskussion über Messerverbot auch in Zügen - Wissenschaftler rät zu Prävention

In der Debatte um den Umgang mit Messern in der Öffentlichkeit fordert der Chef der Eisenbahngewerkschaft EVG, Burkert, ein Waffenverbot in Zügen und Bahnhöfen. Langfristig helfen nach Einschätzung von Kriminologen jedoch eher präventive Maßnahmen.

    Ein ICE auf einer Hochgeschwindigkeitstrasse, darunter die Autobahn.
    Die Eisenbahngewerkschaft EVG fordert ein Waffenverbot in Zügen. (picture alliance / Panama Pictures / Christoph Hardt)
    In Zügen komme es vermehrt zu Übergriffen, sagte EVG-Chef Burkert der Deutschen Presse-Agentur. Das gelte auch für Bahnhöfe. Dadurch sei hier ein einheitliches Waffenverbot gerechtfertigt. Für die Umsetzung brauche es mehr Polizei.

    Messerverbot in der Öffentlichkeit?

    Der Bund Deutscher Kriminalbeamter regte an, über ein generelles Messerverbot in der Öffentlichkeit nachzudenken. Der Vorstoß von Innenministerin Faeser sei ein erster Schritt, sagte der Vorsitzende Peglow der "Bild"-Zeitung. Man sollte aber noch weitergehen. In Deutschland müsse sich niemand bewaffnen.
    Faeser, SPD, will Messer mit Klingen über sechs Zentimeter im öffentlichen Raum verbieten und Springmesser ganz verbieten. Der Koalitionspartner FDP reagierte verhalten auf die Pläne, die Grünen signalisierten Zustimmung.

    Kriminologe Baier: Prävention langfristig wichtig

    Bisher haben einzelne Kommunen räumlich begrenzte Waffenverbotszonen eingerichtet. In Leipzig und Wiesbaden hätten Begleitforschungsprojekte ergeben, dass sich ganz große Wirkungen damit nicht erzielen ließen, erläuterte der Kriminologe Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Sie seien jedoch als temporäre Maßnahmen umsetzbar, da Messer abgegeben würden und somit weniger Waffen auf der Straße seien.
    Langfristig müsse man jedoch mit Präventionsprojekten wie Aufklärungskampagnen ansetzen, sagte Baier dem Deutschlandfunk. Denn Waffenverbotszonen alleine änderten nichts an vorherrschenden Männlichkeitsnormen. Befragungen hätten ergeben, dass jeder dritte männliche Jugendliche ein Messer mit sich führe. Dabei gehe es weniger um den Vorsatz, das Messer tatsächlich einzusetzen, als vielmehr um Gruppennormen. Dabei würden hauptsächlich Messer getragen, mit denen man seine Männlichkeit unterstreichen könne. Taschenmesser mit kurzen Klingen, die von den Verbotsplänen von Innenministerin Faeser ausgenommen sind, gälten hingegen als unattraktiv.

    Weiterführende Links

    Gewalt - Kritik an Faesers Messerverbots-Plänen
    Kriminalität - Herrmann fordert mehr Kontrollmöglichkeiten für Messerverbot
    Diese Nachricht wurde am 13.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.